35. Bürgerwanderung – könnte die letzte gewesen sein Echte Tradition: Langener gehen auf Wanderschaft

Alle haben Spaß: Papa Christian und Mama Carina mit Christa Fischer, Jakob und Marlena auf dem Arm. Foto: Postl

Langen (lfp) – Es braucht oft einen Anstoß, um Menschen runter von der berühmten Couch und hinaus in die Natur zu locken. Wer es dann geschafft hat, freut sich gar wieder einmal den bekannten „inneren Schweinehund“ überwunden zu haben.

Zu den Erfolgsgeschichten die viele Bürger buchstäblich bewegt hat, gehört die Langener Bürgerwanderung. Jüngst stand die 35. Langener Bürgerwanderung auf dem Programm – und es könnte durchaus die letzte gewesen sein. So sahen es zumindest die noch wenigen Aktiven von der Ausrichtergemeinschaft von Odenwaldklub (Owk), Naturfreunden, BUND und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.

„Das soll keine düstere Prognose oder gar ein Drohung sein, aber wenn sich nichts ändert, wird das so kommen, ob wir es wollen oder nicht“, sagt Gerda Holstein und blickt der Realität ins Auge. Zusammen mit Irmgard Herder und der Owk-Vorsitzenden Barbara Adam regeln sie die „Formalitäten“ am Start. Berni Blase von den Naturfreunden kommt gerade von einer Kontrollrunde zurück; sie hat mit Bruno Otterbein die Strecke ausgewählt. „Wir mussten die Streckenführung etwas ändern, da es an einer Stelle noch ziemlich matschig war“, erklärt Blase. Auch sie betont, dass es für das Ausrichterteam immer schwieriger wird, die Bürgerwanderung auf die Beine zu stellen. „Wir brauchen dringend Verstärkung, insbesondere jüngere aktive Mitglieder“, sagt sie und verweist auf die Problematik, von der auch andere Vereine betroffen sind. „Wenn von uns auch nur zwei Leute ausfallen, ist das Ding gelaufen“, erklärt die Naturfreunde-Schriftführerin.

Stationen im Wald

Die Ausrichtergemeinschaft kann sich dabei noch auf die Unterstützung von BUND und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald verlassen, die mit ihren Stationen im Wald für einen Belebung sorgen. „Die bieten was, was auch für Kinder interessant ist, so kommen wenigsten noch ein paar Familien“, betont Barbara Adam. Wie gut, dass sich mit Jürgen Walther auch ein Partner für die Bewirtung der Gäste im alten Steinbruch gefunden hat. Und noch konnten wieder schöne Preise für die Tombola zusammen getragen werden. „Aber wer macht das, wenn wir es nicht mehr können?“, fragt Irmgard Herder. Sie alle setzen auch auf den neuen Stadtverordnetenvorsteher Stephan Reinhold, der traditionsgemäß die Schirmherrschaft über die Bürgerwanderung hat.

Von den über 80 Teilnehmern merkte niemand etwas von der Problematik. Wandernde Gäste die nicht aus Langen kamen, solche gab es auch, hatten da mehr Probleme mit der Beantwortung der Quiz-Fragen. Wie hieß eine frühere Gaststätte in der Koberstadt? „Hast du dein Handy dabei?“, wollte eine Wandersfrau von ihrem Mann wissen. „Warum? Wir gehen doch wandern, da brauchen wir kein Handy“, so die Antwort. „Na, dann bin ich gespannt, ob du den Vogel des Jahres und den Baum des Jahres kennst“, kam die nächste Frage – schon suchte der moderne Wanderer nach einer Internetverbindung.

„Da kann ich viel mehr erleben“

Eine ganz interessante Geschichte kann Familie Schaum zur Bürgerwanderung beitrage; sie ist immer dabei, aber in wechselnder Stärke. Vor drei Jahren war Sohn Yannik, erstmals mit auf Wanderschaft, damals gerade drei Jahre jung. „Mama war damals nicht dabei, denn sie war hochschwanger – und als wir zurückkamen, ging es los mit den Wehen und Bruder Dominik kam just am Tag der Bürgerwanderung zur Welt.

Eine andere Familien-Bande, der Fischer-Clan, wollte mit seinen Kindern erst einmal die kleine Tour von 3,3 Kilometer abwandern. Doch Töchterchen Marlena, nicht mal drei Jahre alt, bestand darauf, die große Tour von acht Kilometer anzugehen. „Da kann ich viel mehr erleben“, stellt das kleine Mädchen fest.