Antifaschistisches Aktionsbündnis Langen feiert 40-jähriges Bestehen Aufklären und an dunkle Kapitel erinnern

Aufschlussreiche Tafeln: Rosemarie Steffens, Rainer Elsinger und Herbert Walter (von links) freuen sich, den Ausstellungsbesuchern die Geschichte des Antifaschistischen Aktionsbündnisses näherbringen zu können.

Langen – Seit über 40 Jahren leistet das Antifaschistische Aktionsbündnis in Langen wertvolle lokalhistorische Aufklärungsarbeit zur Aufarbeitung der Verbrechen im Nationalsozialismus. Mit der Frage „Wie war der Zeitgeist vor 40 Jahren und was hat sich seitdem getan?“ beschäftigt sich nun eine Ausstellung, die das Bündnis zusammen mit der Friedensinitiative „Sicherheit neu denken“ erarbeitet hat.

„Auch vor dem aktuellen Krieg in der Ukraine haben wir uns schon Gedanken gemacht, wie man andere Wege zu Frieden finden kann“, beschreibt Herbert Walter. Als eines der Gesichter des hiesigen Aktionsbündnisses habe er schon lange eine andere Sicherheitspolitik gefordert – und zwar eine nicht-militärische.

Doch neben der Schaffung von Frieden ist die Aufklärung über die Folgen der nationalsozialistischen Herrschaft von 1933 bis 1945 in Langen ein Kernthema des Bündnisses. Die Informationsveranstaltungen und alternativen Stadtrundgänge sind auch heute noch fester Bestandteil der Arbeit der Aktiven. Auf sieben Tafeln hat das Antifaschistische Aktionsbündnis nun die wichtigsten Aktionen und Meilensteine der vergangenen vier Jahrzehnte beleuchtet.

Die Gründungsgeschichte ist dabei interessant, war sie doch nicht rein zufällig: „Anfang der 1980er Jahre häuften sich neofaschistische Tätigkeiten in Langen. Einige Leute haben sich dann zusammengefunden und wollten dagegen vorgehen, was den Anfang unserer Arbeit markiert“, sagt Walter. Offiziell gegründet wurde das Antifaschistische Aktionsbündnis, das anfangs vorrangig aus Parteien und Organisationen bestand, dann im Jahr 1981 von Klaus-Peter Meth und Horst Adamitz. „Da es während der Wahlkämpfe aber oft zu Streitigkeiten kam, wurde später ein reines Personenbündnis aus uns“, erklärt Rainer Elsinger.
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Seitdem wird in verschiedenen Arbeitsgruppen die Geschichte Langens aufgearbeitet. Es entstanden mehrere Bücher, die die Grundlage für die Stadtrundgänge bilden. Als weiterer Meilenstein in der Geschichte gilt die Anbringung einer Gedenktafel für die Opfer im Nationalsozialismus am Alten Rathaus im Jahr 1983.

„Dort hatten wir mit großen Widerständen zu kämpfen. Nach unserer illegalen Anbringung ist die Tafel zwei Wochen später verschwunden und bis heute ist nicht geklärt, wo sie hingekommen ist“, erinnert sich Elsinger. 1985 konnte das Aktionsbündnis schließlich im Keller des Hauses eine Tafel aufstellen, fünf Jahre später folgte die Anbringung der offiziellen Gedenktafel neben der Eingangstür. „Doch auch bei der dortigen Enthüllung gab es Krach“, ist auf einem Aufsteller der Ausstellung zu lesen. Die Mitglieder ärgerten sich über eine geänderte Formulierung und darüber, dass ihnen das Wort beim Festakt verwehrt bleibt. Auch die Unterzeichnung der „Langener Erklärung“ von 1988 gilt im Bündnis als Erfolg. Hintergrund dabei, erklärt eine weitere Tafel, war der Zuzug von Michael Kühnen, Mitglied der FAP (Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei), der die Stadt zur Hochburg seiner Neonazi-Szene machen wollte und jegliche Ausländer ablehnte. „Der Spuk hatte aber nach seinem Tod ein Ende“, sagt Elsinger.

Zusammen mit der Ausstellung erscheint außerdem ein weiteres Buch des Gründers Horst Adamitz. Darin erzählt er Geschichten von Zeitzeugen, die von 1933 bis 1989 in Langen lebten und die Entwicklungen hautnah miterlebten. „Das sind wirklich bewegende Erzählungen von dem Ende der Weimarer Republik, bis in die Zeit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Herrschaft“, sagt Rosemarie Steffens. Auszüge daraus sind ebenfalls in der Ausstellung abgedruckt.

Um den Fragen der Aufarbeitung der Verbrechen aus dem Nationalsozialismus noch weiter auf den Grund zu gehen, laden das Antifaschistische Aktionsbündnis und die Friedensinitiative „Sicherheit neu denken“ zu einer Diskussionsveranstaltung am Mittwoch, 4. Mai, um 19 Uhr ins Petrus-Gemeindehaus in der Bahnstraße 44 ein. Mitglieder wollen berichten, welche Widerstände das Bündnis nach seiner Gründung zu überwinden hatte. Außerdem stellt Horst Adamitz sein neues Buch „Langen, ich kann nicht vergessen – Geschichte und Geschichten von 1930 bis 1989“ mit Zeitzeugenberichten vor und es gibt Gelegenheit zur Besichtigung der Ausstellung zum 40-jährigen Bestehen.  zmk