„Schlank, fest und stolz er aufwärts strebt, dass sich der Geist zu Gott erhebt. Zu seiner Ehre, seinem Ruhm sei er geweiht als Heiligtum“ – mit diesen Worten übergab der Zimmermann Wagner am 5. August 1968 den Rohbau des Kirchturms von Thomas von Aquin an die Gemeinde in Oberlinden. Dazu gehörte natürlich auch die neu erstellte Kirche mit der markanten Betonfassade und den vielen bunten Glasfenstern.
Vor 50 Jahren feierten die Bürger in Oberlinden das Richtfest der katholischen Kirche. Damit hatten die Katholiken in dem von 1959 bis 1966 entstandenen Stadtteil in Langen entlang der Berliner Allee endlich ein eigenes Gotteshaus. Zuvor mussten sich die Gläubigen gemeinsam mit ihrem Pfarrer Ludwig Heidingsfeld sonntags in einer Baracke am Forstring zum Beten treffen. Die Architekten Horst Römer und Helmut Baumgart hatten das Kirchenzentrum mit Turm, Kirche, Pfarrhaus mit Bürogebäuden und Gemeindesaal auf dem 4.272 Quadratmeter großen Grundstück geplant und anschließend auch realisiert. Der Innenausbau ging dann ganz schnell: Schon im Dezember konnten die Gemeindemitglieder ihre neue Kirche mit Leben füllen und Weihnachten darin feiern.
Der Jahrestag des Richtfestes war Grund genug für Pfarrer Ulrich Neff, das Jubiläum der Kirche gemeinsam zu feiern. Im Festgottesdienst schwitzte die Gemeinde am frühen Samstagabend ordentlich. So schön wie die großzügige Verglasung des Gebäudes ist, in diesem Sommer hat die architektonische Planung durchaus ihre Tücken. Mit immer wieder herum gereichten Wassergläsern widmeten sich die Gläubigen dem gemeinsamen Gebet. „Auch wenn die eigentliche Kirchweih erst im Dezember ist, und wir sie auch am 16. Dezember gemeinsam feiern, fand ich die Idee des gemeinsamen Dämmerschoppens im Sommer im Garten einfach sehr schön“, erklärte Ulrich Neff seine Motivation, die Gemeinde einmal mehr zusammenzubringen. Und das Fest wurde auch sehr gut angenommen: Im lauschigen Kirchgarten feierten die Langener mit Köstlichkeiten vom Grill und der Livemusik vom Unplugged Music Projekt mit rockigen Songs von Led Zeppelin, den Eagles oder Bruce Springsteen.
Das Fest war aber auch Gelegenheit, Abschied zu nehmen: Mit Tobias Rossbach verabschiedete sich der Kaplan, der drei Jahre seiner Ausbildung in Langen verbracht hat und jetzt seine erste Pfarrstelle in Butzbach antritt. „Ich behalte die Jahre in Langen in guter Erinnerung. Es war eine für mich sehr erfüllende Arbeit, es war schön, die Menschen in allen Lebenslagen zu begleiten und ich bin sehr dankbar, ein Gottesgeschenk“, sagte Rossbach zum Abschied. Er kündigte an, dass er seine Kontakte in die Sterzbachstadt auf jeden Fall weiter pflegen wolle, habe er in Langen schließlich echte Freunde gefunden.
Für Nele Magner geht auch eine aufregende Zeit zu Ende. Die Mainzerin war eine von zwölf Bundesfreiwilligen mit pastoralem Schwerpunkt – ein Pilotprojekt des Bistums Mainz. Auch sie schwärmt von tollen Begegnungen: „Ich bin hier sehr gewachsen, auch, aber nicht nur, in meinem Glauben. Es hat auch meine Berufswahl beeinflusst“, sagt die junge Frau, die jetzt ihr Studium der Sonderpädagogik mit dem Fach katholischer Theologie beginnen wird. Einen neuen Kaplan hat die Gemeinde Sankt Jakobus, zu der die drei katholischen Gemeinden Thomas von Aquin, Albertus Magnus und Liebfrauen fusioniert ist, mit Adam Songa schon. Und mit Miriam Steyger wird auch eine neue Bundesfreiwillige bald ihren Dienst in Langen antreten. Zu dem Kirchweihjubiläum im Dezember hat der Domkapitular Jürgen Nabbefeld sein Kommen zugesagt.
