Stiftung informiert über die Möglichkeit des Foodsharings „Vertrauen Sie ihrer Nase“

Immer noch werden im Grunde noch genießbare Lebensmittel weggeworfen. FOTO: P

Heusenstamm – Rasant steigende Lebensmittelpreise, die Weltklimakrise und jetzt noch eine mögliche Welthungerkrise mit neuen Flüchtlingsströmen: Die Schreckensnachrichten aus dem Ernährungs- und Umweltbereich schlagen inzwischen gefühlt im Minutentakt ein. Das zeigt sich etwa beim Einkauf, denn die Preise für frisches Gemüse, Brot und Pflanzenöl haben sich teils vervielfacht. Dabei leben die meisten Menschen in der Wohlstandsgesellschaft noch im Überfluss. Während geschätzt 800 Millionen Menschen auf der Welt Hunger leiden, wird in Deutschland immer noch ein großer Teil der Lebensmittel weggeworfen.

Dabei kann jeder selbst tätig werden. Engagierte Menschen wie die Mitglieder der in Gründung befindlichen Stiftung „Bürger*innen Heusenstamm“ (BIH) setzen da an. Die Organisation hat nun zu ihrem dritten Online-Netzwerkabend geladen. Nach „Wilder Müll“, „Balkon-PV“ stand diesmal das Thema „Foodsharing – Lebensmittelverschwendung und deren Vermeidung“ auf der Agenda.

In seiner Begrüßungsansprache weist Moderator und BIH-Gründungsmitglied Jochen Friedrich auf die wachsende Bedrohung durch Umweltprobleme hin. Er mahnt die Verschwendung von Ressourcen und die steigende Zahl der hungernden Menschen an. „Der Krieg in der Ukraine erzeugt unendliches Leid, Tote und Verletzte werden immer zahlreicher. Der Hunger in der Welt steigt und zur gleichen Zeit wird bei uns in Deutschland ein großer Teil der Lebensmittel weggeworfen.“ Der Abend soll ein Aufruf sein, diesen verschwenderischen Umgang zu beenden.

Als Gastreferent konnte die Stiftung den Botschafter von „Foodsharing Offenbach“, Nico Hauser, gewinnen. „Wir möchten mit Menschen reden und sie davon überzeugen, mit den Lebensmitteln nachhaltiger umzugehen“, sagt Hauser. Nachhaltigkeit sei dringend gefordert, denn die Größenordnung der Verschwendung ist erschreckend. „Vier Milliarden Tonnen Lebensmittel werden weltweit erzeugt“, erläutert er. „Davon wird ein Drittel, also 1,3 Milliarden Tonnen weggeworfen. 40 Prozent, also fast die Hälfte von den Lebensmitteln, die weggeworfen werden, sind völlig genießbar“, sagt er weiter. Die restlichen 60 Prozent wären ebenfalls noch genießbar, denn dazu zählen angefaultes Obst, das man wieder verwenden könnte, wenn man einfach die betroffene Stelle abschneidet.

Die gesamte Produktionskette sei betroffen. Bei der Erzeugung auf dem Bauernhof, bei der Verarbeitung in der Fabrik, im Handel und letztlich in der eigenen Küche werden Lebensmittel sinnlos entsorgt, die eigentlich noch weiterverarbeitet werden könnten.

„Es ist eine Sauerei, dass wir Lebensmittel wegwerfen, denn die Produktion kostet viele Ressourcen wie Wasser und Treibstoff, Ressourcen, die in vielen Ländern sehr knapp sind.“ Hauser zeigt Beispiele wie Kartoffeln oder Bananen mit braunen Stellen und zu große Möhren, die nicht verkauft werden dürfen. „Das alles ist problemlos genießbar, aber es wird nicht mehr gekauft und deshalb entsorgt.“

Doch es sind nicht nur die Schönheitsideale aus der Werbung, die uns beeinflussen, sondern auch der Aufdruck auf der Verpackung. „Es gibt das Mindesthaltbarkeitsdatum“, erklärt er. „Die Lebensmittel sind aber auch nach Ablauf genießbar. Vertrauen Sie ihrer Nase.“ . Einen Ausblick auf den Stand der Gründung der BIH gibt Mitglied Manfred Barth: „Alle Voraussetzungen sind geschaffen. Die Satzung ist mit dem Finanzamt abgestimmt, die Unterlagen werden zeitnah der Stiftungsaufsicht übergeben.“

Seinen Angaben zufolge hat die Stiftung ein Gründungskapital von 55 000 Euro, das von 103 Stiftern gespendet wurde. „Wir hoffen, dass wir noch im Mai die Stiftungsurkunde zurückerhalten, sodass Anfang Juli eine Gründungsfeier mit der Wahl des Vorstands stattfinden kann.“

Von Burghard Wittekopf