Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte zeigt Ausstellung „Macht der Worte“ „Worte können auch verletzen und vernichten“

Die Eröffnung der Ausstellung „Worte wie Gift und Drogen“ lockte zahlreiche Besucher ins Haus der Stadtgeschichte. Wer die Ausstellung besuchen möchte, hat bis zum 24. November dazu Zeit. Terminvereinbarungen für Gruppen können unter keb-team@outlook.de getroffen werde Foto: Wittekopf

Heusenstamm (bw) – „Worte wie Gift und Drogen“ ist der Name der eindrucksvollen Ausstellung, Sie zeigt die Macht und die perfide Wirkung der Sprache im Nationalsozialismus und ist bis zum kommenden Sonntag, 24. November, im Haus der Stadtgeschichte in Heusenstamm, Eingang über die Eckgasse 5, zu sehen.

Die Sammlung wurde ursprünglich von der ökumenischen Arbeitsgruppe „Gedenktag 27. Januar“ 2017 zusammengestellt und damals im Mainzer Dom gezeigt. Da jedoch die dort gezeigten Plakate nicht mehr verfügbar sind, mussten die Organisatoren diese erst neu erstellen. Mehrere Monate hat das Team der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Heusenstamm um Ute Goedecke-Friedrich und Gisela Stadtbäumer an der Ausstellung gearbeitet. Die wurde unlängst mit der Vernissage feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Unterstützt wurde die Gruppe dabei vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“.

Auf insgesamt 15 Roll-Up-Plakaten nimmt die Schau die Besucher mit auf eine Reise in die dunklen Tage der deutschen Geschichte. Mit einfachen und klar fassbaren Argumenten schaffte es die NS-Ideologie das „Deutsche Volk“ zu glorifizieren.

Der Lebenssaft Blut wurde mit dem Begriff Rasse verknüpft und die „Reinheit der Germanischen Rasse“ wurde das erklärte Ziel der Nazis..

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Dazu musste das Blut der deutschen Rasse von allem Übel gereinigt werden. So vorbereitet war es nur ein kleiner Schritt zu „Rassenhygiene“, „Rassenkampf“ und der Ermordung von vielen Millionen Menschen in Konzentrationslagern und Hygieneeinrichtungen.

Schon sehr früh nach der Machtübernahme begann das Naziregime zudem, das „Deutsche Volk“ auf den Führer einzuschwören, glorifizierte Adolf Hitler als einen, zudem es stets aufzuschauen galt. Das Individuum zählte nicht mehr. Innerhalb weniger Jahre gelang es der Propagandamaschinerie um Joseph Goebbels, das Volk zu einem willenlosen Körper zu formen. Der Nachwuchs wurde in der „Hitler-Jugend“ und dem „Bund Deutscher Mädel“ dem Einfluss der Eltern entzogen und auf ihre neuen Aufgaben programmiert.

Die Ausstellung wagt auch einen Sprung in unsere heutige Zeit und zeigt, dass das Vokabular und der Stil jener Epoche heute teilweise wieder öffentlich verwendet werden. Auch der Sozialdezernent des Kreises Offenbach, Carsten Müller, findet: „Diese Ausstellung ist aktueller denn je, denn sie schafft es, in einer hervorragenden Art die Verbindung herzustellen, wie die Sprache damals missbraucht wurde, wie es schleichend weiterging und wie es am Ende eskalierte.“ Müller sieht die heutigen Politiker in der Pflicht, sich deutlich zu artikulieren. „Wir müssen klare Positionen beziehen, aber wir Politiker dürfen niemanden verletzen.“ Dass rassistische Gewalt zunimmt, sei inzwischen klar erkennbar. Die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke zeige dies in erschreckender Weise. Als Jugenddezernent kenne er die Situation in den Schulen sehr gut. „Die sozialen Medien führen oft zu Missverständnissen“, sagt Müller. „Worte, die man einfach reinschreibt, können beleidigend empfunden werden, und leider enden sie manchmal tragisch.“

„Man kann mit Worten wunderbar Gutes tun, aber Worte können auch verletzen und vernichten“, sagt Pfarrer Martin Weber. Die Ausstellung zeige eindrucksvoll, wie Worte vom Naziregime missbraucht wurden. „Worte sind Macht, drum gib auf die Worte, die du sprichst, gut acht“, zitiert er aus einem Gedicht von Michael Haesler. Das Team lobt der Geistliche für die geleistete Arbeit und freute sich über den großen Zuspruch, denn der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Die Macht der Sprache zeigte zur Vernissage auch Sabine Richter Rauch anhand zweier Texte von Nasrin Siege und Ludvík Akenazy auf. Musikalisch unterstützt wurde die Ausstellungseröffnung zudem von Cosmo Späth und Lennart Böttcher, die ausgewählte Lieder auf der Violine, dem Klavier und dem Saxofon spielten.

Wer die Ausstellung besuchen möchte, hat bis zum 24. November dazu Zeit. Terminvereinbarungen für Gruppen können unter keb-team[at]outlook[dot]de getroffen werden. Die Schau ist als Wanderausstellung konzipiert und kann somit auf Wunsch auch anderen Kirchengemeinden, Schulen sowie interessierten Bildungseinrichtungen kostenlos zur Verfügung gestellt werden, bietet das KEB-Team an.