Chinesischer Nationalcircus zu Gast in der Neuen Stadthalle Akrobatisches Varieté

Die zierlichen Akrobatinnen können nicht nur ihren Körper in äußerst gelenkiger Weise zu verdrehen, sondern auch im Handstand mühelose in die Höhe zu stemmen und in Schieflage zu bringen. Foto: Strohfeldt

Langen (zsi) – Ungläubiges Kopfschütteln, fröhliches Kinderlachen, gebanntes Atemanhalten – wer in der vergangenen Woche das „Grand Hongkong Hotel“ (alias Neue Stadthalle Langen) besuchte, blieb garantiert nicht unberührt. Denn die Artisten des Chinesischen Nationalcircus‘ gastierten in der Sterzbachstadt mit ihrer spannenden, vielseitigen und faszinierenden Show.

Die Künstler aus dem Reich der Mitte kommen auch ohne Zelt, Manege und wilde Tiere aus, denn von einigen ungewöhnlichen Requisiten abgesehen brauchen sie nur ihren eigenen Körper, um das Publikum in Erstaunen zu versetzen. Als Gäste und Bedienstete eines Hotels kostümiert eröffnen sie tänzerisch den farbenfrohen Reigen aus Jonglage, Kontorsion, Akrobatik und Clownerie, bei dem es einen im Laufe des Abends immer wieder die Sprache verschlagen wird.

Begleitet von mal verspielten Geklimper, mal stimmungsvollen Melodien auf dem Keyboard zeigen die Artisten, dass sie zum einen Meister ihrer jeweiligen Disziplin, zum anderen aber auch wahre Multitalente sind, die mehr als nur ein Kunststück beherrschen. So wissen die zierlichen Akrobatinnen nicht nur ihren Körper in äußerst gelenkiger Weise zu verdrehen, sondern auch im Handstand mühelose in die Höhe zu stemmen und in Schieflage zu bringen. Wo andere längst das Gleichgewicht verloren hätten, schwebt die Artistin scheinbar mit Leichtigkeit – vor Anstrengung zitternde Muskeln sucht man vergeblich – in der Luft und lässt dabei ihren Unterkörper rotieren.

Körperbeherrschung ist immer wieder das Stichwort, aber auch das unglaubliche Koordinationsvermögen des Ensembles sorgt für Begeisterung. Im Duett werden gleichzeitig bis zu vier Diabolos zum Tanzen gebracht, im Flug einander zugespielt oder in rasanten Kreisen um den eigenen Körper gejagt, während sich der jeweilige Künstler selbst um die eigene Achse dreht. Ein wild anmutender aber absolut kontrolliert ausgeführter Wirbel an Bewegungen, bei dem zumindest dem Beobachter vom Zusehen schwindelig wird.

Immer wieder hört man aus den Zuschauerreihen, wie zischend die Luft eingesaugt und der Atem angehalten wird. Damit sich das Publikum zwischendrin entspannen kann, gibt es liebenswerte, clowneske Komik, die die vielen anwesenden Kinder zum Jauchzen bringt – mitunter wird sogar so herzlich gequietscht, dass dem Clown selbst ein unplanmäßiges Schmunzeln über die Lippen huscht. Unterdessen mag man bei der Antipodistin vermuten, dass sie mit ihrer Fußjonglage die Gesetze der Schwerkraft außer Kraft setzen muss: Sonnenschirme werden durch die Luft gewirbelt und nur mit den Zehen präzise auf dem Griff stehend wieder aufgefangen.

Mal kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus, mal aus dem Lachen – oder beides, wie bei der gleichermaßen versierten wie amüsant inszenierten Jonglage mit neun Strohhüten. Zu dritt tänzeln die Jongleure in einer perfekt ausgeführten Choreografie über die Bühne und vollführen ein Hütchenspiel der besonderen Art.

Dem zwölfköpfigen Artistenensemble gelingt eine meisterliche Mischung aus Circus und Varieté, die sich wahrlich auf Weltklasse-Niveau bewegt: Eine mitreißende und spektakuläre Show, die ihresgleichen sucht.