Magistrat legt Straßensanierungsprogramm vor/Finanzierung unklar Investitionen in die Verkehrsadern

Schlaglöcher, Risse im Asphalt, Unebenheiten und andere Schäden nerven Auto- und Radfahrer auf den Langener Straßen. Foto: p

Langen (red) – Schlaglöcher, Risse im Asphalt, Unebenheiten und andere Schäden mehr: In nächster Zeit möchte der Magistrat eine Reihe von Straßen in Langen grundhaft erneuern. Von den Verkehrsteilnehmern dürfte es dafür Beifall geben. Allerdings ist zur Stunde nicht klar, wie die Ausgaben für Planung und Ausführung, die insgesamt siebenstellig ausfallen dürften, finanziert werden. „Ohne die Einnahmen aus der in der Stadtverordnetenversammlung ungeliebten Straßenbeitragssatzung klafft im entsprechenden Budget der Verwaltung eine große Lücke“, betont Erster Stadtrat Stefan Löbig. Wie diese geschlossen werden soll, müsse in den anstehenden Haushaltsberatungen erörtert werden. Werde dabei kein Ergebnis erzielt, „sind wir aller Voraussicht nach gezwungen, das Programm einzudampfen“, erklärt der Dezernent – „oder die Straßenbeitragssatzung findet doch noch eine Mehrheit“.

Das Papier des Magistrats für 2019 umfasst die Restkosten für die im Mai begonnene Sanierung des Hegwegs von knapp 200.000 Euro (Gesamtkosten 370.000 Euro), die Ausgaben für die im nächsten Jahr beginnende Sanierung der benachbarten Kaplanei- und Turmgasse in Höhe von 180.000 Euro (Gesamtkosten 355.000 Euro) und der Liebigstraße zwischen Bahnhof und Weserstraße von 650.000 Euro (Gesamtkosten 1,3 Millionen). Dazu gehören außerdem die Planungskosten für die Sanierung der Zimmerstraße und umliegender Straßen von 200.000 Euro. Darüber hinaus sind weitere Planungskosten von 400.000 Euro vorgesehen für Verbindungen, die nach dem Straßenzustandskataster der Kommunalen Betriebe, das gerade frisch aufgelegt wird, dringend auf Vordermann gebracht werden müssen.

Bereits das vorige Zustandskataster aus dem Jahr 2013 bewertet die Zimmerstraße zwischen Jahnstraße und Wolfsgartenstraße als dringend sanierungsbedürftig. Der Abschnitt von der Jahnstraße zur Bahnstraße liegt in der Vorwarnstufe. Weil zudem der Kanal dringend erneuert werden muss, hält es der Magistrat nach Löbigs Worten für sinnvoll, in diesem Zuge auch gleich die Straße wieder richtig in Ordnung zu bringen. Alle Arbeiten in einem Durchgang zu erledigen, spare auf jeden Fall Kosten. Um nicht alsbald wieder im gleichen Gebiet sperren zu müssen und effektiv zu arbeiten, sei es obendrein sinnvoll, benachbarte Straßen wie die Neckar-, Flachsbach- und Jahnstraße gleich mitzusanieren.

In der Altstadt sollen im kommenden Jahr die Kaplanei- und die Turmgasse nach dem gleichen Muster wie aktuell der Hegweg hergerichtet werden. Beide sind ziemlich ramponiert. Handlungsbedarf besteht auch deswegen, weil die Stadtwerke in den zurückliegenden Monaten neue Versorgungsleitungen verlegt haben, worunter der Straßenzustand zusätzlich litt.

Auf allen drei Straßen sind hauptsächlich Anlieger unterwegs. Das gesamte Viertel soll deswegen zu einem verkehrsberuhigten Bereich werden, nicht zuletzt zum Schutz der Kinder auf ihrem Weg in die Kita Hegweg oder zum Spielplatz am Spitzen Turm. Deswegen wird nicht mehr asphaltiert, sondern rechteckiges Betonpflaster verlegt. Gehwege gibt es keine. Radler, Fußgänger und Autofahrer sind in Zukunft gleichberechtigt. Die Einmündungen werden mit rotem Pflaster gekennzeichnet, um die Rechts-vor-links-Regelung zu verdeutlichen. Die Parkplätze markieren anthrazitfarbene Steine.

Bei der Liebigstraße steht außer Frage, dass sie zu den schlechtesten Fahrbahnen in Langen zählt und laut Löbig dringend an die Reihe kommen muss. Mitte 2019 soll das nun der Fall sein, nachdem feststeht, dass die Investoren, die das Neubaugebiet an der Straße verwirklichen, für den überwiegenden Teil der insgesamt knapp 800 Meter langen Strecke aufkommen. Die Stadt muss lediglich den Abschnitt zwischen Bahnhof und Weserstraße übernehmen, der Rest bis zum Leerwegtunnel geht auf das Konto der Projektentwickler.

Bedenken, dass eine erneuerte Liebigstraße (Bauzeit dürfte ein dreiviertel Jahr sein) durch den noch länger anhaltenden Baustellenverkehr wieder ramponiert wird, konnte Löbig zerstreuen. „Für die Lkws werden separate Baustraßen angelegt, die von der Nordumgehung aus erreichbar sind“, teilte der Erste Stadtrat mit.

Zugleich betonte er, dass „wir von Anfang an trotz verschiedener Akteure großen Wert auf eine Planung aus einem Guss gelegt haben und zudem auf eine Realisierung an einem Stück“. Zu berücksichtigen gilt, dass die Liebigstraße zum sogenannten Grundnetz der Stadt Langen zählt, auf der Tempo 50 erlaubt ist. Sie muss sechseinhalb Meter breit sein, damit sich Busse und Lkw auf ihr begegnen können. Hinzu kommt ein weiterer Fakt: Die geplante Radschnellverbindung Darmstadt – Frankfurt, die an der Westseite an der Straße entlangführen soll. Für sie sind vier Meter in der Breite reserviert. Von Vorteil ist, dass es im Gegensatz zur gegenüberliegenden Seite, an der die Wohnungen entstehen, keine Unterbrechungen durch Seitenstraßen oder Grundstückszufahrten gibt. Zwei Mittelinseln (eine davon vor dem Leerwegtunnel) sollen den Radlern den Spurwechsel erleichtern.

Für Fußgänger ist an der Ostseite ein Gehweg vorgesehen. Die Radschnellverbindung biegt in die Zufahrt des Park-and-ride-Platzes ein und wird dann über den Europaplatz zur Bahnhofsanlage geführt. Von dieser Zufahrt bis zur Westendstraße (Süd) sind beidseits Gehwege eingeplant, da von und zur Bahn viele Fußgänger unterwegs sind. Folge der Neugestaltung ist allerdings, dass an der Liebigstraße außer wie bisher vor den Geschäften an der Ostseite nicht mehr geparkt werden kann.

„Diese Problematik ist uns bewusst und wir halten deshalb nach Alternativen für die zahlreichen Pendler Ausschau, die derzeit ihr Auto auf dem Schotterstreifen entlang der Straße abstellen“, sagt Löbig. Ein Fachbüro erarbeite momentan ein Konzept für die Ost- und Westseite des Bahnhofs. Aufbauend auf dem Flächenbedarf für die jeweiligen Verkehrsteilnehmer werde es Handlungsempfehlungen geben, was verändert und was neu entstehen sollte und wie alles gut zusammenpassen könnte. Mit einem Ergebnis rechnet Löbig bis Ende des Jahres.

Mit dem Straßenbauprogramm beschäftigt sich der Ausschuss für Umwelt, Bau und Verkehr am Mittwoch, 24. Oktober, und der Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstag, 1. November. Der Stadtverordnetenversammlung liegt das Papier in ihrer Sitzung am Donnerstag, 6. Dezember, vor.