Ein ganz besonderer Abend: Das „Sternenmahl“ in der Stadtkirche Aprikosen-Creme im Kirchenschiff

An schön eingedeckten Tafeln inmitten der Langener Stadtkirche genossen etwa 80 Gäste das gemeinsame Essen und das Programm. Foto: col

Langen (col) – Die Kirchenbänke, an denen die Gemeindemitglieder sonst beten, waren größtenteils zur Seite geschoben. Stattdessen waren zwei lange Tafeln in der Langener Stadtkirche aufgebaut. Festlich eingedeckt, erwarteten sie ein zauberhaftes „Sternenmahl“.

Während die Gäste ein erstes Glas Sekt als Aperitif nahmen, ging es am vergangenen Sonntag hinter den Kulissen sehr geschäftig zu. In einem kleinen Küchenzelt an der Sakristei bereitete Jenny Wilhelm, Projektleiterin der Produktionsschule Langen, gemeinsam mit sechs jungen Männern das Essen vor: Die Lachsröllchen mit Spinatfüllung der Vorspeise werden vorsichtig zu der Aprikosen-Rosmarin-Creme und der Muhammara (eine Creme aus der syrischen Küche aus Paprika, Walnüssen und Gewürzen) auf die Teller gesetzt. Alles verläuft ganz ruhig, es bleibt Zeit für ein Späßchen und aufmunternde Worte, wie gut die Jungs die Aufgabe bewältigen, für so viele Gäste zu kochen. In den Seitenschiffen der Kirche machen sich zur gleichen Zeit die Schauspieler der Abiturklasse Darstellendes Spiel des Dreieichgymnasiums für ihren Auftritt fertig und Kantorin Elvira Schwarz und Saxophonist Wolf Dobberthin halten sich bereit.

Zwischen jedem Gang – es gibt an diesem Abend auch noch zweierlei Couscous mit Geflügelroulade und Joghurt mit Granatapfel, Mandeln, Datteln, Feigen und einem Sesamsegel zum Nachtisch – wird die Wartezeit mit einem Auftritt überbrückt. Die Schüler erzählen die Geschichte von Abraham und Sarah, vom Aufbruch ins Heilige Land – verbunden mit der Gegenwart. Die Schauspieler haben die Stücke nicht nur selbst geschrieben, sie haben sie auch selbst recherchiert. So ist die Geschichte des syrischen Flüchtlingsjungen, der alles in der Heimat verliert und nach Deutschland aufbricht, eine wahre Geschichte, die eine der Mädchen in der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit erfahren hat.

Bewegend ist auch die eigene Rolle der Schüler, die so kurz vor dem Abitur stehen: Wie ihnen einerseits alle Tore offen stehen, ihr Aufbruch aber gleichzeitig mit viel Verantwortung und Erwartung verbunden ist.

Dekan Reinhard Zincke und Präses Frauke Grundmann-Kleiner nahmen sich aus christlicher Sicht dem „Himmlischen Jerusalem“ an: „Ewigkeit trifft Wirklichkeit – I have a dream“.

Saxophonist Wolf Dobberthin setzte den Abend gemeinsam mit Elvira Schwarz am Piano und der Orgel musikalisch in Szene. Von Barock bis Jazz nahmen die Musiker die Besucher mit und die Auftritte endeten mit der Explosion mehrerer Sternenraketen inmitten des gewaltigen Orgelstücks „Carillon de Westminster“. „Wir haben eine solche Veranstaltung ja schon im vergangenen Jahr geplant“, berichtet Pfarrer Steffen Held, „aber da haben wir schnell gemerkt, dass wir mit zwei Monaten Vorbereitungszeit nicht hin kommen“, sagt er schmunzelnd. Natürlich sei es viel Arbeit gewesen, sagte Dekan Reinhard Zincke, „aber die Herausforderung war alle Gruppen zu organisieren und zusammen zu bekommen.“ Die beiden Pfarrer sind sich einig: Das „Sternenmahl“ ist eine Wiederholung wert. Susanne Grüschow genießt den Abend sehr: „Das ist eine fantastische Idee. Das Essen in Verbindung mit der Unterhaltung, noch dazu an diesem besonderen Ort. Das ist faszinierend“, betont die Besucherin. Das „Sternenmahl“ habe für sie für alle Sinne etwas bereit gehalten.

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