Elschbächer Kerb 2019 Kerbborsche halten Tradition hoch

Mit musikalischer Begleitung zogen die Kerbborsche den Kerbbaum durch die Straßen von Egelsbach. Foto: Postl

Egelsbach (lfp) – Die „Elschbächer Kerb“ sind die Nationalfeiertage im Klammernschnitzerdorf – und damit ein traditionelles Kulturgut, das gepflegt werden will. Doch auch an den Traditionen nagt bekanntlich der Zahn der Zeit, von den einst recht großen Gruppen der Kerbburschenjahrgänge blieben in diesem Jahr gerade mal elf übrig. 

Das reichte zwar immer noch für das Baumholen mit dem Umzug durch die Straßen, doch für das Baumstellen wurde es schwer. Wie gut, dass dies in Egelsbach seit vielen Jahren von der „bärenstarken“ Seilwinde des Bauhof-Traktors erledigt wird – die Kerbborsche stehen freilich unterstützend zur Seite. Ein Showprogramm im Festzelt gab es freilich auch – beim Kerb-Polo und Wassermelonen-Wettessen musste auch das Publikum ran. „Bin ich im Karneval oder ist Kerb?“ fragten sich am Sonntag viele im Festzelt beim Bühnenprogramm der Kerbgemeinschaft. Diese nahm sich ein Beispiel an der Karnevalsgesellschaft und präsentierte Büttenredner und Gardetänze. „Die Elschbächer sind halt ein verrücktes Völkchen“, kommentierte das jemand aus der Nachbarschaft – es soll ein Langener gewesen sein.

Das Kerbabenteuer für die elf Kerbborsche begann traditionell am Freitagabend so gegen Mitternacht. Der Kerbcountdown läuft, und wie an Silvester, ist im Kerbzelt plötzlich die Hölle los. Die Kerbfahne wird erstmals von Janis Jost unter dem Jubel aller im Zelt geschwenkt, dann geht es zur langen Nacht in die Elschbächer Höfe. Erstes Ziel ist der „Parrehof“. Dort wird traditionell mit den Altkerbborsche gefeiert, bis es wieder hell wird. Bei schönstem Sonnenschein – das war für viele zu hell – wurde dann der 18 Meter lange Kerbbaum vom Bahnhof abgeholt und unter musikalischer Begleitung einer Abordnung des SGE-Blasorchesters durch die mit vielen Birkenbäumchen geschmückten Straßen zum Kerbplatz gebracht.Aus den Höfen wurde dabei immer wieder Ebbelwoi und auch Kuchen gereicht, viele Elschbächer standen an den Straßen und winkten dem Umzug zu.

Etwas irritiert blickten ältere Egelsbacher auf den etwas schmucklosen Kerbbaum: Keine einzige Schleife war daran befestigt und auch der Kerbkranz erschien einigen „ziemlich mickrig“. Egal, der Baum wurde aufgestellt, das „Zwiegespräch“ zwischen den aktuellen Kerbburschen und den älteren Jahrgängen entfacht – dazu musste Janis Jost wieder kräftig die Fahne schwingen. Dafür wurde eine neue Tradition initiiert: künftig soll jeder Jubiläumskerbjahrgang, also jene die vor 50 Jahren Kerbburschen waren, einen Baum spenden, der dann gepflanzt wird. Den Anfang machten diesmal die Kerbborsche von 1969.

„Die Goldenen Kerbburschen 2019 haben sich, in Erinnerung an ihre Kerb 1969 entschlossen, einen Baum zu pflanzen. Sicherlich ist es heute eine wichtige Aufgabe, durch das Pflanzen von Bäumen einen Beitrag für die Zukunft zu leisten. Dennoch möchten wir mit dem Pflanzen dieses Baumes auch die Hoffnung verbinden, dass in Zukunft die Tradition der Elschbächer Kerb in unserer Gemeinde gepflegt wird und weiterhin fortbesteht“, trug der damalige Kerbvadder Peter Werner vor. Auch Pfarrer Martin Diehl und Bürgermeister Tobias Wilbrand lobten die Aktion der Jubiläumskerbburschen. Der erste Baum wurde direkt vor dem Eigenheim Saalbau gepflanzt.

Die Kerb ging weiter mit dem fröhlichen Kerbvergnügen auf dem Berliner Platz, dann folgte am Abend das große Programm der kleinen Gruppe der Kerbborsche 2019. Mit Spannung wurde die Wahl des Kerbvadders erwartet: Fabrizio Cosentino wurde unter großem Jubel präsentiert – er wird „seine“ Gruppe nun immer anführen. Eine das Publikum begeisternde Sache war das Showprogramm der Kerbgemeinschaft. Hier präsentierte sich Marc Adam als Sitzungspräsident in närrischem Outfit und mit Narrenkappe. „Fastnacht an Kerb, des gab’s noch nie; geht des so weiter, dann fahrmer im Sommer bald Ski!“, rief er in die jubelnde Menge.

Der Solo-Gardetänzer Patrick Steitz überschlug sich förmlich auf der Bühne bei Spagat und Radschlag. Davon wollte das Publikum mehr sehen – also waren gar drei Zugaben fällig. Bei bestem Kerbwetter wurde am Sonntagabend noch lange in den Höfen die „Elschbächer Kerb“ gefeiert.

Mehr Eindrücke von der Egelsbacher Kerb gibt es in der StadtPost-Bildergalerie.