„Traumhotel Disharmonie“ war Motto der diesjährigen KKD-Sitzungen Wenn aus der TSV-Halle ein Fünf-Sterne-Luxus-Ressort wird

Den zweiten Teil der KKD-Fastnachtssitzungen eröffneten die Pink Ladies im „Wellnessbereich“. Foto: m

Heusenstamm (m) – Humor mit Tiefgang und eine Show mit spritzigen Ideen, kombiniert mit vorbildlichem Engagement – das sind die Fastnachtssitzungen des Karneval-Klubs Disharmonie (KKD). Auf dem Höhepunkt der Kampagne zogen die schlossstädtischen Narren in ein „Traumhotel“, verwandelten die TSV-Halle an der Jahnstraße in ein Fünf-Sterne-Luxus-Resort.

Trotz aller Schelte – zur Abwechslung auf die Nachbarn im Nordosten – eröffneten die Blue Magic Kids vom Obertshäuser Tanzsport- und Karnevalverein „Die Elf Babbscher“ die Wellness-Abteilung. Dann riefen die Sitzungspräsidenten Mechthild Kilian-Schädlich und Dieter Heberer, die im Doppelpack in der Rezeption regierten, Protokoller Dominik Ohlig auf. „Gelobt sei Gott Jokus“, grüßte der „Gründer der BAFD“, der die „blau-braune Partei“ verhindern möchte.

Mit umgehängten Plakaten forderte er noch mehr Kreisel und „minderjährige Betreuungspflichtige gehören nach Hause“. Beim KKD werde eine „Lachpflicht“ eingeführt, „wer net lacht, is’ Dietze’bacher!“ Der Chronist möchte „keine Stadtentwicklung um jeden Preis“, kritisierte parkende Laster Im Zwerggewann, wo sich „mancher Fahrer wie ein Schwein“ benehme. Schuld an Verunreinigungen und Beschädigungen seien natürlich die Nachbarn.
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Doch selbst in Heusenstamm läuft offenbar nicht alles rund. Kitas seien „begehrt wie eine Drogerie“, zum Umbau der Schlossmühle werde im Parlament „nur noch scharf geschossen, es geht wie immer um Geld, es gibt ja auch nichts Wichtigeres auf der Welt“. Ohlig kritisierte ferner die Straßenbeiträge, die geschlossene Schlossschenke - „hoffentlich brennt bei der Katja noch lange das Licht“. Und, „Bäcker Fuhr, was machen wir ohne Dich nur, so viele Nagelstudios und Frisöre brauchen wir nie, gebt uns endlich wieder eine Drogerie!“

Matthias Wildhirt schmetterte im weißen Anzug und mit viel schwarzer Schminke als Roberto Blanco „ein bisschen Spaß muss sein“. Später riss er den Saal mit dem Hit „Cordula Grün“ mit. Durch starke Gruppen im Publikum sprang der Funke der Begeisterung rasch über. Die KKD-Kids gewannen die Besucher, sich zu den Figuren von „Flieger“ und „Laurenzia“ zu bewegen. Akrobatischer tanzte nur das junge Duo von den Fastnachtsfreunden aus Seligenstadt, Chayene Schmidt und Kimberly Hill.

Thomas Hartmann wollte als „Traumtyp“ und „Day Spa Therapeut“ von Gravenbruch nach Heusenstamm ziehen. Doch die Bauruinen Ludwigsruh und Pfarrheim kamen nicht in Frage und in die Schlossschenke solle ja ein „Volkstheater für die Heusenstammer Landbevölkerung mit einem gewissen Thomas Hartmann“ einziehen.

Die Schlossmühle eigne sich, da müsse der Therapeut das „Dummgeschwätz aus dem Rathaus nicht ertragen“, und die Kita werde erst in 19 Jahren mit dem Berliner Flughafen eröffnet. Wortreich stellte er Klaus Ommert mit Patershausen-Yoga vor, Markus Wöhl mit einem Hühner-Mobil als „schnellen Brüter“, die Internetseite „Lust auf Heusenstamm“ als Online-Psychatrie und Ex-Bürgermeister Peter Jakoby auf Biergläsern. Die „Öztasch‘“ präsentierte er als „Nachfolger der Latscha-Dutt“. „Fastnacht heißt dann mein Programm, denn das macht Lust auf Heusenstamm.“

Nicht jeder entlarvte Hartmanns Sprachspiele auf Anhieb, viele rätselten bei Dirk Reiser, warum er als Hotelpage die Zimmernummern der Fundstücke aufschreibt. Er entdeckte orangene Farbe in einem Koffer von Donald Trump, das Buch von der „Raupe Nimmersatt“ in der Tasche eines Bayern-Spielers, dazu „Handkäs in Blattgold“, Hosenanzüge in der Farbe der Saison: „Der einzige, der noch geschlossen hinter Angela Merkel steht, ist der Berliner Flughafen“.

Fit für Künstliche Intelligenz? - Ein Blick in die Regierung zeige, „das kommt keine Sekunde zu früh!“. Ein Blick in die Kristallkugel lasse einen weiteren Antrag zum Ausbau der Schlossmühle in 20 Jahren erkennen, die Umbennnung des Bahnhofsplatzes in Petersplatz durch den „neu gewählten Bürgermeister Hendrik van Eck“ und die Eröffnung des 15. und 16. Rewe-Markts. Die Zimmernummern auf den Kopf gestellt ließen lesen: „Losst mer bloß mei Ruh‘“.

Danach zündeten die „Prinzen“ Stimmungskanonen, erzeugten Rhythmen und Melodien mit dem Kehren und Aufschlagen von Besen, Plastiktonnen und Ölfässern, auf denen einige mit Skischuhen arretiert waren. Den zweiten Teil eröffneten die Pink Ladies im „Wellnessbereich“, sie schufen auch das prächtige Bühnenbild.

Eine mitreißende Idee brachte Ralf Rebel auf die Bühne, verlas mit steinerner Mine „Nachrichten aus Heusenstamm“. Sie wurden von Matthias Wildhirt mit passenden Schlagern kommentiert, die das Auditorium sofort mit- und weitersang. „Die Frankfurter Straße darf nicht mehr in Jeans der Marke Diesel betreten werden!“, hieß es. Am Montag sei jemand auf die S-Bahn-Schienen gesprungen – am Samstag unverletzt, aber halbverhungert gerettet worden. Und das „Brandschutzzentrum Gebrüder Herdt“ möchte weniger weibliche Mitglieder, die kämen oft stark verspätet, wüssten nicht, was sie anziehen sollen ….

Mit flotten Gassenhauern und den talentierten Stimmen der „Prosecco-Kehlchen“ und tanzenden Insekten im Wellness-Hotel der „Heusendales“ steuerte das „Traumhotel“ aufs Finale zu.