Kinderbetreuungseinrichtungen informierten bei „Tag der offenen Tür“ Auch bei Tagesmüttern gibt es eine lange Warteliste

Beim ersten „Tag der offenen Tür“ in diesem Jahr informierten alle Kinderbetreuungseinrichtungen in der Schlossstadt über ihre Angebote. Neben den Kindertagesstätten waren erstmals auch die Tagesmütter dabei und präsentierten sich und ihre Arbeit im Kinderhaus Wiesenborn im Wiesenbornweg. Foto: m

Heusenstamm (m) – In früheren Jahren nutzten Eltern den „Tag der offenen Tür“ der Kindergärten, um die verschiedenen Konzepte und Angebote miteinander zu vergleichen und eine Wahl zu treffen.

Schließlich betreuen in Heusenstamm die Stadt, die katholische und die evangelische Kirche sowie die Arbeiterwohlfahrt Obertshausen mit ihrem Waldkindergarten.

Heute scheinen Unterschiede der Angebot kaum noch eine Rolle zu spielen. Es gilt, überhaupt einen Platz in irgendeiner Einrichtung zu ergattern.

Die Suche vieler Familien prägte den Informationstag in allen Häusern. Eine Alternative zu ausgebuchten Kitas bieten die Tagesmütter. Doch auch im Büro von Petra Beißel stapeln sich die Anmeldebögen, mehr als 50 Kinder könnte sich noch vermitteln, doch in der Schlossstadt stehen nur 14 gemeldete und qualifizierte Frauen parat, die über den Kreis Offenbach bezahlt werden. Jolanta Simon ist eine von ihnen, sie arbeitet allerdings „mobil“, das heißt, in der Wohnung ihrer Auftraggeber, wo sie derzeit Ansprechperson für einen Zwölf- und einen 14-Jährigen ist. Auch Katrin Heidenreich arbeitet nur mit Schülern.

„Wir sind durch unsere Ausbildung beim Jugendamt im Besitz einer Pflegeerlaubnis“, erläutert Hidenreich und wirbt für ihren Stand: „Wir sind zeitlich sehr flexibel, bleiben auch mal länger, wenn Mama oder Papa noch arbeiten muss oder im Stau steht.“

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Viele Tagesmütter werden weiterempfohlen oder auf dem Spielplatz angesprochen. Sie übernehmen oft Kinder, deren Geschwister sie schon betreuten. Katrin Heidenreich macht mit einem Internet-Auftritt auf der Facebook-Seite auf ihren Dienst aufmerksam. Die „offene Tür“ zur Gruppe der Tagesmütter befindet sich an diesem Tag in der Bücherei der Kita Wiesenbornweg.

Dieser kommunale Kindergarten arbeitet mit einem offenen Konzept, erläutert Leiterin Gerit Witzel. Die Mädchen und Jungen können sich im Haus frei bewegen, nach ihrem eigenen Interesse zwischen den Angeboten in den Räumen wählen, mit Fingerfarben malen, an einem Spiel im Stuhlkreis teilnehmen, turnen oder aber in dem weitläufigen Garten mit dem herrlichen Ausblick übers Grün der Bieberaue toben.

Diese pädagogische Form setze sich in immer mehr Kindergärten durch, erklärt die Erzieherin, „die Kleinen haben heute andere Bedürfnisse als früher“. Als die Leiterin vor zwölf Jahren begann, servierten ihre Kolleginnen 40 Mittagessen, heute essen 90 der 100 jungen Heusenstammer in der Kita – und alle 24 in der Betreuung der Unter-Dreijährigen. Die Krabbelstube am Schloss ist von 7.30 bis 16 Uhr geöffnet, der Kindergarten von 7 bis 17 Uhr.

Das sei sehr flexibel, meint die Leiterin. 24 Fachkräfte und zwei Auszubildende arbeiten unter dem hohen, schrägen Dach. Gerit Witzel zeigt Verständnis für die Mütter und Väter: „Bei den Wohnungsmieten müssen beide Elternteile arbeiten.“ Viele Familien bevorzugen zwar einen wohnortnahen Kindergarten, sind aber froh, wenn sie überhaupt einen Platz finden. Am 27. Februar entscheiden die Verantwortlichen in allen Häusern, welche der angemeldeten Sprösslingen angenommen werden.

Für die städtischen Anstalten gilt: „Das älteste Kind bekommt den ersten freien Platz“, erläutert Leiterin Witzel. Das käme der jungen Mutter in der evangelischen Kita Jona sehr entgegen. „Wir suchen schon seit drei Jahren“, klagt die Frau, die ganz in der Nähe wohnt. Sie habe ihren dreijährigen Sohn vorübergehend in die Obhut einer Tagesmutter gegeben. Die meisten Eltern haben ihre Sprösslinge bei mehreren oder gar allen Häusern angemeldet, um einen Platz zu ergattern.

Mehr als 50 Namen stehen auf der Warteliste der Anlage an der Leibnizstraße. „Auch unter der Woche kommen immer wieder Eltern vorbei oder rufen an“, sagt Anna Bohlender. Das Mittagessen werde vorgekocht geliefert, beantwortet eine weitere Mitarbeiterin die Frage einer dreiköpfigen Familie.

„Wir sind sehr viel draußen, einmal in der Woche im Wald, einmal kommt unser Begleithund, einmal eine Kunstpädagogin, einmal gestaltet die Pfarrerin einen Vormittag mit einem christlichen Thema“, berichtet Anna Bohlender.

„Jona“ bietet 80 Ü- und ebenfalls 24 U3-Plätze. 20 Erzieherinnen sind beschäftigt, eine Jugendliche macht ein Freiwilliges soziales Jahr, eine andere ein Praktikum, dazu beschäftigt die Kirchengemeinde vier hauswirtschaftliche Kräfte. Es reicht trotzdem nicht: „Die Stadt wird als familienfreundliche beworben, viele junge Leute sind in die Neubaugebiete gezogen, aber die Betreuungsplätze dazu fehlen.“