EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE Erste Kleidertausch-Party im Familienzentrum kommt gut an Gratis und klimaschonend „shoppen“

An den Kleiderständern im Familienzentrum in Oberlinden gibt es viel zu entdecken. Auch Petra Bergmann (links) und Mona-Lisa Hoffelner waren. Bild: Jost

Langen – Das Evangelische Familienzentrum an der Martin-Luther-Kirche in Oberlinden hat das Ambiente einer Boutique: Auf einigen Tischen liegen nach Größen sortiert Pullover, Hosen, Shirts und Accessoires wie Schals oder Handtaschen. Auf Kleiderständern hängen Blusen, Jacken und Kleider, sogar Schuhe sind im Angebot. Auf der Bühne helfen die Vorhänge mit fest geklemmten Tüchern, den Raum in Umkleidekabinen zu unterteilen – und ein Spiegel fehlt selbstverständlich auch nicht.

Die Premiere der Kleidertausch-Party der Evangelischen Kirchengemeinde in Langen war ein voller Erfolg. Etwa 30 Frauen flanieren durch den Raum, halten sich Pullover an, beraten sich beim Anprobieren und viele Besucherinnen gehen glücklich mit „neuer, gebrauchter“ Kleidung nach Hause. „Wir haben mehrere Beweggründe für diese Veranstaltung“, erklärt Heike Lewe, Gemeindemitglied und Mitorganisatorin der ersten Kleidertausch-Party in Oberlinden. „Jeder kennt wohl das Phänomen vom Fehlkauf. Dieses eine Kleid, das man sich mit Glücksgefühl gekauft hat, und das dann zu Hause doch irgendwie zu rot oder zu kariert ist“, erklärt Heike Lewe. Oder ein gerne getragener Pulli ist zu klein, aber noch gut in Schuss. Diesen Kleidungsstücken können die Partybesucher im Evangelischen Gemeindezentrum ein neues Zuhause schenken.

Das Konzept ist schnell erklärt: Jede Frau bringt drei Kleidungsstücke mit und darf drei andere wieder mit nach Hause nehmen. Das Ergebnis ist ein nachhaltiger Kleiderschrank, in dem neue Teile hängen, ohne dass dafür Geld ausgegeben wurde und gleichzeitig wurden Ressourcen geschont. „Es funktioniert gut, wir freuen uns, dass so viele Leute unsere Idee angenommen haben“, sagt Mitorganisatorin Carolin Jendricke. Erfreut sind Lewe und Jendricke, dass sie mit der Aktion Leute in die Gemeinde locken, die sonst den Weg nicht unbedingt zu den Veranstaltungen der Kirche finden. Auch die Altersspanne der Besucherinnen ist groß: Studentinnen sind genauso zum Klamotten-Tausch gekommen wie Seniorinnen. Alle haben Spaß dabei. „Es ist auch irgendwie schön zu sehen, wie die eigene Kleidung jemand anderem gefällt und wieder einen Sinn findet“, erzählt Jendricke, die sich freut, als sie ihre Weste über dem Arm einer jungen Frau entdeckt.

„Es ist eine super Idee“, findet Mona-Lisa Hoffelner. „Ich habe ein absolutes Schmuckstück gefunden“, sagt sie und zieht einen bunten Blazer aus ihrer Tasche. Marita Braun hat drei Blusen aus ihrem Schrank sortiert, die sie nicht mehr trägt, und im Tausch eine Übergangsjacke gefunden. „Eine großartige Veranstaltung, die die Mannschaft hier auf die Beine gestellt hat. Das darf es gerne öfter geben“, lobt auch Marita Braun.

Heike Lewe und Carolin Jendricke können sich gut vorstellen, regelmäßig Kleidertausch-Partys zu organisieren – für ein reges Gemeindeleben und für mehr Nachhaltigkeit. „Wir haben sehr bewusst auf Kaffee und Kuchen verzichtet. Das ist so typisch Kirche. Davon wollten wir uns ein bisschen abheben“, sagt Carolin Jendricke. Sie kann sich aber vorstellen, die Kleider-Party mit dem gelegentlichen Weinstand der Gemeinde zu kombinieren. Klamotten anprobieren, einen Wein trinken und ein paar Snacks naschen – das passt für die Organisatorinnen ganz gut zusammen.

Übrigens: Nicht alle Teile haben ein neues Zuhause gefunden. Das macht aber gar nichts, auch sie landen nicht auf dem Müll. Die Gemeinde hat mit dem DRK-Kleiderladen ausgemacht, dass alle Reste aus der Tauschparty dort einen Platz bekommen.
 njo