Fremdensitzung der KGE Saloon-Stimmung in Egelsbach

Narrhallesen vom Tresen – In der „Western Love Story“ ging es auch mal verrucht zu. Foto: Strohfeldt

Egelsbach (zti) – „Komm hol das Lasso raus, wir spielen Cowboy und Indianer“, tönte es unzählige Male aus den Boxen, als die Egelsbacher Karnevalisten (KGE) am Wochenende ihre zwei großen Fremdensitzungen abhielten.

In der kurzerhand zum Saloon umgebauten Dr.-Horst-Schmidt-Halle wurde die KGE ihrem selbst gesteckten Motto „Im Klammerndorf herrscht Westernzeit – närrisch bunt mit Heiterkeit“ wieder mehr als gerecht. Die zahlreichen Aktiven auf der Bühne konnten ihr kostümiertes Wild-West-Publikum an beiden Sitzungsabenden und beim Altennachmittag überzeugen. Die Rollen des Abends waren klar verteilt, als der Sheriff des Klammernschnitzerdorfs die Bühne betrat. Sitzungspräsident Alexander Höhme begrüßte die ausverkaufte Halle und holte mit den Worten „Wolle mer se reinlasse?“ neben dem Elferrat auch das Prinzenpaar auf die Bühne. Mathias I. und Susana I. begrüßten die Gäste mit einer gelungenen Rede.

Dabei übersetzte Prinz Mathias die spanischen Begrüßungsworte seiner Gattin, die spanische Wurzeln hat, relativ frei. Eigentlich wollte die Prinzessin dem Publikum mit den Worten „La noche bombástico excitante“ eine spannende bombastische Nacht versprechen – ihr Mann macht daraus kurzerhand einen Warnhinweis: „Im Falle einer Bombendrohung nutzen sie bitte die Notausgänge, die mit Exit beschriftet sind“, übersetzte er unter schallendem Gelächter. Umrahmt wurden die Beiträge wie immer von zahlreichen Tänzern der Gardetanzgruppen. In der Bütt machte der langjährige Protokollant Thomas Geiß den Anfang, dessen Vortrag gewohntermaßen politisch wurde. So kommentierte er etwa den Brexit in pointierten Reimen.

„Theresa May, die zockt mit Zeit, hofft die EU schlägt sie so breit. Nichts in der Hand im Parlament, und frei nach Goethe sie bekennt: So steh’ ich hier, ich armer Tory, und muss sagen, leider: Sorry!“ Aber auch die Kommunalpolitik bekam von Geiß ein paar Spitzen mit: Zum Thema Eigenheim hat er als Vorstandsmitglied des Eigenheimvereins eine klare Haltung: „Was Politik mit Bürgerwille macht, das sieht man bei der Eigenheim-Schlacht. Vier Jahre, wie die Zeit vergeht, seitdem der Bürgerwille steht. Eine Partei hat unterstellt, der Verein Pro Eigenheim verprasst das Geld, welches der Gemeinde ist – doch wer so was sagt, der labert Mist“, sagte er in Richtung einiger Gemeindevertreter. Sein Vortrag wurde vom Publikum mit lautem Applaus beantwortet.

Mit Carina Werner konnte der Verein ein weiteres Eigengewächs in der Bütt feiern. Sie berichtete in ihrem Vortrag als aufmüpfige Teenagerin über ein sturmfreies Wochenende mit ihrem Bruder ohne die nervigen Erziehungsberichtigten. „Kaum ham meine Eltern das Haus verlassen, da hatte mein Bruder schon eine WhatsApp-Gruppe gegründet“, erzählte sie, wie es im Elternhaus zur Party mit Eskalationspotenzial kam. „Ich kann froh sein, dass ich heute überhaupt hier sein kann und nicht lebenslänglich Hausarrest bekommen hab“, sagte die Büttenrednerin, die zusätzlich seit Jahren bei der Showtanzgruppe der Fire Pigs tanzt.

Einen großen Höhepunkt lieferte schließlich das Duo Monique und Pierre Theuerkauf in der zweiten Sitzungshälfte. Ehemann Pierre feierte in diesem Jahr dabei sogar 25-jähriges Bühnenjubiläum bei der KGE. Als ökologisch-nachhaltig denkende Indianer wollten sie das Publikum für das Thema Entschleunigung sensibilisieren. „Herzlich willkommen zu meinem Meditationsworkshop mit dem Titel „In Egelsbach herrscht Wellnesszeit, närrisch bunt mit Achtsamkeit‘“, sagte Monique, bevor sie mit dem Publikum Atemübungen durchführte. Daraufhin betrat Pierre alias Winnetatsch in rosarotem Indianerkostüm die Bühne. Monique berichtete von ihrer Delfin-Therapie im Egelsbacher Schwimmbad. „Kein Wunder, dass sich da ständig so viele Bakterien ablagern“, kommentierte Pierre trocken unter lautstarkem Gelächter in der Halle. Den Abschluss des Abends bildete Stand-up-Comedian Justin Dölp, bisher vor allem bekannt aus der Erzhäuser Fastnacht (was man in Egelsbach natürlich bewusst verschweigt). Er beleuchtete die Probleme der Kostümfindung bei Mann und Frau. „Wenn zwei Männer das gleiche Kostüm tragen – kein Problem. Wenn zwei Frauen das gleiche Kostüm haben, gehen die aufeinander zu, schauen sich tief in die Augen – und wir alle wissen, was dann passiert“, sagte er, als die bekannte „Spiel mir das Lied vom Tod“-Melodie eingespielt wurde. Der Jungkomiker überzeugte mit seinem abschließenden Auftritt, bevor der Abend beim Finale mit allen Beteiligten in einem Meer aus KGE-Fahnen endete.