Integrationsarbeit der SGE ist vorbildlich Egelsbacher Idee sorgt für Aufsehen

Die Protagonisten des Egelsbacher Integrationsmodells: Edgar Karg, Wolfgang Schroth, Thomas Geis und Helmut Winkler. Foto: Postl

Egelsbach (lfp) – An einem Tisch im Sportzentrum der SG Egelsbach sitzen junge Migranten aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan – alle mit dem gleichen Interesse: Fußball. Doch: Wenn man als Mannschaft bestehen will, muss man „eine“ Sprache sprechen. Mit Hilfe spezieller „Motiv-Kärtchen“ werden wichtige fußballtechnische Begriffe optisch dargestellt und darunter in verschiedenen Sprachen benannt.

Wenn die Motivation zum deutsch lernen aus persönlichem Interesse heraus erfolgt, ist auch die Bereitschaft viel größer – und vor allem der Erfolg. Diese Erkenntnis machte Thomas Geiß der SGE zunutze und entwickelte mit Freunden ein „Lehrbuch“ auf Kärtchenbasis. Neben einzelnen Begriffen werden auch die Mannschaftspositionen sowie ganze Spielzüge bildlich dargestellt und mehrsprachig erläutert.

„Fußball ist bei uns die gefragteste Sportart“, betont Thomas Geiß und verweist darauf, dass von den rund 750 Mitgliedern der Fußballabteilung über 500 mit Migrationshintergrund sind. Um gerade junge Menschen eine Perspektive zur Gestaltung des Alltags zu geben, organisierte Thomas Geiß, zusammen mit Georg Rademacher den Mitternachtsfußball und gründete gar noch das SGE-Flüchtlingsteam „Refugees United“. „Am Anfang war es so ein Dutzend Leute, aber bereits beim ersten Mitternachtskick vor zwei Jahren waren wir plötzlich 20 und kurze Zeit später fast schon 50“, schildert Geiß die Entwicklung. Heute werden sogar zwei Termine angeboten – und Sprachbarrieren gibt es kaum.

Ordner wurde immer dicker

Solch erfolgreiche Integrationsarbeit wurde über den Sportkreisvorsitzenden Peter Dinkel auch beim Landessportbund, dem Deutschen Fußballbund (DFB) oder dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bekannt. Bald entstanden entsprechende Kooperationen und die vorbildliche Integrationsarbeit über den Sport in Egelsbach machte Schule.

Der Ordner mit Zeichenvorlagen, Ideen und Spielzügen wurde immer dicker mittlerweile ist daraus ein Leitfaden für viele Vereine in ganz Hessen geworden. Im Herbst traf sogar eine Einladung seitens des European Sport Inclusion Network (ESPIN) zu einer Tagung nach Budapest ein. „Ich bin nicht so fit in Englisch, also habe ich mit Helmut Winkler einen entsprechenden Spezialisten aus unserem Vorstand mitgenommen“, erläutert der Ehrenvorsitzende der SGE, Edgar Karg. Winkler erläuterte im Rahmen der zweitägigen Konferenz den Delegierten das mittlerweile prämierte SGE-Projekt „Integration durch Sport und Sprache“. Spontan erklärten sich verschieden Landesverbände bereits, dieses zu übernehmen.

„Nun will ich dem Verein etwas zurückgeben“

„Es war schon ein tolles Gefühl, wenn einem Fachleute bei einer internationalen Tagung in Budapest bestätigen, dass die Arbeit deines Vereins über Grenzen hinweg Vorbild für andere ist“, sagt Helmut Winkler. „Wir wollen nun diese im Fußballbereich gemachten sehr positiven Erfahrung auf andere Sportarten wie Judo, Cricket oder Boxen übertragen“, erklärt Geiß.

Wie gut sich einer fühlt, der dieses Programm erfolgreich durchlaufen hat, beschreibt Adam Abdullahi Ali. „Der Verein hat mir sehr geholfen – nun will ich dem Verein wieder etwas davon zurückgeben“, betont der Trainer der F2-Jugend, der 2013 nach Deutschland kam. Heute ist er zudem Mitglied des Teams „Refugees United“. „Das Feedback und die Freude der hier bei uns angekommen Menschen sind ein Ansporn in dieser Sache weiter zu machen“, betont der SGE-Vorsitzende Wolfgang Schroth.