An sechs Tagen floss reichlich Rebensaft am Schlossrathaus „Der Wein verleiht deinem Gefühl Aufrichtigkeit“

An allen Heusenstamm Weinfest-Tagen gab es auf der Bannturm-Bühne auch wieder ein Musik-Programm. Foto: m

Heusenstamm (m) – Wo einst die Herren von Schönborn herrschten, schwangen jetzt gleich drei Frauen das Zepter: Königin Melissa I. sowie ihre Prinzessinnen Jana und Johanna. Die Hoheiten aus Groß-Umstadt eröffneten am Mittwoch vergangener Woche gemeinsam mit Bürgermeister Halil Öztas das 22. Heusenstammer Weinfest. Bis Montag war das Gelände zwischen Hinterem Schlösschen und Bannturm der beliebteste Treffpunkt der Schlossstädter und vieler Gäste aus den Nachbarstädten.

„Was ist das für ein Leben, wenn kein Wein da ist?“, bemühte der Rathauschef das Alte Testament. Einen Steinwurf weit von seinem Amtssitz floss sechs Tage lang reichlich Rebensaft aus verschiedenen Anbaugebieten. Das „letzte, aber eindeutig schönste Weinfest im Kreis“ bot seinen Worten zufolge „Gelegenheit, einfach zu entspannen und mit anderen Menschen über alle Generationen und Berufe hinweg zu feiern“, und das „in diesem fantastischen Schlossambiente“.

16 Beschicker, Winzer und Verkäufer von süßen, sauren und salzigen Speisen, machten das Erlebnis perfekt. Anlässlich des Opferfestes zitierte Öztas nach der Bibel auch den Koran. Dort werde Alkohol „offensichtlich nicht verboten“, vielmehr heiße es, „Wein hat Vorteile, aber auch Nachteile. Da die Nachteile überwiegen, sollte man nicht übertreiben“. Für den Rechtsanwalt heiße das, „es handelt sich um eine Soll-Vorschrift“. Wein, interpretierte Rathauschef Öztas, zähle zu den „guten Gaben der Schöpfung und das maßvolle Trinken wird empfohlen. Aber daran halten wir uns ja alle.“

Dann geriet der Gastgeber ins Schwärmen und sprach mit dem arabischen Literaten Dschahiz, „der Wein verleiht deinem Gefühl Aufrichtigkeit und befreit deine Seele von Wünschen“.

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Das Arabische kenne 150 verschiedene Namen für den Traubensaft. Damit lud der Bürgermeister ein, die Weinwelt der Anbaugebiete zu entdecken: Gute Tropfen aus dem Burgenland, Franken, Rheingau, Rheinhessen, von der Nahe und der Bergstraße sowie aus dem Odenwald standen zur Auswahl.

Letztere Region vertraten Melissa Hamerlik, die schon einmal in ihrer französischen Heimat Saint Peray, der Partnerstadt von Groß-Umstadt, Königin war. Die Export-Sachbearbeiterin wurde von der Winzertochter und Studentin Jana Petermann und Johanna Müller begleitet, die ohne Diadem und Tracht im Marketing tätig ist. In 14 Tagen endet die Amtszeit des Trios.

„Wir haben noch nie so viele Schorlen und Wasser verkauft“, resümiert Klaus Kastell die vergangenen Wochen. Der Standinhaber aus Bingen hat die Runde von Obertshausen über Rodgau-Nieder-Roden, Dietzenbach und Neu-Isenburg mitgemacht, wobei er und seine Kollegen die gefährliche und extreme Hitze gut überstanden haben. Für das Fest hinterm Schloss stellten sich angenehmere Temperaturen ein, der dürftige Regen hielt offenbar keinen Gast fern.

Im Gegenteil, vor allem am Wochenende wurde es wieder eng und laut unterm Bannturm-Zelt. Auf dem Durchgang vor dem Musik-Pavillon fand sich kaum Raum für die ambitionierten Tänzer, die jede der bekannten Bands animierte. Auftakt und Abschied übernahm Big T, der Rodgauer Thorsten Schmitz, interpretierte einmal mit dem Saxophon Man Elvis, Fats Domino und Fats & His Cats, einmal mit dem Nashville Gentleman beliebte Country-Musik. Tanz- und Unterhaltungsmelodien, Oldies und Aktuelles spielten die Duos Caro und Chic, die Metronom Music und die Tanzkapelle Sunshine.

Das Weinfest etabliert sich immer mehr als Treffpunkt für jüngere Leute. Auch sie ließen sich nicht durch die Schlangen vor den strengen Einlasskontrollen durch einen privaten Sicherheitsdienst abschrecken. Sehr zufrieden zeigten sich auch die einzigen heimischen Beschicker, die emsigen Mitglieder des Freundeskreises Partnerstädte. Weine aus den Regionen von Ladispoli und Saint Savin konnten sie nicht ausschenken, der Umsatz lohne den Transport nicht, hieß es. Das minderte die Rolle des Stands keineswegs, allabendlich begegneten sich bekannte Gesichter und Stammgäste am Tresen und an den Garniturtischen unterm Pavillon.