„Ebbelwoifest dehaam" Digitales Stöffche-Festival bringt Stimmung nach Langen

„Aus der Piratenbucht“ am Langener Waldsee streamt der VVV DJ Geris „Stöffche Beat“ für Partystimmung – natürlich ohne Publikum. Fotos: strohfeldt

Langen – Erneut konnten die Langener ihre Nationalfeiertage nur weitgehend digital begehen. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) hat am vergangenen Wochenende das zweite „Ebbelwoifest dehaam“ auf die Beine gestellt. Der Höhepunkt: das Stöffche-Festival live aus dem Stadthallen-Biergarten.

Doch zunächst eröffnet am Freitagabend traditionsgemäß Brunnenwirt Heinz-Georg Sehring das Fest mit einer (vorab aufgezeichneten) Rede. „Ich grüß euch hier vom Brunnerand, den leere Bembel in de Hand“, reimt Sehring vorm Vierröhrenbrunnen. Dass es wieder keine Daaf von um das Stadtwohl verdienten „Eigeplackte“ geben kann, ist natürlich eine Enttäuschung. Aber so Sehring: „Was wäre eine Daaf ohne Publikum?“ und lenkt den Blick auf das Positive: Es sei ein Glück, das man dieses Jahr immerhin wieder den Ebbelwoikönig küren kann.

Die Verköstigung der selbsthergestellten Ebbler mit „zwei Dutzend Probanden“ lief wie geplant ab. Wie der den Ebbelwoirittern vorbehaltene Prozess genau vonstattengeht, erklärt Sehring übrigens in einem extra Video auf den VVV-Kanälen. „So wird die Tradition und Kultur unseres Festes gewahrt“, freut sich der Brunnenwirt. Das sei auch ein Stück zurück zur Normalität. „Also geht durch die Altstadt, besucht die Wirtschaften und dann geht haam auf den Balkon, in den Garten oder Hof“, appellierte Sehring ans Feiervolk.

Das haben sich die Langener zu Herzen genommen. Die Wirtschaften sind am Wochenende gut besucht, aber die allermeisten feiern in Höfen und Gärten. Vielerorts stehen auch die geschmückten Birkenbäumchen oder es hängt der Babbe-Bembel in den Fenstern. Die passende Musik steuert am Freitag DJ Geri bei. Sobald die Badenden weg sind, steht er in der goldenen Abendsonne an den Decks auf dem Piratenschiff am Langener Waldsee. Das mutet ein wenig merkwürdig an: Außer der Technikcrew des VVV ist es menschenleer. Aber DJ Geri gibt sich alle Mühe, Partystimmung zu verbreiten. Zwischendurch grüßt er das Feiervolk „im Garten, Biergarten, auf dem Balkon oder wo auch immer ihr seid“.

Wie viel Publikum ausmacht – selbst ein noch so kleines – wird am Samstag beim Stöffche-Festival klar, dem gelungenen Herzstück der diesjährigen Dehaam-Feierei. Gut zwei Stunden lang führt Moderator Peter Kunz im Biergarten hinter der Stadthalle durch ein vielseitiges Programm, das es mühelos schafft, Feststimmung auf die heimischen Endgeräte zu übertragen. Bestens gelaunt sind auch die etwa 140 Biergarten-Gäste vor Ort – wozu sicher der Sieg der Nationalmannschaft kurz vor Sendebeginn beigetragen hat. Vier Livebands und Musiker (Boozing Bulls, Swen Poth, Stereo Coffee und die Musikschul-Band Twisted Fingers) stehen auf der Bühne.

„Das ist für uns wieder das erste echte Konzert vor Menschen“, freuen sich Ena Roth und Michael Baum von Stereo Coffee. Auch Swen Poth schwärmt zwischen zwei Songs: „Super Stimmung hier, unglaublich!“. Die überträgt sich. Da hat sicher so mancher auf der heimischen Terrasse mitgegroovt und -gesungen. Den Gästen ist vor Ort nur Klatschen erlaubt. 

Zwischendurch gibt es Wissenswertes zum Ebbelwoi: Andreas Schreier von den Apfelweinhelden aus Dreieich erklärt den Unterschied zum Cider und Matthias Schäfer vom Haferkasten, dessen Uropa das VVV-Fest mitbegründet hat, erzählt vom Keltern. Wieso der Ebbler „durch den Brunnen läuft“, will Moderator Kunz wissen. „Früher waren die Leitungen teuer, da musste das Stöffche durch den Brunnen“, witzelt Schäfer. Unterlegt wird das mit einem interaktiven Quiz. Dabei müssen die Teilnehmer im Biergarten und zu Hause etwa beantworten, wie lange es von der Ernte bis zum fertigen Ebbler dauert.

Zudem zeigt der VVV historische Festaufnahmen: 1928 erinnert mit einem Festzug und Fahnenträgern eher an die heutige Straßenfastnacht, 1942 während der NS-Zeit gibt es sogar schon Riesenrad und Feuerwerk. Stadtarchivar Heribert Gött und der Filmclub Langen haben aber natürlich auch Aufnahmen von 1974 rausgekramt, dem Begründungsjahr des Fests, wie wir es kennen – mit Daaf und allem drum und dran. Beim Blick auf die Schlaghosen-Tragenden, die genüsslich ihren Schoppe am Vierröhrenbrunnen trinken, kommt dann doch ein wenig Wehmut auf.
Aber es ist ja absehbar, dass das 2022 wieder möglich ist. Mit den Worten des Brunnenwirts: „Da feiern wir dann wieder im Herzen der Altstadt. Und da schenk ich euch gerne wieder aus.“ (jrd)