Langener Sommerspiele an der Neuen Stadthalle: Wiedersehensfreude bei Fans und Band Ciderman rocken zum Neustart

Die Gitarristen Gunnar Strohfeldt (links) und Tino Franzke freuten sich am Freitagabend sichtlich über den ersten Auftritt seit vergangenem Herbst. Foto: Jost

Langen (njo) – Als pünktlich um 23 Uhr die letzten Töne des Oasis-Hits „Don’t Look Back In Anger“ erklingen, und die Jungs von Ciderman verschwitzt die Instrumente beiseitelegen, gibt es entspannte Mienen: Bei den Verantwortlichen rund um Kultur-, Sport-, und Wirtschaftschef Joachim Kolbe, der Band und den 250 Besuchern im Biergarten hinter der Stadthalle Langen. Zwei Stunden feinsten Rock auf den Ohren, mal wieder ein Bierchen unter freiem Himmel und mit netten Leuten plauschen – eine tolle Abwechslung nach Monaten der kulturfreien Zeit.

„Natürlich juckt es mich jetzt sehr und ich würde so viel lieber direkt vor der Bühne tanzen“, sagt Bianca Jung, „aber ich bin einfach nur froh, dass wir überhaupt die Gelegenheit bekommen, Live-Musik zu erleben. Dann lasse ich mich heute Abend auch gerne einfach nur beschallen“, sagt sie und zeigt sich dem Stadthallen-Team dankbar, dass sie den Biergarten trotz Auflagen für die Sommerspiele geöffnet haben.

Die Dreieicherin hat es sich an einem der fest installierten Biergarten-Tische bequem gemacht. Auf der Tischplatte ist ein Zettel festgepinnt: sechs Personen. „Wir haben uns hier zu einer Vierer-Gruppe dazugesetzt. Da fühle ich mich auch gar nicht unwohl, es ist genügend Platz“, sagt Jung.

Für ausreichen Abstand haben die Mitarbeiter der Stadthalle gesorgt: „Wir waren mit dem Zollstock unterwegs“, erzählt Programm-Chef Christian Staubach. Er ist erleichtert, wie gut es läuft, wie diszipliniert sich alle an die Regeln halten. Das bestätigt auch Joachim Kolbe: „Wir waren ja alle monatelang in Schockstarre. Dieses Lebenszeichen der Kulturszene ist so wichtig, wir hoffen jetzt, dass die Situation so bleibt und sich lockert. Für mich ist das heute der erste Abendtermin nach vier Monaten, ich genieße es“, sagt Kolbe. Für ihn stand außer Frage, dass er Veranstaltungen startet, wenn es irgendeine Möglichkeit dazu gibt. „Wenn wir nicht mutig vorangehen, wer soll es denn dann tun?“, fragt er. So viel Normalität wie möglich, so viel Sicherheit wie nötig, laute sein Credo. „Ich bin Beamter, ich will immer auf der sicheren Seite sein. Wir gehen kein Risiko ein“, verspricht er.

Mit Ciderman wieder ins kulturelle Leben der Stadt zu starten, sei besonders schön: „Na klar, wir sind schließlich Lokalpatrioten“, feiert er die Männer aus der Sterzbachstadt. Am kommenden Wochenende ist mit Markus Striegl der nächste Langener auf der Bühne. Bei aller Liebe zur Sterzbachstadt freut es Kolbe auch, dass es gelungen ist, ein paar „Kracher“ wie Mrs. Greenbird am 31. Juli und Andreas Kümmert am 7. August in den Biergarten zu holen.

Boten die Sommerspiele in den vergangenen Jahren für die Besucher immer spontanen Kulturgenuss bei freiem Eintritt, müssen sich die Gäste jetzt darauf einlassen, dass sie sich eine der auf 250 beschränkten Karten vorab bestellen müssen. Das und auch die fünf Euro Eintritt sind an diesem Start-Abend mit Ciderman kein Hindernis: Voller Garten, jeder Platz an den Tischen und den dazu aufgebauten Bierzelt-Garnituren ist besetzt. Das Publikum ist ausgelassen und fröhlich – und doch vernünftig. Beim Herumlaufen gilt die Maskenpflicht, wer sich etwas zu trinken holt, darf den Mund-Nasen-Schutz erst wieder abziehen, wenn er am Tisch sitzt. „Ich bin überrascht und auch froh, wie geordnet es abläuft“, sagt Dominique Franzke. Die Leiterin der Sonnenblumenschule hat an diesem Abend Spaß mit Freunden – sie alle kennen sich untereinander, da passt auch noch eine Freundin mehr auf die Bank. „Ich fühle mich sicher. Wir sind hier unter freiem Himmel, das passt schon.“

Für Ciderman war es der erste Auftritt seit dem vergangenen Herbst. Die Proben sind aufgrund der Pandemie ebenfalls ausgefallen. „Wir haben jetzt eben ein paar Intensiv-Proben-Tage eingelegt“, erklärt Gitarrist Gunnar Strohfeldt. „Wir hatten ein bisschen die Befürchtung, dass nicht so richtig Resonanz auf die Bühne zurückkommt. Aber wir sind ganz überrascht, es kommt auch von den 250 sitzenden Leuten im Biergarten bei uns was an“, zieht auch die Band eine positive Bilanz des Neustarts der Sommerspiele.