Joachim Kolbe: Der überzeugte Langener liest im Gingko-Haus Ein Hippie und seine Stadt

Joachim Kolbe erzählt mit viel Humor aus seinem Leben, die Zuhörer hören gespannt zu. Foto: col

Langen (sina) – Was Joachim Kolbe in seinen 40 Jahren Tätigkeit für die Stadt Langen erreicht hat, ist eine ebenso lange wie bekannte Liste von realisierten Projekten. Im Gingko Haus aber erzählte der heutige Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung, Wirtschaft, Kultur und Sport am Montag seine ganz persönliche Geschichte: Ein Vortrag über ein bewegtes Leben, das am Ende in der Sterzbachstadt „Angekommen“ ist.

Eine große Zuhörerschar hat sich im Gemeinschaftsraum eingefunden, die zu ahnen scheint, dass diese Lebensgeschichte – trotz vier Jahrzehnten Beamtentums – alles andere als langweilig oder dröge wird. Inzwischen ist Kolbe Dienstältester im Langener Rathaus, aber eben auch, wie er sich scherzhaft tituliert, ein „Hippie oder so was in der Art“. Seine Biografie beginnt er nicht etwa mit seiner Geburt im Langener Krankenhaus 1961, sondern mit der Ergründung seiner Wurzeln.

Bild- und wortreich nimmt er seine Zuhörer mit auf Streifzug durch seine Kindheit im Langener Norden, in das heute bunt bemalte Elternhaus, das mit der Vier-Zimmer-Sozialwohnung für ihn Luxus, aber vor allem auch Sicherheit bedeutete. Sozialisiert in einer „inter-multikulturellen Hausgemeinschaft“ ist er ein Freigeist, der aber neben Neugierde auch Disziplin und Ausdauer gelernt hat – was für den späteren Berufsweg gelegen kommt. Daran verschwendete er in der Pubertät allerdings noch keine Gedanken: „Ich habe mir mehr Gedanken über Pickel als um die Rente gemacht“, sagt er.

Frech und aufmüpfig sind die Schlagworte seiner Jugend, Klassenräume wurden besetzt und Raucherecken gefordert – bei deren Schließung er später Ehrengast war, schmunzelt Kolbe über die Ironie. Mit 15 Jahren ging er von der Schule ab und begab sich nach der Lektüre vom „Steppenwolf“ auf Sinnsuche. Mit dem Fahrrad ging es nach Paris, auf den Spuren von Kurt Tucholsky durch die Pyrenäen, während sein Werdegang bei der Stadt, beginnend mit einem Praktikum als Beamtenanwärter, seinen Lauf nahm.

Mit der Gründung diverser Zeitungen wie „Tunix“, „Die Bazille“ und „du darfst“ hat er sich dem ehrlichen Journalismus verschrieben. Mit Erfolg, aber auch einer ordentlichen Portion Glück: So hat er bei einem seiner vielen Besuche in der damaligen DDR mit seinen Freunden einen jungen Polen in den Westen geschmuggelt. „Wir hatten echt viel Schwein bei unseren tolldreisten Aktionen“, gibt er heute offen zu. Erst mit der Anstellung als Pressesprecher der Stadt Langen ist der Weltenbummler dann auch beruflich angekommen. Der Rest, also was Kolbe im Laufe seines Traumjobs „Kultur“ bewirkt hat, ist praktisch Geschichte: „Ich bin stolz, was ich in dieser Zeit erreicht habe“, freut sich der überzeugte Lokalpatriot.

Mit einer guten Prise Humor versüßt Kolbe den Zuhörern die Reise in Zeiten von langhaarigen Alt-Hippies, freier Liebe und frisierten Mofas, aber auch politischen und natürlichen lokalen Entwicklungen.