Helmut Haist folgt Klaus Polz als neuer Vorsteher der Justizhelfer Führungswechsel im Ortsgericht

Klaus Polz (links) übergibt das Amt des Ortgerichtsvorstehers an Helmut Haist. Foto: Stadt Langen/p

Langen (red) – Grundstücke schätzen lassen, Unterschriften und Urkunden beglaubigen und Nachlässe sichern: Die Aufgaben des Langener Ortsgerichts sind vielfältig. Nach mehr als zehn Jahren hat Klaus Polz jetzt die Leitung der ehrenamtlich geführten Institution abgelegt. Als neuer Vorsteher wurde Helmut Haist vereidigt. Die Ernennung erfolgte nach einem Vorschlag der Stadtverordnetenversammlung durch das Amtsgerichts Langen.

Ein ganzes Jahrzehnt führte Klaus Polz die Geschicke des Langener Ortsgerichts.

2007 wurde der einstige Bankdirektor, der damals schon ehrenamtlich als Arbeitsrichter am Landesarbeitsgericht Frankfurt tätig war, als Ortsgerichtsvorsteher berufen. Nicht nur sein überdurchschnittliches Engagement, auch seine fachliche Eignung qualifizierte Polz für den Job: Als Immobiliengutachter mit Unternehmenssitz in Langen kennt er die Stadt bestens. Sein Wissen gibt der gebürtige Essener zudem als Dozent an Einrichtungen weiter, die Gutachter aus- und weiterbilden. Weil seine Frau im vergangenen Jahr in den Ruhestand ging, möchte der 62-Jährige ebenfalls kürzertreten.

Was er mit der neu gewonnenen Freizeit anfangen will, weiß er schon: „Meine Frau und ich reisen sehr gern“, sagt Polz mit einem Lächeln. Polz hat in seiner Amtszeit das ganze Spektrum der Aufgaben erlebt, die das Ehrenamt mit sich bringt. Ein Fall ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben. „Wir wurden einmal zur Nachlasssicherung in einem Selbstmordfall gerufen und trafen am Ort des Geschehens ein, bevor die Spurensicherung Leichenreste beseitigt hatte, die nach einer Explosion an der Badezimmerwand hingen. Meine Kollegin Andrea Tubach und ich betraten den Tatort mit Schutzanzügen und Atemmasken. Nicht nur der Anblick, auch der Geruch vor Ort war nichts für schwache Nerven. Wir hatten Hochachtung vor den Tatortreinigern, die alles innerhalb von drei Stunden beseitigt haben“, erzählt Polz. An der Tagesordnung seien solche Einsätze glücklicherweise nicht. „Generell empfand ich die Arbeit als sehr vielseitig und sie hat mir immer Spaß gemacht“, betont Polz, der seinen Kollegen deshalb weiterhin als Schöffe zur Seite steht.

Sein Nachfolger punktet ebenfalls mit Erfahrung, Ortskenntnis und Sachverstand. Haist, von Beruf öffentlich bestellter Vermessungsingenieur, kennt die Arbeit des Ortsgerichts ganz genau. Der Langener blickt selbst auf eine mehrjährige Tätigkeit als Schöffe zurück und ist Mitglied des Gutachterausschusses der Stadt Darmstadt. Für den 69-Jährigen bringt die neue Aufgabe künftig einen höheren Zeit- und Arbeitsaufwand mit sich. „Als Vorsteher bin ich für die Terminabsprachen, die Zusammenstellung der Unterlagen und alles Organisatorische zuständig“, berichtet Haist. Natürlich sei mit der Leitungsfunktion auch mehr Verantwortung verbunden. „Mit meiner Unterschrift auf den Schätzungen stehe ich in Zukunft für die Richtigkeit der Daten gerade“, erklärt Haist.

Ortsgerichte gibt es nur in Hessen. Sie sind oftmals eine kostengünstige Alternative zum Notar und ein wichtiger Helfer der Justiz. Jede Gemeinde in Hessen verfügt mindestens über ein Ortsgericht mit nicht weniger als fünf Mitgliedern. Wer sich mit Grundstücksschätzungen auskennt, ortskundig und verlässlich ist und über Lebenserfahrung verfügt, ist nach Angaben des hessischen Justizministeriums ein geeigneter Kandidat.

Mehr als 900-mal wurden die Dienste im vergangenen Jahr allein in Langen in Anspruch genommen. Neben Polz und Haist gehören die stellvertretende Vorsteherin Irene Trognitz, die Architektin und Energieberaterin Gabriele zur Megede und Schöffin Andrea Tubach zum Ortsgerichts-Team der Sterzbachstadt. Besonders bei Immobilien-Schätzungen kann das Quintett auf geballte Fachkenntnis zurückgreifen und liefert nicht selten detaillierte Berichte mit über 30 Seiten ab. Bei einem Objektwert von 350.000 Euro fallen dafür lediglich 250 Euro Gebühren an.

Erreichbar ist das Langener Ortsgericht dienstags von 14 bis 17 Uhr und donnerstags von neun bis zwölf Uhr im Rathaus (Zimmer 1). Fragen beantworten Helmut Haist und sein Team unter Telefon 06103 203750 und -756.