Sammlung um neues Gemälde des Künstlers Hermann Bahner erweitert Eisige Winterlandschaft im Stadtmuseum

Uwe Sandvoß (links), Leiter des Fachdienstes Kulturelle Bildung und Stadtarchivar Heribert Gött mit der Neuerwerbung, die bald für alle zu sehen ist. Foto: Stadt Langen/p

Langen (red) – Das Langener Stadtmuseum im Alten Rathaus verfügt über eine umfangreiche Sammlung mit Werken des Künstlers Hermann Bahner. Zu den mehr als 50 Bildern ist jetzt eine weitere Arbeit hinzugekommen. Sie wurde vom Stadtarchiv aus Privatbesitz erworben. Ermöglicht hat den Ankauf eine Spende der Sparkasse Langen-Seligenstadt.

Das Gemälde im Format 85 mal 65 Zentimeter, eingefasst von einem auf das Bild abgestimmten schwarz-golden verzierten Rahmen, zeigt eine Winterlandschaft „Im hohen Vogelsberg“ und datiert aus dem Jahre 1914. Zu sehen ist ein tief verschneites Gehöft, aus dem fast bizarr ein Baum bis zum Himmel ragt.

„Dieser Himmel wirkt düster und bedrohlich, wie auch das ganze Bild durch die weiße Schneeeinöde einen verlorenen und verlassenen Eindruck vermittelt“, erläutert der ehrenamtliche Stadtarchivar Heribert Gött. Fast unwirklich komme auf den Betrachter eine alte Frau zu, die in gebückter Haltung ein Bündel Reisig herbeischleppe. „Vielleicht hatte der Künstler eine Vorahnung von den Schrecken des Ersten Weltkriegs und hat sie metaphorisch dargestellt“, lautet die Interpretation des Stadtarchivars. Allerdings spreche dafür nur das Entstehungsjahr des Werkes. Musikfreunde würden sich wohl eher an Schuberts „Winterreise“ erinnert fühlen.

Hermann Bahner gilt als Vertreter einer impressionistischen Grundrichtung, die in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts eigentlich schon nicht mehr zeitgemäß war. In dieser Zeit der Weimarer Republik, in der Künstler wie Paul Klee, George Grosz, Otto Dix und August Macke dominierten, die eher expressionistisch orientiert waren, arbeitete er noch hauptsächlich in Öl und stellte eigentlich eine Idylle in das Zentrum seines Schaffens, die das heraufziehende politische Unheil ausblendete. Seine Liebe galt der heimatlichen Landschaft, dem Meer und den schaffenden Menschen. Zeitgenossen berichteten, dass der Maler mit Handwägelchen, Staffelei und Sonnenschirm unterwegs gewesen sei, um die Natur auf seine Leinwand zu bannen.

Uwe Sandvoß, Leiter des Fachdienstes Kulturelle Bildung, erinnert daran, dass die Stadt zuletzt im Jahr 2004 Bahner-Werke erworben hat. Sie wurden von einem Ingolstädter Kunsthändler angeboten. Das Konvolut bestand aus zwölf Ölbildern und Studien sowie einer Kleinplastik, die eine auf einem Holzsockel schlafende Frau darstellt. Um die Erinnerung an den Maler wachzuhalten, reproduzierte die Stadt im Jahr 2010 ein Werk als Digitaldruck. Es zeigt die im Mühltal gelegene Merzenmühle. Ihre Wertschätzung hat die Stadt außerdem zum Ausdruck gebracht, indem sie 1968 im Neurott eine Straße nach Hermann Bahner benannte.

Der Künstler wurde am 9. Juni 1867 in Kaiserswerth bei Düsseldorf geboren. In seiner Jugend erlernte er den Beruf des Apothekers, übte diese Tätigkeit jedoch nie aus. Stattdessen studierte er an der Kunstakademie in Düsseldorf und erwarb sich künstlerische Erfahrungen auf Kunstreisen nach Holland. Diese Schaffensperiode ist geprägt von Gemälden, die vorwiegend Segelschiffe, Dünenlandschaften, Grachten und Schafherden zeigen. Weitere Kunstreisen führten ihn in den Mittelmeerraum. Ab dem Jahre 1910 lebte und arbeitete er im Hessischen. Er wohnte zeitweise in Bensheim, Oberursel und Schotten. Schon 1910 hielt er sich in Langen anlässlich des Zarenbesuches auf, dann ließ er sich hier endgültig nieder und erwarb 1919 das sogenannte „Bügeleisenhaus“ an der Bahnstraße 86 an der Ecke zur Heinestraße. Dort richtete er auch sein Atelier ein. Hermann Bahner starb am 5. Juli 1938 in Langen.

Die Winterlandschaft wird das Stadtarchiv in absehbarer Zeit in die Sammlung des Stadtmuseums integrieren. Dann können alle das Bild in Augenschein nehmen.