Tausende Pflanzenfreunde zu Besuch im Schlosspark Fürstliches Gartenfest mit französischem Flair

Auch im französischen Nationalsport Boule konnte man sich ausprobieren.

Langen – Französische Chansons erklingen auf dem Gelände von Schloss Wolfsgarten, im Innenhof klacken leise Boulekugeln aneinander und an den Ständen fachsimpeln Besucher mit Gartenexperten, begutachten Schönes und Nützliches oder decken sich mit Pflanzen ein. Am Wochenende zog das Fürstliche Gartenfest wieder mehr als 17.000 Besucher in den Schlosspark. Nach der Ausgabe im vergangenen Jahr mit Planungsunsicherheiten und ohne Sonderthema stand die diesjährige von der Hessischen Hausstiftung organisierte Veranstaltung unter dem Motto „Bonjour la France“.

Ein großes Beet, bepflanzt mit Blumen in den französischen Nationalfarben, begrüßt Besucher, an diversen Ständen prangen Frankreich-Fähnchen oder Eiffeltürme, es duftet nach Crêpe und die Sängerin der Musikgruppe Rendez-Vous, die auf dem Gelände unterwegs ist, trägt ein leuchtend rotes Béret. Im Innenhof des Schlosses präsentiert die Bouleabteilung der SG Dietzenbach ihren Sport. Für Abteilungsleiter Klaus Kämpfer ein voller Erfolg. „Das Interesse ist groß, nachdem die Hemmschwelle überwunden war, haben uns viele Leute angesprochen“, sagt Kämpfer. Nicht selten wollten Besucher eigentlich nur eine Kugel spielen – „und dann gar nicht mehr aufhören.“ So einige Männer mussten erst von der Gattin zum Weitergehen überredet werden, sagt der Boule-Sportler lachend.

Der Aussteller mit der weitesten Anreise ist wohl „Les Herbes de la Brugère“ aus Lambesc, etwa 50 Kilometer nördlich von Marseille gelegen. Es duftet nach Lavendel, Basilikum und Salbei am Stand, denn Händlerin Sandrine Chabre hat feinste französische Kräuter im Gepäck – „aus eigenem Anbau und auf natürliche Weise geerntet“, erklärt sie. Ihre Kräuter gibt es in verschiedenster Form, unter anderem als traditionellen „Strauß“, der in der Region verbreitet ist und auf den ersten Blick aussieht wie eine bunte Rassel.
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Die blütentragenden Lavendel-Halme werden dabei eng mit farbigen Bändern verflochten – so geben sie lange Duft ab und sehen schön aus. „Das legt man dann zum Beispiel zur Wäsche“, erklärt Chabre. Damit Besucher dem Sonderthema folgen können, hat die Hausstiftung einen „Parcours francais“ erstellt, Hinweistafeln führen zu Ständen, die Bezug zum Sonderthema haben. Zum ersten Mal dabei, obwohl aus Langen, ist die Firma Xaver Morgenstern mit dekorativen Fischskulpturen. „Die Steine stammen von der französischen Atlantikküste, da geht’s regelmäßig auf Steinejagd“, erklären Felix Boy und Peter Nemeth. Den Ausstellern gefällt’s auf dem Fest, auch wenn sie feststellen, dass die meisten Besucher dann doch aus der Umgebung kommen, wahrscheinlich wegen des unsteten Wetters, vermuten die Standbetreiber. Neben Pflanzen, Gartenzubehör und Leckereien gibt es auch wieder einiges zu lernen bei den zahlreichen Vorträgen – auch hier haben viele Frankreich-Bezug. Gut angekommen seien auch die Gartenkonzerte im lauschigen Maubach-Garten, sagt Projektleiterin Anja Heil. „Wir mussten nachbestuhlen, damit alle Platz hatten.“

Die Veranstalter sind zufrieden – auch wenn das Wetter besser hätte sein können. Nach einem schönen Freitag war es am Samstag etwas unbeständig. „Aber während der kurzen Regenschauer haben sich die meisten Leute einfach untergestellt und dann ging’s weiter“, sagt Heil. Es herrsche eine „wunderschöne Stimmung“ und selbst am Sonntag, an dem Regen angesagt war, flanierten die Besucher über das Festgelände – viele mit Gummistiefeln, Regenjacken und Schirm.

Ein besonderes Projekt wartet in der Kulisse des historischen Schwimmbads: Dort hat Carsten Knöß die Ausstellung „Wolfsgarten – 300 Jahre Fürstliche Schloss- und Familiengeschichte“ konzipiert. Der Kurator zeichnet mit der Fotoausstellung, ergänzt durch Exponate wie Gartenmöbel oder eine historische Kutsche, die Geschichte von Wolfsgarten nach – von dessen Erbauer Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt über die Sommerresidenz des letzten Darmstädter Regenten Großherzog Ernst Ludwig (1868-1937), der dem Anwesen und dem Garten auch seine heutige Gestalt gab, bis hin zur Gegenwart mit Landgraf Donatus und Landgräfin Floria, Schirmherrin des Gartenfests. „Ich beschäftige mich seit mehr 20 Jahren mit Wolfsgarten und seiner Geschichte“, sagt Knöß. Es sei ein Hobby, er arbeitet an einem Buch zum Thema, das 2023 erscheinen soll. Besonders stolz ist er, dass Prinz Philip von England – der berühmte Verwandte – ein Grußwort geschrieben hat, das aushängt. „Ich habe die glücklichsten Erinnerungen an Wolfsgarten in den frühen 1930ern, als das Haus immer gefüllt war mit Freunden und Verwandten aus ganz Europa“, schrieb der im April 2021 verstorbene Prinzgemahl. „Das Grußwort verfasste er noch kurz vor seinem Tod“, weiß Knöß. Natürlich ist Prinz Philip auch auf Fotos, eines zeigt ihn als Jungen im Schwimmbad, in dem nun die Bilder hängen – an einem dieser glücklichen Tage aus längst vergangener Zeit.  jrd