Langener spenden für die Opfer der Flutkatastrophe Anpacken statt zugucken

Wilko Sehring (rechts) und Florian Heu beladen die große Rampe für ihren Hilfseinsatz. Es sind zunächst nur Nahrungsmittel, Hygieneartikel und Werkzeug an Bord. Die jungen Männer packen im Krisengebiet selbst mit an. Foto: jost

Langen – Der überdachte Petanque-Platz des TV Langen in Oberlinden ist kurzfristig zu einem Zwischenlager umfunktioniert. In Umzugskisten stapeln sich Kleidung, Spielzeug, Nahrungsmittel, Windeln, Hygieneartikel, unzählige Schippen und Schaufeln. Auch eine Pumpe und ein großes Notstromaggregat sind unter den Spenden. Zwei prall gefüllte Lieferwagen machten sich von hier aus in der vergangenen Woche auf den Weg ins vom Hochwasser zerstörte Krisengebiet.

Als Wilko Sehring die Bilder aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und insbesondere dem Ahrtal im Fernsehen sieht, ist ihm schnell bewusst: Er kann nicht einfach nur auf seinem Sofa sitzen und zuschauen. „Es ist eine solche Katastrophe, ich hatte sofort das Bedürfnis, mit meinen Mitarbeitern loszufahren“, berichtet der Langener Garten- und Landschaftsbauer. Er weiß aber auch: Hilfe ist nur dann sinnvoll, wenn sie richtig koordiniert wird. Von den Organisationen vor Ort wird er zunächst in seinem Aktionismus gebremst. Er nutzt die Zeit und ruft über die sozialen Medien zu einer Spendenaktion auf. Zusammen mit Aktiven des TV Langen wird am Petanque-Platz ein Lager für die Spenden eingerichtet. Auf Tischen und Bänken werden die Kisten entgegengenommen und aufwendig vorsortiert. Die Hilfsbereitschaft in der Sterzbachstadt ist riesig: „Wir haben schon einen Aufnahmestopp bei der Kleidung gemacht. Manche Leute haben dann gefragt, was wir stattdessen brauchen können, sind losgefahren und haben Lebensmittel und Hygieneartikel gekauft“, sagt Jacqueline Sehring.

Wilko Sehring hat sich unterdessen schlau gemacht: Während die Menschen im Ahrtal Unmengen von Matsch schippen, ist derzeit kein Platz für Kleidung und Spielzeug. Die Leute brauchen Schippen, Besen, Werkzeug, Nahrungsmittel, Tiernahrung und Dinge des täglichen Bedarfs. Sehring kommt in Kontakt mit einem Logistikunternehmen aus Groß-Zimmern, das unkompliziert anbietet, die Kleidungs- und Spielzeugspenden ins Ahrtal zu fahren. Ein Versandunternehmen unterstützt die Langener Gruppe mit sogenannten Wechselbrücken. Das sind austauschbare Ladungsträger für LKW, die auf Füße gestellt und damit übergangsweise als mobile Lagermöglichkeit genutzt werden können – ideal für den Einsatz in Rheinland-Pfalz, wo es keine Lagermöglichkeiten mehr gibt.

Mit den Spendengütern ist Sehring gemeinsam mit Florian Heu und zwei großen Pritschenwagen dann losgefahren. An die großen Autos sind noch Anhänger montiert, die Bagger, Radlader und anderes Gerät aus Sehrings Unternehmen transportieren können. „Wir packen dann vor Ort selbst mit an. Die ersten Hilfstrupps reisen nach einer Woche ab, die können wir jetzt mit frischer Kraft ablösen. Ich habe uns schon angemeldet und unser Einsatz wird von den Menschen vor Ort koordiniert. Es ist ein gutes Gefühl, mit anpacken zu können, und wir wollen gerne unseren Beitrag leisten“, sagt der Langener.
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VON NICOLE JOST