150 JAHRE TSV HEUSENSTAMM Blasorchester seit 1909 fester Bestandteil im Verein Eine Tombola als Startschuss

Das TSV-Blasorchester tritt auch außerhalb der Schlossstadt auf, wie hier im Biergarten der Gaststätte „Wilde Rose Keller“ in Bamberg.

Heusenstamm – Die TSV Heusenstamm begeht in diesem Jahr ein stolzes Jubiläum. Vor 150 Jahren, am 15. Juni 1873, gründen 22 junge Männer in der Gaststätte „Zum Tivoli“ den Turnverein Heusenstamm (TV), Vorläufer der TSV. In loser Reihenfolge blickt die Redaktion unserer Schwester-Zeitung Offenbach-Post auf die Geschichte der Abteilungen zurück und wirft einen Blick in die Zukunft.

Das Blasorchester ist seit mehr als 110 Jahren fester Bestandteil des ältesten Heusenstammer Sportvereins. Bei seiner Gründung anlässlich des 34. Gauturnfestes in der Schlossstadt 1909 firmiert die Gruppe aus rund 100 Schülern noch als Trommelkorps, später ist die Abteilung dann als Musikzug bekannt. Erst 2002 benennt sie sich zum TSV Blasorchester um.

Startschuss für die Abteilung ist bereits im Gründungsjahr des Vereins 1873. Als der damals noch TV Heusenstamm genannte Klub mithilfe einer Tombola das Geld für erste Turngeräte einzunehmen versucht, begleitet eine Trommel das Unterfangen, heißt es in der Vereinschronik. Bis daraus ein Spielmannszug entsteht, vergehen allerdings 36 Jahre.

Musik ist beim TV zunächst Männersache. Die ersten Musikerinnen treten erst Mitte der 1960er auf – im Jugendorchester. Nachwuchssorgen hat der TV deshalb aber nicht. Schon der erste Auftritt des Trommlerkorps, zusammengestellt durch den TV-Turner Franz Horn, begeistert viele junge Heusenstammer so sehr, dass sie sich den Trommlern anschließen.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbricht die erfolgreichen Jahre, erst 1934 – nachdem der Mühlheimer Valentin Klasser die Leitung des Spielmannszuges übernimmt – bricht ein „neues Zeitalter“ für die Musiker an. Doch auch dieses währt nur kurz. Die „erfreuliche Aufwärtsentwicklung wurde durch den Zweiten Weltkrieg jäh unterbrochen“, erinnern sich die Chronisten.

Die Nachkriegszeit ist auch beim Spielmannszug geprägt vom Wiederaufbau. Dabei gilt es nicht nur, neue Mitglieder zu gewinnen, auch der Aufbau des Vereinslebens steht im Mittelpunkt. Die Musikerinnen und Musiker packen dabei mit an. Nach dem Ausbau der vereinseigenen Turnhalle im Jahr 1954 veranstalten sie „große karnevalistische Galasitzungen unter der Präsidentschaft von Hans Paul.“ Im selben Jahr folgt ein musikalischer Höhepunkt: Zwölf Heusenstammer Musiker nehmen an der Turnweltmeisterschaft in Rom teil, und Präsident Hans Paul repräsentiert die Abteilung „bei einem Konzert von 20 Spielleuten aus der gesamten Bundesrepublik“, lässt sich aus der Chronik erfahren.

Blasinstrumente sucht man beim Spielmannszug allerdings weiterhin vergebens. Erst 1959 schaffen sich die TSV-Musiker die ersten drei Trompeten an.

1966 wird der Spielmannszug in Jugendliche und Erwachsene aufgeteilt, fortan ist die Abteilung als TSV-Musikzug unterwegs. 1968 glänzen die Mitglieder erstmals bei einem Herbstkonzert, noch heute lebt diese Tradition weiter. An zwei Tagen begeistern die Musikerinnen und Musiker ihr Publikum mit klassischer Blasmusik und der Interpretation moderner Hits. Ebenfalls zur Tradition geworden sind die Besuche im Ausland: 1980 gastiert das Jugendorchester erstmals im englischen Oxford. Zwei Jahre zuvor hat Valentin Klasser den Stab des Jugendleiters an Willi Kaufmann übergeben. In den Jahren danach folgen weitere Reisen, unter anderem besuchen die Orchester die Partnerstädte der Schlossstadt.

Mit der Trennung der beiden Spielmannszüge 1966 geht zudem ein Vorstandsbeschluss einher, der die Arbeit der Abteilung seither prägt: Im Jugendspielmannszug lernen die Heranwachsenden das Instrument kennen. Beherrschen sie es, wechseln sie zu den Erwachsenen. „Das ist bei uns noch heute so“, berichtet der aktuelle Abteilungsleiter und Saxofonist Marko Kaufmann. 2002, das Jahr, in dem sich der Musikzug zum Blasorchester umbenennt, startet die TSV-Abteilung auch mit der Bläserklasse. Die Musikerinnen und Musiker präsentieren ihr Können regelmäßig an Grundschulen, um Nachwuchs zu gewinnen. Kinder, die dann mit dem Musizieren beginnen, lernen ihr Handwerk zunächst im Jugendorchester, erreichen sie das gewünschte Niveau, dürfen sie bei den Großen mitspielen.

Eine Methode, die sich auszahlt: „Ein Nachwuchsproblem haben wir nicht“, sagt Juliane Prokasky, stellvertretende Abteilungsleiterin und Klarinettistin. Im Gegenteil: Aufgrund der hohen Mitgliederanzahl sind neue Proberäume dringend gesucht. Aktuell schaffe die Abteilung neue Kapazitäten im Keller der TSV-Halle.

Geübt wird derzeit vor allem für den ersten großen Auftritt im neuen Jahr. Am Samstag, 28. Januar, veranstaltet das Blasorchester seine zweite „Hüttengaudi“. „Das soll eine Art kleines Oktoberfest werden“, verrät Leiter Marko Kaufmann. Beginn ist um 19 Uhr in der TSV-Halle (Jahnstraße 3). Karten sind für zehn Euro erhältlich im Geschenkehaus Kämmerer, Frankfurter Straße 19, bei den Aktiven des Orchesters, per Mail an karten[at]blasorchester-heusenstamm[dot]de sowie an der Abendkasse. Tracht ist erwünscht.

Infos im Internet

www.blasorchester- heusenstamm.de/

Von Joshua Bär

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