Ein Abend rund um Luther in der Langener Dreieichschule „Reformation war ein sehr vielseitiges Phänomen“

Viel los war in der Langener Dreieichschule. Das Gymnasium hatte anlässlich des Jubiläums der Reformation zu einem Abend rund um Luther eingeladen und eröffnete die Wanderausstellung des Staatsarchivs Marburg „Luther und Europa. Foto: zcol

Langen (zcol) – Die Langener Dreieichschule hatte anlässlich des Jubiläums der Reformation zu einem Abend rund um Luther eingeladen und eröffnete gleichzeitig die Wanderausstellung des Staatsarchivs Marburg „Luther und Europa. Wege der Reformation und der fürstliche Reformator Philipp von Hessen“ in der Aula der Schule.

Wolfgang Geiger, Fachvorstand Geschichte hatte gemeinsam mit seinem Kollegen Johannes Dittmer, Fachvorstand Religion, den Abend vorbereitet. Für die fachliche Einführung in die Stellwände über die europäische Dimension der Reformation in sieben Stationen, hatten sie die Leiterin des Studienseminars in Darmstadt, Franziska Conrad gewonnen. Geiger erläuterte zuvor noch, dass der Thesenanschlag in Wittenberg „nicht wirklich“ der Beginn der Reformation war. Es sei vielmehr der „erste Anschlag“ auf die geistlichen und weltlichen Obrigkeiten gewesen und ein Anschlag auf deren Autorität. Auch Johannes Dittmer betonte dann, dass es eigentlich die Schrift Luthers „An den christlichen Adel“ im Jahr 1520 gewesen sei, die zum Manifest der Reformation geworden ist. Darin seien sich Historiker und Theologen sehr einig.

Franziska Conrad näherte sich dem Thema Luther dann auf eine sehr weltliche und spannende Art, die auch die Schüler im Saal amüsiert haben dürfte: Die Leiterin des Studienseminars nahm den Hype um Luther zum Anlass, einmal nachzufragen, wie es eigentlich dazu kommen konnte, dass Luther zu einer Werbefigur mit bestverkaufter Darstellung als Playmobilmännchen aufsteigen konnte. „Luther hat Eventkultur, sogar zur Bierwerbung wurde er in diesem Jahr genutzt“, zeigte Conrad ein Werbeplakat einer bayrischen Region mit dem Playmobil Luther in Front. Die Historikerin stellte aber auch sehr deutlich klar, um die Bedeutung der Taten Luthers zu verstehen, müsse man sich zunächst in die damalige Zeit einarbeiten. „Wir können heute doch nur noch das beurteilen, was für uns von Bedeutung ist. Denn damals gab es noch keine Trennung von geistlicher und weltlicher Welt. Die Reformation und der Prozess der Reformation war von Beginn an ein sehr vielseitiges Phänomen“, so Franziska Conrad. Sie betonte auch, dass die Religionsfreiheit und die Idee der Toleranz sehr bitter und mit vielen Opfern erkämpft worden sei. „Im 30-jährigen Krieg verloren ein Drittel der Bevölkerung ihr Leben“, nannte sie die Tragweite der Kriege jener Zeit. Sie beleuchtete auch die Entwicklung des Protestantismus bis in die heutige Zeit: „28 Prozent der Bevölkerung sind Protestanten, keine vier Prozent von ihnen gehen in den sonntäglichen Gottesdienst“, nannte sie die Fakten.

Erst nach diesem Exkurs über Luther und die Entwicklung der Reformation ging es in den Ausstellungsraum. Wolfgang Geiger ist sehr stolz, dass die Schule die spannenden Tafeln sogar direkt über den Zeitraum der Reformation in Langen zeigen kann. „Wir haben die Tafeln bei einer Fortbildung gesehen, da waren sie noch keine Woche alt. Die Gespräche mit den Entwicklern der Ausstellung waren so spannend, dass wir uns schnell dazu entschieden, unseren Schülern diese Darstellung auch zu zeigen. Obwohl wir so früh dran waren, hatten wir noch Glück, weil sie sehr ausgebucht war“, so Geiger weiter. In der Ausstellung ist zu sehen, dass neben Wittenberg auch andere Reformationszentren wie Zürich und Genf von Bedeutung sind, ohne die die Ausbreitung des neuen Glaubens in Europa nicht denkbar gewesen wäre.

Bis Mitte November sind die Tafeln in der Aula des Dreieichgymnasiums zu sehen. Neben der Schulgemeinde steht die Präsentation auch anderen Interessierten offen. So können sich Konfirmandengruppen, Schüler der benachbarten Adolf-Reichwein-Schule oder auch Gemeindegruppen für einen Besuch anmelden.