POCKET PAY Langener Schüler gewinnen mit App-Idee Nachhaltigkeits-Preis der Deutschen Bahn Hilfe im Tarifdschungel

Justus Dietsche (Zweiter von links) und David Leng bekamen im Silberturm der Deutschen Bahn in Frankfurt von Laura Scheunert (links) und Annabel Merkl den Scheck überreicht. Bild: p

Langen – Es ist eine Idee, die Bahnfahrenden einige Kopfschmerzen ersparen würde: Die zwei Dreieichschüler David Leng und Justus Dietsche arbeiten kontinuierlich an ihrer App „Pocket Pay“, einem kontaktlosen Bezahlsystem für Bus und Bahn, das automatisch die gefahrene Strecke registriert, den günstigsten Fahrtpreis ermittelt und den Betrag vom Kundenkonto abbucht. Nun haben die beiden mit ihrer Geschäftsidee bei der Nachhaltigkeits-Challenge der Deutschen Bahn den ersten Platz in der Kategorie Oberstufe belegt.

Bei einer Feierstunde im Silberturm der Deutschen Bahn in Frankfurt wurden die Elftklässler ausgezeichnet und bekamen von den Projektleiterinnen Laura Scheunert und Annabel Merkl einen Scheck über 1.000 Euro überreicht. Das Preisgeld wollen sie nutzen, um einen Prototypen des elektronischen Lesegeräts zu entwickeln, das per Funkerkennung das Ein- und Aussteigen des „Pocket Pay“-Nutzers scannt. „Wir wollen austesten, ob es so klappt, wie wir uns das vorstellen“, sagt Dietsche. Einen Prototypen der App gebe es bereits, „sie braucht noch etwas Feintuning“, sagt Dietsche. Ursprünglich gehörte auch Liam Kürschner zum „Pocket Pay“-Team, er ist jedoch wegen eines Schulwechsels aus Langen weggezogen. Für ihn rückte der 17-jährige Dietsche nach, der auch Vorsitzender des Egelsbacher Jugendparlaments ist.

„Pocket Pay zielt darauf ab, den Ticketkauf im Bus- und Bahnverkehr deutlich einfacher zu machen“, erklärt David Leng. Die jungen Gründer setzen auf die Technologie RFID, sozusagen die große Schwester von NFC. Während Letztere nur eine Reichweite von einigen Zentimetern hat und etwa zum Einsatz kommt, wenn man zum Bezahlen EC-Karte oder Smartphone ans Lesegerät hält, kann RFID Handys auf eine Entfernung von bis zu 2,50 Metern erfassen. Das Smartphone des „Pocket Pay“-Nutzers vibriere kurz und zeige so an, dass man ein- oder ausgecheckt habe.

Die Abrechnung erfolge tagesgenau und absolut transparent, erklärt Dietsche die Geschäftsidee. „Damit wollen wir das Bus- und Bahnfahren deutlich attraktiver machen. Vor allem, wenn man in einer unbekannten Stadt den ÖPNV nutzen möchte, erspart man sich das Suchen nach dem richtigen Ticket im Dschungel der Ticketoptionen“, ergänzt Leng.

„Wir danken dem Team für die außerordentliche Qualität der Einreichung, das ist herausragend“, sagt Projektleiterin Annabel Merkl von der Deutschen Bahn. Die Bahn möchte mit der deutschlandweiten Nachhaltigkeits-Challenge innovative junge Menschen fördern. Im kommenden Jahr wird der Wettbewerb erneut ausgeschrieben. 2022 hatten die Jungs von „Pocket Pay“ bereits das Bundesfinale von „Jugend gründet“ erreicht und waren unter die besten zehn von über 700 Teams gekommen. Für den Sieg reichte es nicht, dafür wurde „PocketPay“ mit dem Sonderpreis der Volkswagen AG ausgezeichnet.

Ob sie sich nach dem Abitur voll und ganz ihrer Geschäftsidee widmen werden, haben die beiden Dreieichschüler noch nicht entschieden. „Wir warten die Entwicklung der nächsten zwei Jahre ab“, sagt Dietsche. Nutzen viele Leute das 49-Euro-Ticket, werde „Pocket Pay“ vielleicht gar nicht mehr gebraucht. „Wir müssen gucken, ob die Zielgruppe der Gelegenheitsfahrer groß genug ist.“ Doch die beiden sehen es entspannt: „Es ist wichtiger, dass es günstigen ÖPNV für alle gibt, als dass wir unser Start-up gründen können“, meint Dietsche.
 msc

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Pocket Pay

Die Grundidee und damit auch der Algorithmus sind nicht neu. So etas gab es vor etwas über 15 Jahren schon einmal in Hanau. Damals konnte man sich mit einer speziellen Codekarte beim Einstieg und Ausstieg der Busse an einem Lesegerät registrieren lassen und am Ende des Monats gab es eine Rechnung. Aus den errechneten Fahrzeiten und deren Häufigkeit wurde der günstigste Tarif berechnet. Manchem Gelegenheitsfahrer fiel dadurch auf, dass eine Tages- oder Wochenkarte doch günstiger gewesen wäre, anstatt jeweils ein Einzelticket zu ziehen.