„Mehr Luther für den Lutherplatz“, freute sich Steffen Held dann auch über die Skulptur. Ursprünglich war die Installation des Kunstwerks schon im Jubiläumsjahr, anlässlich von 500 Jahren Reformation, geplant.
Bei einer ersten Ausschreibung hatte jedoch kein Werk der Jury so richtig gefallen – also musste eine zweite Auswahlrunde her. Bei der Enthüllung waren dann aber alle froh darüber, denn das Warten habe sich sehr gelohnt, sind sich die Langener einig. „Jetzt, zum 130-jährigen Bestehen des Lutherplatzes, kann die Skulptur feierlich enthüllt und übergeben werden. Ich bestaune heute voller Dankbarkeit unseren Langener Luther“, sagte Pfarrer Held weiter. Die Skulptur stehe bewusst nicht auf einem Sockel. Luther solle nicht als Held verehrt werden, er solle als Vorbild in Erinnerung bleiben. Held betonte die Bedeutung Luthers als ein Wegbereiter der Neuzeit, ein Kämpfer für die Freiheit, Luther habe nicht nur Kirche und Glauben verändert, sondern auch Welt und Gesellschaft. Der Langener Luther beeindrucke ihn gerade wegen seiner zwei Seiten: „Je nach Ansicht des Betrachters ist unser Luther verbunden oder getrennt durch einen Glaskeil. Er vermag uns möglicherweise den Himmel auf Erden, die Transzendenz oder Gottes Gegenwart in unserer Mitte darzustellen.“
Landrat Oliver Quilling fand ebenfalls Gefallen an dem Kunstwerk und unterstrich die Botschaft der Figur Luthers: „Sich für eine Sache stark zu machen, dafür steht Luther. Er ist auch ein Symbol für ein starkes und demokratisches Deutschland“, betont Quilling, wie wichtig gerade das in den politischen Zeiten von heute sei.
Langens Erster Stadtrat Stefan Löbig ist begeistert von der künstlerischen Aufwertung des Platzes an dem stark befahrenen Verkehrskreisel und er räumt auch gleich mit einem alten Gerücht auf: Der Platz sei vor 130 Jahren als Lutherplatz getauft worden, weil man damals noch davon ausging, der Reformator habe auf dem Weg vom Reichstag nach Worms Langen gekreuzt. „In Wahrheit nahm er den Weg von Frankfurt über Mörfelden nach Oppenheim“, erntet Löbig Lacher für diese amüsante Historienforschung. Der Luther stehe dem Lutherplatz natürlich trotzdem überaus gut.
Der deutsch-niederländische Künstler Andreas Kopp aus Paderborn lässt es sich natürlich nicht nehmen, seine Skulptur am Mittwochabend zu enthüllen. Er blickt zufrieden auf den 1,90 Meter hohen Luther, der im wahren Leben übrigens nur knapp über 1,50 Meter groß war. „Mir gefällt er, ich sehe ihn ja jetzt auch zum ersten Mal zusammengesetzt. Beide Teile, das Stahlstück und das Glas, wurden in unterschiedlichen Werkstätten gefertigt“, berichtet Kopp. Im Dunklen entfalte sich die Wirkung des durch das Glas scheinenden Lichts noch nicht ganz, verspricht er noch besondere Effekte bei Tageslicht. Auch der Cortenstahl, dessen Rostvorgang durch Salzsäure beschleunigt wurde, verändere im Laufe der Zeit noch ein wenig die Farbe.
Ein breites Lächeln hat Daniel Arndt im Gesicht: Der junge Mann, Gemeindemitglied der Evangelischen Gemeinde Langen, war der eigentliche Initiator eines Luthers auf dem Lutherplatz. „Zum Reformationsjubiläum habe ich den Vorschlag geäußert, etwas Dauerhaftes, über die Ausstellungen und Lesungen zum 500. Geburtstag hinaus, in Langen zu installieren. Es hat ein bisschen gedauert, aber das ist jetzt ein tolles Ergebnis“, freut er sich, dass seine Idee von dem Projekt Kunst vor Ort und der Kirche aufgenommen und umgesetzt wurde.
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass sich alle Schmierfinken und Randalierer von der hübschen Skulptur fern halten.