Langen: Erzählabend im Gingko-Haus Margrit Jansen spricht übers Mütterzentrum und mehr

Eloquent, aber mit Nachdruck: Margrit Jansen. Foto: zcol

Langen (zcol) – Margrit Jansen ist den Langenern vor allem als engagierte SPD-Politikerin bekannt. Eine Frau, die eloquent, aber mit Nachdruck für ihre eigene und die Haltung ihrer Partei argumentiert. Und dann sind da natürlich auch noch die unvergessenen Bettlaken-Aktionen mit „Schneewittchen pfeift auf den Prinzen“-Sprüchen, Demonstrationen, die Gründung des Mütterzentrums und die Verwandlung von Langen zur „Hauptstadt der Mütter“.

All diese besonderen Geschichten und Erinnerungen erzählte Jansen im Ginkgo-Haus. Viele Bewohner der beiden Häuser waren gekommen, aber auch einige Wegbegleiterinnen von Margrit Jansen saßen im Publikum. In Österreich als Ältestes von vier Kindern geboren, ging die Familie nach Hamburg, zurück in die Steiermark und 1953 wollte der Vater dann in Lüdenscheid vom deutschen Wirtschaftswunder partizipieren. Das gelang auch, der Familienvater machte Karriere in der Autobranche, aber die Ehe der Eltern zerbrach. Der kleine Bruder war gerade einmal drei Jahre alt, Margrit war zwölf. Der Vater wollte keinen Unterhalt zahlen und die Mutter war alleine mit vier Kindern. „Aber meine Mutter war eine lebensfrohe Frau, sie war mir immer ein großes Vorbild und ich bin ihr sehr dankbar. Damals war mir klar: Das wird mir nicht passieren. Ich werde nicht abhängig sein von einem Mann, der sich als nicht zuverlässig erweist. Ich wollte immer auf eigenen Füßen stehen“, erklärt sie.

Von Bonn nach Langen

Gesagt, getan: Als junge Frau absolvierte Margrit Jansen eine Lehre in einem Verlag, organisierte neun Jahre lang große Kunstausstellungen in Hamburg für den Deutschen Ring. Sie ging dann nach Bonn und wurde stellvertretende Pressesprecherin des damaligen Forschungsministers Volker Hauff. „Ich habe damals gedacht, jetzt kann dir gar nix mehr passieren, mit solch einem super Job – und dann kam die Liebe dazwischen“, berichtet sie lachend. Nach einigen Überlegungen ließ sie Bonn Bonn sein und zog nach Langen zu ihrem Mann. „Ich bekam zwei absolute Wunschkinder und wusste dann auch selbst, was der Karriereknick bedeutet“, sagt Jansen. Einen Kitaplatz gab es ab vier Jahren und diesen dann von acht bis zwölf Uhr, Teilzeitarbeitsplätze waren Mangelware und all diese Gefühle von Ohnmacht und Abhängigkeit liessen dann doch wieder die Kräfte frei.

25 Jahre Einsatz für das Mütterzentrum

Gemeinsam mit Frauen wie Monika Meier-Luchmann, Iris Jarschel oder Martina Dröll wurden Pläne geschmiedet und die Weichen für das Mütterzentrum gestellt. „Das war eine tolle Zeit. Es ging nie um irgendwelche Defizite, sondern immer darum, was können wir, und was wollen wir.“ Die Visionen von 1986 sahen ein schönes Haus, mit großem Garten, ein Treffpunkt für alle Mütter und müttergerechte Arbeitsplätze vor. Was heute daraus geworden ist, ist in der Zimmerstraße im Zenja zu sehen. „Das hört sich so leicht an, aber das waren mehr als 25 Jahre Kampf und Einsatz. Das alte Tribünengebäude hat uns jahrelang treue Dienste als Mütterzentrum geleistet, bis das schöne, neue Haus kam.“

Hausarbeitskurse für Männer

In der Zwischenzeit wurde Margrit Jansen Leiterin des Mütterbüros, gab gemeinsam mit einem Redaktionsteam 60 Ausgaben des Stiefmütterchens heraus, organisierte bundesweite Mütterkongresse, zu denen Rednerinnen wie Bundesfamilienministerin Rita Süssmuth nach Langen kamen. Jansen kämpfte für eine verbesserte Absicherung für Frauen, bessere Renten, bessere Arbeitsbedingungen, Kitaplätze – eben um Gleichberechtigung und Anerkennung der Mütter. Ebenfalls bundesweit für Furore sorgten die Langenerinnen mit ihren Hausarbeitskursen für Männer. Als Gag zum Muttertag 1987 geplant, lernten in Langen mehr als 120 Männer aus ganz Deutschland Fenster und Toiletten putzen, Wäsche sortieren und bügeln und als Königsklasse Flecken entfernen und Knöpfe annähen. „Die vier Doppelstunden kosteten 50 Mark und die Männer wünschten sich anschließend Zertifikate, dass sie den Kurs absolviert hatten“, muss Jansen noch heute bei der Erinnerung lachen.

„Zenja ist ein Glanzstück für Langen"

Die Kommunalpolitikerin erzählte im Ginkgo Haus auch, dass sie selbst erst 1991, nachdem sie als gebürtige Österreicherin die deutsche Staatsbürgerschaft bekam und erstmals auch selbst wählen durfte, in die SPD eingetreten ist. 1993 zog sie als Fraktionsmitglied ins Stadtparlament ein. 2002 rückte sie als Landtagsabgeordnete für ein halbes Jahr in den Landtag nach. Seither kümmert sie sich als Stadtverordnete und Mitglied des Kreistags um die kommunale Politik. Der spannende Vortrag von Margrit Jansen war mit zauberhaften Bildern unterlegt, die den Geist der kämpferischen Mütterzentrumsjahre beinahe spürbar in den Veranstaltungsraum übertrug. „Bis heute ist das Zenja ein Glanzstück für Langen und ein gelungenes Beispiel für langjähriges Frauenengagement. Viele Frauen sind am Mütterzentrum gewachsen und konnten sich dort entfalten. Ich bin nur eine davon“, schloss sie ihre spannende Geschichte.