Führungsgremium treibt Mammutprogramm voran TSV Heusenstamm wächst gegen den Trend

Bei der jüngsten Jahreshauptversammlung der TSV Heusenstamm forderte der Sportkreisvorsitzende Peter Dinkel (Zweiter von links), Sport müssezur Pflichtaufgabe der Kommunen werdenund dürfe keine freiwillige Leistung bleiben. Foto: pro

Heusenstamm (pro) – Bei den meisten Vereinen sinkt die Mitgliederzahl permanent. Kaum noch jemand möchte sich langfristig binden und Verantwortung übernehmen. Nicht so beim drittgrößten Sportverein im Kreis, der Turn- und Sportvereinigung (TSV) Heusenstamm, die wächst weiterhin.

Das ehrt den Vorstand, fordert aber auch neue Lösungen. Bei der jüngsten Jahreshauptversammlung ging es auch darum, die Beiträge der Abteilungen anzupassen. Eine Sisyphusarbeit, wie das Team um Vorsitzenden Carsten Müller erfahren musste.

Harmonisierung schon länger Thema bei der TSV

Die Harmonisierung ist bereits seit der vergangenen Versammlung Thema bei der TSV. Doch in den zwölf Abteilungen und im Hauptverein gibt’s insgesamt 70 verschiedene Beträge. Das liege an den unterschiedlichen Kosten, die bei den Sportarten oder im Blasorchester entstehen, erläuterte Müller.

„Jede Abteilungen versucht, kostendeckend zu arbeiten“, beschrieb er das Problem. „Bei einer Gleichschaltung von 14 Kassen würden die meisten Gruppen entweder ein Defizit machen oder mehr Geld einfordern als nötig“. Dennoch wolle das Führungsgremium das „Mammutprojekt“ vorantreiben, informierte der Sprecher, „wir arbeiten daran“.

Kein Mitgliedsausweis gewünscht? - Kein Hindernis, TGO-Angebote wahrzunehmen. Zumindest bei Babyschwimmen, Turnern und in der neuen Abteilung Dance Academy gibt es Sonderkurse über feste Zeiträume, für die eine eigene Kursgebühr erhoben wird. „Der Zuwachs auf diesen Feldern ist extrem“, berichtete Müller.

Das Plus verursache aber auch deutlich gestiegene Personalkosten. Die TSV-Kasse weist einen Umsatz von fast 600 000 Euro auf, 8000 mehr als vor einem Jahr. Dieser Betrag entspreche etwa den Mehrkosten, die der Verein für die Miete der Sportanlagen zahlen müsse, die von der Stadt erhöht worden sei, hieß es. Mit den Zahlen ist jetzt Evelyn Ihmann betraut. Die Steuerfachangestellte wurde von der Versammlung zum neuen Vorstand Finanzen gewählt. Der Ältestenrat wurde auf zehn Mitglieder aufgestockt.

Der Vorstand verpflichtete zusätzliche Mitarbeiter für die Verwaltung, für 450-Euro-Kräfte müssen Sozialabgaben geleistet werden, 260 000 Euro gibt die Gemeinschaft allein für Trainer und Übungsleiter aus.

Gesamtverein mit „verkraftbarem Minus“

Der Gesamtverein wies darum laut Müller ein „verkraftbares Minus“ von 11.000 Euro aus. Die rund 40 Anwesenden stimmten einem Änderungsantrag für die Satzung zu. Danach darf der Vorstand Aufwandsentschädigungen zahlen, die Höhe bestimmt die Mitgliederversammlung. Der Betrag soll die geltende steuerliche Freibetragsgrenze für ehrenamtliches Engagement im Jahr nicht überschreiten.

Der Vorsitzende informierte auch, dass in Heusenstamm wieder männliches Leistungsturnen angeboten werde. Die alte Trainingsstätte der Kampfsportler am Weiskircher Weg wurde aufgegeben. Teakwondo-Sportler und Kickboxer trennten sich von den Judoka und gründeten eine eigene Abteilung. Alle trainieren nun im Obergeschoss des Soccer Centers, Räume, die zunächst für ein Jahr angemietet wurden. Auch einige Flüchtlinge trainieren Judo, ferner Schwimmen und Fußball.

„Sport muss Pflichtaufgabe werden“

Laut Sportkreisvorsitzendem Peter Dinkel werfe die Politik den Vereinen „permanent Knüppel zwischen die Beine“, es sei immer mehr Verwaltungarbeit nötig. „Sport muss zur Pflichtaufgabe der Kommunen werden und darf keine freiwillige Leistung bleiben“, argumentierte der Funktionär.

Berechne man die ehrenamtlich geleisteten Stunden in deutschen Sportvereinen mit dem Mindestlohn, müssten rund 40 Milliarden Euro gezahlt werden.

Die Ehrenamtlichen übernähmen eine „riesige Verantwortung im sozialen Bereich, aber viele Vereine müssen ums Überleben kämpfen, weil der Breitensport nicht so ernst genommen wird“, klagte der Gast. „Alles guckt nach Rio“.