Heusenstammer muss Unterlagen mehrfach schicken Warten auf Pflegezuschuss

Ein Bild aus schöneren Tagen: Andreas Kuhnert ist seit 22 Jahren mit seiner Lebensgefährtin liiert.

Heusenstamm – Andreas Kuhnert ist mit den Nerven am Ende. Seit Monaten schickt er eine Mail nach der anderen an den Kreis Offenbach und andere Behörden, um einen Schwerbehindertenausweis für seine Lebensgefährtin sowie einen Teil der Kosten für einen Platz im Pflegeheim zu erhalten – bisher vergebens. Stattdessen wird er vertröstet oder soll bereits eingereichte Unterlage erneut einsenden.

Es ist der 30. August 2022, als das Schicksal zuschlägt: Kuhnerts Lebensgefährtin erleidet einen Schlaganfall, erst 18 Stunden später findet sie ihr Partner, der die Wohnung unter ihr bezieht. Einem Klinikaufenthalt in Langen folgt eine Reha im Königstein. „Nach drei Monaten hieß es dann, die Therapie wird nicht verlängert“, berichtet Kuhnert. Die Entscheidung hätte selbst die dortigen Therapeuten überrascht, erinnert sich der 55-Jährige. Anfang Dezember holt er seine Lebensgefährtin nach Hause. Die Frau ist bettlägerig, kommt nicht mehr ohne fremde Hilfe aus, ist in den Pflegegrad 2 eingestuft. Seit ihrer Rückkehr in die Schlossstadt kümmert sich ein ambulanter Pflegedienst um ihre Versorgung.

Kuhnerts Ärger mit den Behörden beginnt nach der Rückkehr seiner Lebensgefährtin. „Ich warte seit Monaten auf ihren Schwerbehindertenausweis“, sagt Kuhnert. Dieser sei bereits im vergangenen Dezember beantragt worden.

Ähnliches erlebt Kuhnert auch beim Kreis Offenbach. Dort hatte er einen Zuschuss für die ambulante Pflege seiner Lebensgefährtin beantragt. Für den Dezember 2022 wurde dieser abgelehnt, „auf die Bewilligung für das Jahr 2023 warte ich aber weiterhin“, sagt der 55-Jährige.

Auch die Auszahlung des Wohngeldes zieht sich hin. Die Anträge und Unterlagen habe er mehrfach ausgefüllt und beim Kreis eingereicht, beteuert Kuhnert. Einen positiven Bescheid habe er allerdings noch nicht erhalten.

Den meisten Ärger hat Kuhnert allerdings damit, einen Zuschuss für den nötigen Heimplatz zu bekommen. „Wir hatten schon einen Platz in einem Pflegeheim in Heusenstamm gefunden, da die Finanzierung aber nicht geklärt war, haben wir ihn schlussendlich doch nicht bekommen“. Vonseiten des Kreises heißt es, seine Lebensgefährtin müsse das Geld für einen Heimplatz zunächst selbst aufbringen. „Das Geld hat sie aber nicht und ich kann den Platz auch nicht bezahlen“, sagt Kuhnert. Das Paar sei auf den Zuschuss des Kreises angewiesen. Irritiert ist Andreas Kuhnert darüber, dass die Zuzahlung scheinbar nur dann bewilligt werde, wenn seine Lebensgefährtin bereits in einem Heim untergebracht ist. So fordert der Kreis „ein Meldeformular nach bereits erfolgten Heimeinzug“ an. „Wie soll ich das einreichen, wenn ich den Platz ohne den Zuschuss nicht bezahlen kann?“, fragt Kuhnert.

Ursula Luh, Sprecherin des Kreises, sagt dazu auf Nachfrage der Redaktion: „Das Meldungsformular kann, wie fast alle Dokumente, selbstverständlich nachgereicht werden.“ Der Kreis benötige zunächst nur den Nachweis über die Pflegestufe zwei, sagt Luh. Die Sprecherin weist darauf hin, dass der Heimkostenzuschuss und das Wohngeld in separaten Abteilungen bearbeitet werden, da das Wohngeld mit Bundesmitteln gezahlt werde und die Heimkosten vom Kreis. Luh gibt jedoch zu, dass die Abläufe innerhalb der Behörde nicht immer optimal seien. So haben die Mitarbeiter aus Datenschutzgründen keinen Zugriff auf die Ordner ihrer Kollegen. Daher habe der Kreis Postfächer eingerichtet, auf die nun mehrere Mitarbeiter zugreifen können.

Andreas Kuhnert hofft derweil weiter auf finanzielle Unterstützung. Seinem Beruf als Angestellter eines Autozulieferers kann er derzeit nicht nachgehen. „Die Situation ist sehr belastend“. Etwas Positives hat er dann doch noch zu berichten. Ein privates Pflegeunternehmen aus Dietzenbach habe seiner Lebensgefährtin ab 6. März einen Heimplatz angeboten.

Von Joshua Bär