Chor Ebbelvoices der SSG erhält Kulturellen Förderpreis der Stadt Ausnahmeerscheinung der Szene

Mit spürbarem Spaß bei der Sache: Die EbbelVoices sangen bei der Preisverleihung natürlich gleich mehrere Lieder.

Langen – „An guten Tagen gibt es nur hier und jetzt“ singen die Ebbelvoices lauthals für das erlesene Publikum in der Stadthalle. Der Song von Johannes Oerding könnte nicht besser passen: Es ist ein guter Tag für den Chor, der vergangene Woche den Kulturellen Förderpreis der Stadt entgegennehmen durfte. Die Auszeichnung vergibt die Stadt seit 1991 im Wechsel mit dem Kulturpreis und würdigt damit besondere Verdienste um das kulturelle Leben Langens. 2021 fällt die Wahl auf den jungen Pop- und Rock-Chor der Sport- und Sängergemeinschaft. Nun kann endlich die pandemiebedingt verschobene Verleihung nachgeholt werden.

Der 2016 gegründete gemischte Chor feierte im vergangenen Jahr sein fünfjähriges Bestehen. Er hat ein modernes Repertoire und im Vordergrund steht klar eins: die Freude am Singen. Das kleine Jubiläum ist für die Jury „ein toller Erfolg, der sich signifikant von den aktuellen Entwicklungen in der Deutschen Chorszene unterscheidet“, wie Erster Stadtrat Stefan Löbig in seiner Rede formuliert. Während viele andere Chöre mit Überalterung, sinkenden Mitgliederzahlen und Auflösungen zu kämpfen haben und es ihnen schwerfällt, neue Mitglieder zu akquirieren, sind die Ebbelvoices – trotz der Pandemie – stetig gewachsen. Heute umfasst der Chor 37 Sängerinnen und Sänger im Alter von Mitte 20 bis 60 Jahren.

„Traditionelle Gesangsvereine verschwinden, das haben wir auch in Langen bereits erfahren müssen. Es fehlt vielerorts an jungen, engagierten Menschen, die sich gemeinsam dem Singen widmen möchten. Gerade deshalb zeugt es von besonderem Engagement, von Freude und Anziehungskraft, dass sich die Ebbelvoices gefunden haben und als musikalischer Zusammenschluss ihre Zukunft planen“, lobt Löbig. Der Chor mache es Menschen leicht, zu singen und Teil der Gruppe zu sein. „Sie scheuen sich nicht, klein anzufangen, lange Wege, aber auch andere Schritte zu gehen und Chormusik auf ihre ganz eigene Art zu interpretieren“, sagte der Erste Stadtrat.

Daher sei die Jury der Überzeugung, dass der Chor eine vielversprechende Ausnahmeerscheinung der Langener Kulturszene darstellt: eine junge Initiative, die beweist, dass Chormusik mit modernem Repertoire und ideenreichen Arbeitsweisen auch zukünftig in der Öffentlichkeit Achtung finden wird.  jrd

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Und die gilt es, mit der Auszeichnung zu würdigen, fördern und weiter zu motivieren. Vor allem auch, weil die Ebbelvoices kürzlich einen Nachwuchschor initiiert haben – der Kinderchor „Minivoices“ für Fünf- bis Zehnjährige soll die Begeisterung fürs Singen weitergeben.

Jan Breuers, der den Chor seit Juli 2018 leitet, ist sichtlich gerührt. „Herzlichen Dank für den tollen Preis, wir freuen uns sehr und machen auf jeden Fall weiter“, sagt der Dirigent. Für ihn gehe die Tätigkeit – Musik zu schreiben und Chöre zu leiten – weit über seinen Kindheitstraum, Musiker zu werden, hinaus. „Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen“, sagt Breuers, der unter anderem auch den SSG-Chor (ehemals Konzertchor) leitet. „Die Mischung aus den unterschiedlichsten Charakteren wird bei uns zu einem großen Ganzen“, sagt Breuers über die Ebbelvoices. Freude, Motivation und das demokratische Miteinander machten die Gruppe aus. „Und dass wir nach der Probe noch in der Kneipe zusammensitzen“, fügt er hinzu. „Es ist einfach ein toller Chor – in jeder Hinsicht!“, meint er.

Martine Gillner spricht stellvertretend für die Ebbelvoices dem einstigen Chorleiter Nik Myers, der die Leitung aus beruflichen Gründen aufgegeben hatte, ihren Dank aus. Und natürlich Breuers: „Du hast uns toll durch die Corona-Zeit begleitet, bei Wind und Wetter haben wir draußen geprobt und du hast uns für die Video-Aufnahmen motiviert“, schildert Gillner. Im Lockdown hatte der Chor Videos produziert – unter anderem eines aus vielen individuellen Handyaufnahmen zum von Breuers geschriebenen Ebbelvoices-Lied.

Auch an Manfred Krüger, Abteilungsleiter des SSG-Gesangs, richtet sich der Dank: „Manni, du hast immer an uns geglaubt!“ Krüger ergreift danach selbst das Wort: „Es war immer unser Anliegen, dass der Gesang in dieser Stadt nicht untergeht. Dafür habe ich gekämpft!“ Er sei froh und dankbar, dass die Ebbelvoices nun junge Menschen für Chorgesang begeistern – und dies mit dem neuen Kinderchor an die nächsten Generationen weitergeben. Das musikalische Gratulieren überlässt Krüger dem Frauenensemble des SGG-Chors. Die acht Sängerinnen widmen den Ebbelvoices das von Mariola Szymanski komponierte und gedichtete Lied: „Heute kriegen sie den Preis, den kulturellen Preis.“ „Ich bin so gerührt, ich weiß nicht, ob wir noch singen können“, sagt Breuers, nachdem der letzte Ton erklungen ist. Doch dann sortiert er seine Notenblätter und stimmt das nächste Lied an.