„Das war jetzt das erste Todesopfer“ Ausverkauftes Haus zur Lesung von Ingrid Noll

Die 81-jährige Ingrid Noll begeisterte die Besucher der Lesung in der Stadtbücherei Langen. Mit im Gepäck hatte die Autorin ihr Buch „Der Mittagstisch“. Foto: col

Langen (col) – Da ist es der Stadtbücherei Langen in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Litera mal wieder gelungen einen echten Star der Literarturszene nach Langen zu locken. Ingrid Noll, vielmals preisgekrönt und deren Bücher wie „Die Apothekerin“ oder „Die Häupter meiner Lieben“ auch erfolgreich verfilmt, war zu Gast in der Sterzbachstadt. Mit im Gepäck ihr jüngstes Buch „Der Mittagstisch“.

Die überaus fitte 81 Jahre alte Autorin entführte ihre Langener Fans mit an den Mittagstisch von Nelly. Vom Freund verlassen, ein altes Haus von den Großeltern geerbt, kehrt Nelly mit ihren beiden Kindern zurück nach Hause. Erst in der eigenen Küche, später in der im Untergeschoss ausgebauten Wohnküche lädt sie immer mehr Leute ein und macht so einen kleinen, heimeligen Restaurantbetrieb auf. Der Kapitän, einer der Gäste, wird ihr und den Kindern zu einem väterlichen Freund, und Opa-Ersatz. Ganz besonders gern kocht Nelly für den Elektriker Markus. Es kommt sogar so weit, dass Markus magersüchtige Freundin Grete nicht mehr mit kommen will. Trotzdem gelingt es Nelly der nussallergischen Grete eine Portion köstlicher Lamm-Hackbällchen mit Erdnussfüllung unterzujubeln. Mit dem ersten Krankenhausaufenthalt Gretes hat Nelly noch nichts zu tun. Sie war bei der Hausarbeit von der Leiter gefallen. Aber im Urlaub in Ligurien erfährt Nelly vom Tod Gretes durch einen allergischen Schock.

Noll las das Buch in ihrer so feinen Sprache, und den kleinen Spitzen des schwarzen Humors, der zu vielen Lachern in den ausverkauften Reihen der Stadtbücherei führte. Das besondere der Protagonistin Nelly ist wohl, dass jeder der über sie liest, mit ihr befreundet sein könnte und das Böse in ihr nicht zu vermuten ist. Als es dann so richtig spannend wurde, brach Ingrid Noll ab. „Das war jetzt das erste Todesopfer – ich verspreche, es gibt noch weitere“, sagte die Autorin augenzwinkernd. Im Anschluss gab es noch eine kleine Fragerunde, so wollte Büchereileiter Thomas Mertin von Noll wissen, ob sie bei den Buchverfilmungen mitarbeite. Nein, das tue sie nicht. „Das ist auch gut so, ich habe meine Figuren genau im Kopf. Für den Film müssen die Hauptdarsteller immer jung und sexy sein. Ich müsste viele Kompromisse machen. So ärgere ich mich, wenn ich den Film sehe, aber nehme dann Abstand und sehe ihn als ein ganz eigenes Stück und dann ist es auch wieder gut.“ Im Anschluss signierte Noll noch etliche Bücher und kündigte auch schon den nächsten Roman an, der wohl 2017 erscheinen wird.