Diamanthochzeit bei den Schiedherings Bei einer Zugfahrt 1954 hat’s gefunkt

Diamantene Hochzeit bei den Schiedherings und Heusenstamm feierte mit: Im Garten der Familie kamen am Mittwoch zusammen (von links) Pfarrer Martin Weber, Rosel und Heinz Schiedhering und Bürgermeister Halil Öztas, der ein Geschenk überbrachte. Foto: agk

Heusenstamm (kho) – Ihre Diamantene Hochzeit haben Heinz und Rosel Schiedhering in der vergangenen Woche in ihrem Haus in der Schefflerstraße 6 in Heusenstamm gefeiert.

Der heute 86-Jährige wurde in Wiesbaden geboren, wo er bis zum elften Lebensjahr zusammen mit seinen Eltern auch lebte und zur Schule ging. Sein Vater kam im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff um, das Wohnhaus der Familie wurde bei dem Angriff zerstört. Daher zog der kleine Heinz mit seiner Mutter zu seinem Großvater in den Westerwald.

Nach dem Abitur in Bad Ems bewarb sich Schiedhering für den gehobenen Dienst bei der Deutschen Post und absolvierte eine Ausbildung in Koblenz. Während einer Fortbildung in Frankfurt fuhr er oft mit dem Zug nach Heusenstamm, wo die Post das dortige Schloss Schönborn, das heutige Rathaus, für Lehrgänge gemietet hatte.

„Bei einer Zugfahrt am 14. September 1954 von Heusenstamm nach Frankfurt habe ich meine spätere Frau Rosel getroffen“, erinnert er sich genau. „Es war Liebe auf den ersten Blick.“

Die damals 17-Jährige Heusenstammerin Rosel Heberer absolvierte zu der Zeit eine Lehre zur Bankkauffrau beim damaligen Bankhaus Hengst. Zuvor hatte sie die Volksschule in Heusenstamm und das Realgymnasium in Offenbach besucht, das sie mit der Mittleren Reife verließ.

Heinz Schiedhering musste nach dem Lehrgang in Frankfurt zurück nach Koblenz, Rosel wollte nicht weg aus Heusenstamm.

Nach diversen Stationen bei der Post ließ sich Schiedhering am 2. Mai 1957 zur Bahnpost nach Frankfurt versetzen, die Verlobung folgte an Pfingsten desselben Jahres. 1957 begann auch der Bau des eigenen Hauses in der Schefflerstraße, der 1958 abgeschlossen wurde.

Am 14. August 1959 heirateten Heinz und Rosel Schiedhering standesamtlich, die kirchliche Trauung erfolgte erst einen Monat später im Kloster Arnstein, weil Rosels Mutter kurz nach der standesamtlichen Hochzeit starb.

Als Beamter der Bahnpost war Schiedhering jahrelang in Zügen quer durch Deutschland unterwegs. Nach der Geburt des ersten Sohnes 1962 wechselte er in den Innendienst, um mehr bei seiner Familie zu sein. 1965 kam der zweite Sohn zur Welt, 1970 die Tochter.

Nach der Geburt des ersten Sohnes kümmerte sich Rosel Schiedhering um die Famillie, Heinz Schiedhering blieb der Post in verschiedenen Funktionen treu. Nach einem Intermezzo beim Bundesrechnungshof, für den er nach der Wiedervereinigung die Eingliederung der Prüforgane der ehemaligen DDR organisierte, wechselte er wieder zur Post, wo er bis zu seiner Pensionierung blieb. 1996 wurde Schiedhering mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Seit seiner Jugend ist er dem Fußball verbunden. Einst kickte er in der Jugendmannschaft des TUS Weinähr, einem 500-Seelen-Ort, später in einer Alte-Herren-Mannschaft.

Heinz und Rosel Schiedhering sind Mitglied der TSV Heusenstamm, in deren Fußballabteilung Heinz lange dem Vorstand angehörte. Rosel treibt auch im Alter von 82 Jahren noch Gymnastik.

Auch nach seiner aktiven Zeit blieb Heinz Schiedhering dem Sport treu, so war er mehr als 50 Jahre als freier Mitarbeiter für die Sport-Redaktion der Offenbach Post und der StadtPost Heusenstamm tätig.

Wer denkt, mit diesen Tätigkeiten sei die Zeit des Heinz Schiedhering ausgefüllt, der irrt. Im Jahr 1994 wurde er von seinem aus dem Sudan stammenden Urologen über die Lage in Eritrea informiert und gefragt, ob er über die Kolpingfamilie, der er damals noch angehörte, Hilfe organisieren könne. „Ich bin dann in die eritreische Hauptstadt Asmara geflogen, um mich über die Situation dort zu informieren“, sagt er.

Auf einer der Fahrten zu den dortigen Ministerien traf er die Oberin des Ordens der Kapuzinerschwestern, denen italienische Pfadfinder gerade zwei Krankenhäuser gebaut hatten. In den Krankenhäusern fehlte es allerdings buchstäblich an allem – und Schiedhering ließ sich nicht lange bitten.

Im Laufe der vergangenen 25 Jahre organisierte der in Heusenstamm wie ein bunter Hund Bekannte mit Unterstützung von Heusenstammer Bürgern, der Pfarrei Maria Himmelskron, der Stadtbücherei Heusenstamm und der Zeitung Extra Tipp die Transporte von 47 mit Hilfsgütern beladene Container in das ostafrikanische Land. Zudem flog Schiedhering selbst 14 Mal nach Eritrea.