Mahnende Worte anlässlich des Volkstrauertags „Toleranz ist der Schlüssel zum Frieden“

Gemeinsam mit Mitgliedern der Reservistenkameradschaft und Angehörigen der Feuerwehr legten Vertreter des VdK Heusenstamm, des Magistrats und des Stadtparlaments einen Kranz am Mahnmal auf dem Friedhof Heusenstamm nieder. Foto: Yagmur Tipi

Heusenstamm (yati) – „Was geschehen ist, darf man nicht vergessen, um für die Zukunft dagegen gefeit zu sein“, sagte einst Ignatz Bubis. Und genau gegen dieses Vergessen möchten die Beteiligten der diesjährigen Gedenkfeier zum Volkstrauertag vorgehen. Sie erinnerten an die Kriegsgefallenen und an die Opfer von Gewalt.

„Wir wollen Frieden auf der Welt erreichen und gedenken der Opfer von Gewalt.“ Mit diesen Worten eröffnete der erste Vorsitzende des VdK Ortsverbands Heusenstamm, Friedrich Wingerter, die Gedenkfeier zum Volkstrauertag. Im Auftrag der Stadt Heusenstamm veranstaltet der VdK Ortsverband Heusenstamm jedes Jahr auf dem Friedhof eine Feier mit Kranzniederlegung zum Gedenken an die Kriegs- und Gewaltopfer.

Nach der kurzen Eröffnung durch den ersten Vorsitzenden, stimmte der Chor „Canto Corale Heusenstamm“ einen Gesangsvortrag an. Anschließend verlas Pfarrerin Susanne Winkler ein Gebet. „Lasst uns beten! Wir gedenken heute der Millionen Toten, Verwundeten und Opfern von Gewalt. Wir beten für alle leidenden Menschen. Lieber Gott, wir bitten dich um Frieden zwischen den Völkern. Wir bitten dich um Mut und Entschlossenheit. In Sehnsucht nach Frieden sind wir alle miteinander verbunden. Wir bitten dich um Frieden“, trug Susanne Winkler vor. Es folgte noch ein Gesangsvortrag des Canto Corale, die die Trauerhalle mit ihren Stimmen füllten.

Anschließend hielt der Vorsitzende des VdK Ortsverbands Heusenstamm eine Gedenkrede. „Vor genau 100 Jahren, im Jahre 1919, wurde vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge der Volkstrauertag vorgeschlagen. Niemand ahnte damals, dass nur 17 Jahre später ein weit schlimmerer Krieg ausbrechen sollte“, so Wingerter. Leider sei der Gedenktag derzeit besonders wichtig und aktuell. „Durch den schrecklichen Krieg in Syrien werden wir damit konfrontiert, dass Frieden auch heute in vielen Teilen der Welt keine Selbstverständlichkeit ist“, so Wingerter weiter. Die Geschichte mahne uns, für Frieden, Demokratie und Menschlichkeit einzutreten, sagte der Vorsitzende. „Die Erinnerung an die Vergangenheit ist die Wurzel unseres Verständnisses von Staat und Gesellschaft“, betonte Wingerter. Es dürfe keinen Schlussstrich geben. Um einem schleichenden Prozess des Vergessens entgegenzuwirken, bedürfe es Menschen, die uns jedes Jahr am Volkstrauertag vor Augen führen, dass Krieg und Gewalt ihre Opfer fordern würden. „Deshalb sind wir aufgerufen, überall in der Welt für menschenwürdige Lebensverhältnisse einzutreten“, forderte Wingerter auf. Man dürfe sich nicht der scheinbar wachsenden Übermacht von Hass, Willkür und Intoleranz ergeben. „Denn Toleranz ist der Schlüssel zum Frieden. Der Volkstrauertag nimmt uns in die Pflicht, den Menschen und die Menschlichkeit in den Mittelpunkt unseres täglichen Handelns zu stellen“, erklärte Wingerter abschließend.

Im Anschluss hielt der Bürgermeister Halil Öztas eine Gedenkansprache. „Sehen Sie diesen Tag als Tag der Trauer und der Mahnung, aber auch der Hoffnung auf Versöhnung und als Verpflichtung für die Zukunft“, so Öztas. „Viele Millionen Opfer der beiden Weltkriege und die täglich neuen Opfer von Gewalt und Verbrechen haben uns gelehrt, nicht zu vergessen“, so der Bürgermeister.

Wir seien längst auch in aktuelle vermeintlich ferne Krisenherde involviert, sagte Öztas. Es stelle sich immer wieder die Frage, ob wir genug und ob wir vor allem das Richtige tun würden, um Krieg und Terror heute und für die Zukunft zu vermeiden. Die Konflikte in den Krisenherden seien bei uns angekommen. „Wir müssen mit den Menschen reden und sie sollten uns von ihren Schicksalen erzählen“, so der Bürgermeister. Für die Zukunft müsse man Erinnerungslücken vermeiden und dürfe die Geschichte nicht vergessen. „Freiheit und Demokratie entstehen nicht von alleine und bleiben nicht von alleine erhalten“, so Bürgermeister Öztas. Es brauche Menschen, die die Demokratie und Freiheit erkämpfen und bewahren, die sie schützen und stärken. Wir alle seien dazu aufgefordert unseren Beitrag zum Erhalt des Friedens zu leisten. „Wir dürfen menschlichem Leid gegenüber nie gleichgültig sein. Zivilcourage ist nicht nur ein Wort – es ist ein Lebenszeichen einer menschlichen Gesellschaft“, sagte der Bürgermeister abschließend.

Daran folgte ein Gesangsvortrag des Canto Corale. Zum Abschluss der Gedenkfeier, bedankte sich Wingerter noch einmal bei allen Beteiligten. „Mein Dank geht an Canto Corale Heusenstamm, an die Pfarrerin Susanne Winkler als Vertreterin der Kirchengemeinden, an den Bürgermeister Halil Öztas, an Michael Hittel und den Trompeter der Stadtkapelle Heusenstamm. Ein herzliches Dankeschön an die Reservistenkameradschaft Offenbach Stadt und Kreis sowie an die freiwilligen Feuerwehren von Heusenstamm und Rembrücken. Danke auch an das Gremium der Stadt Heusenstamm, an die Fraktionen und Vereine für ihre Teilnahme.Gemeinsam begleiteten die Anwesenden den Kranz zum Ehrenmal.

Nach der Kranzniederlegung und dem Totengedenken spielte der Trompeter der Stadtkapelle das Stück „Ich hatt´ einen Kameraden“