Bildband „Mein Staunen“ präsentiert Johannes Schreiter als Fotograf Wie gemalt: Natur und Kultur im Bild

Für den Bildband „Mein Staunen“ hat Professor Johannes Schreiter (rechts) intensiv mit Matthias Keim zusammengearbeitet. Foto: Schäfer

Langen (chs/red) – Eigentlich sind Glasbilder sein Metier. Und dafür ist er auch bekannt – weltbekannt. Doch jetzt hat Professor Johannes Schreiter einen Bildband mit Fotografien herausgebracht. Die Fotos sind zwar nicht ganz neu, aber neu bearbeitet. Früher hat Johannes Schreiter gestaunt, jetzt dürfen alle über die Schönheit von Natur und Kultur staunen, die der Langener Glasmaler, Ehrenbürger und Kulturpreisträger mit dem Fotoapparat auf seinen Reisen eingefangen hat.

Vor kurzem ist Schreiter 86 Jahre alt geworden und seine Schaffenskraft ist ungebrochen. „Mein Staunen“ nennt Schreiter das etwa 160 Seiten umfassende Werk, in dem er einmal nicht mit dem Pinsel, sondern mit der Kamera den Dingen auf den Grund geht.

Entstanden sind die Aufnahmen im Laufe von gut drei Jahrzehnten in den 1960er bis 1990er Jahren, in denen der Langener anlässlich diverser Lehraufträge und Urlaubsaufenthalte „wandernd und staunend“ in aller Welt unterwegs war – zum Beispiel im Death Valley in Kalifornien, im Yellowstone- und im Yosemite-Park, in Australien, Neuseeland, aber auch auf Sardinien, Korsika, Kreta oder in Kappadokien in der Türkei, wo ihn die bizarren Felslandschaften fasziniert haben. Schreiter erinnert sich zurück: „Im Death Valley waren heiße Stürme, da eine ruhige Hand zu behalten, war eine Herausforderung.“

Entstanden sind Tausende von Kleinbilddias, aus denen Schreiter für das Buch eine Auswahl von rund 170 Bildern getroffen hat, die vom Langener Unternehmen Keim digitalisiert und für den Druck bearbeitet wurden. „Das war teilweise gar nicht mehr so einfach. Der Zahn der Zeit nagt an den Dias“, sagt Matthias Keim. „Einige Farben waren weg, die Töne mussten ganz neu aufgebaut werden.“ All dies geschah nach den Erinnerungen von Johannes Schreiter. „Wir haben uns in mehreren Schritten herangetastet“, erklärt Keim.

Die Auswahl an Fotografien war nicht leicht für Schreiter. Seine Frau Barbara vergleicht den Schaffensprozess bis zum fertigen Buch mit einer Schwangerschaft.

Der Kunstwissenschaftler und Maler Gunther Sehring, der sich seit Jahren intensiv mit dem Schaffen Schreiters beschäftigt, bezeichnet die Fotos als „teils abstrakt und seriell, teils surreal oder skurril-fantastisch anmutend“.

Weite, menschleere Landschaften haben es Schreiter angetan, ebenso eigenwillige Fels- und Gesteinsformationen. Spuren von Ablagerungen im Sand, bezaubernde atmosphärische Lichtstimmungen beim Kräuseln der Wellen eines Sees. Die Perspektiven sind besonders. Schreiter selbst spricht von himmlischen Seherlebnissen und von Bildern, mit denen er die Wunder der Schöpfung in der Natur festgehalten habe.

Im Bildteil „Kultur“ richtet Schreiter schließlich die Aufmerksamkeit auf das, was Menschen geschaffen haben, und er zeigt Beispiele alter und neuer Kulturen in einer Spannbreite von romanischen Bauten bis zu den durch Maschinen entstandenen Ornamenten eines Ackers. Deutlich wird, dass sein Blick mit der Kamera auf Natur und Kultur wie in seinen Glasfenstern zu einem Formenspiel gerät.

Schreiter ist als Glasmaler weltweit anerkannt. Der frühere Rektor der Frankfurter Städelschule gilt als einer der wichtigsten und einflussreichsten Kreativen in der zeitgenössischen Glasmalerei.

Exponate von ihm finden sich in mehr als 100 Museen des In- und Auslands. Darüber hinaus hat er viele Sakral- und Profanbauten verglast, beispielsweise den Frankfurter Dom, das Ulmer Münster, die Marienkirche in Lübeck und den Mainzer Dom. Seit Anfang der 60er Jahre lebt er in Langen.

Erschienen ist das Buch (ISBN 978-3-7954-3112-9) im Regensburger Verlag Schnell & Steiner. Es kostet 49,90 Euro.