Langener Weltladen feiert am 15. September Seit 15 Jahren im Einsatz für den fairen Handel

Margarete Rölz (von links), Doris Kröll und Rose Schieber präsentieren im Weltladen natürlich auch die Verkaufsschlager, wie etwa den fair gehandelten Kaffee. Foto: zcol

Langen (zcol) – Es ist ein einladendes Lädchen in der Bahnstraße 102. Ein hübsch dekoriertes Schaufenster lockt die Kunden an. In den Regalen gibt es kunterbunte Keramik, ausgefallene und modische Taschen und das, was wohl jeder Verbraucher in einem Weltladen erwartet: ein großes Sortiment an Kaffee, Tee, Schokolade und Gewürzen aus aller Welt. Seit 15 Jahren können die Langener fair gehandelte Produkte direkt vor Ort und zu den üblichen Ladenöffnungszeiten kaufen.

Das ist vor allem Margret Rölz zu verdanken. Sie hat die schon bestehenden Initiativen gebündelt und mit einem ganzen Team den gut funktionierenden Laden initiiert. „Fairen Handel gibt es in Langen schon viel länger. Die spätere Pröpstin und damalige Pfarrerin Helga Trösken ist mit einigen Produkten in ihrer Gemeinde gestartet. Später gab es eine Gruppe rund um Marlies Köhler in der Pfarrei Albertus Magnus“, erinnert sich Margarete Rölz. Als dann der Laden in der Friedrichstraße frei wurde, ging sie das Abenteuer Weltladen an. „Ich habe die Kirchen mit ins Boot geholt. Dekan Reinhard Zincke hat uns sehr geholfen bei allen rechtlichen Fragen und Marlies Köhler hatte einen immensen Erfahrungsschatz, was das Bestellen von Waren anging, das hat uns den Anfang sehr erleichtert“, erzählt die Vorsitzende des Vereins Weltladen. Zum ersten Öffnungstag gab es Kaffee, Tee, Schokolade und ein bisschen Kunsthandwerk – und es war keinesfalls so, dass die Langener dem Weltladen die Tür einrannten. „Es hat schon ein bisschen gedauert, wir mussten uns schon ein bisschen hochdienen“, seien die ersten Jahre nicht ganz leicht gewesen. Mit dem Umzug an die Bahnstraße 2014 hat der Laden weiter expandiert. In dem großen lichtdurchfluteten Verkaufsraum war mehr Platz für Handwerk und mehr Vielfalt. Bis heute ist der Kaffee der Verkaufsschlager Nummer eins. Mit pfiffigen Ideen wie dem Langener Stadtkaffee hat sich der Weltladen auch ein eigenes Markenzeichen gesetzt.

„Aber auch das Handwerk wird gerne gekauft, die hübschen Kokoslack-Schalen, die Filzwaren aus Nepal, die Keramik aus Afrika“, zählt Rölz die Bestseller auf. Die Handelspartner haben sich indes nicht verändert. Die Langener Gruppe arbeitet mit den großen Fairtrade Unternehmen Gepa, El Puente und der Fairhandelsgenossenschaft DWP aus Ravensburg zusammen. Sie alle haben das Ziel, mehr Gerechtigkeit in den Handelsbeziehungen zwischen den Ländern des Südens und des Nordens zu erreichen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Produzenten in den südlichen Ländern: Ihnen werden bei den Fairtrade-Produkten faire Preise, langfristige Verträge und Finanzierungshilfen ermöglicht. Transparenz in den Handelsbeziehungen und Kontinuität sind dabei wichtig. Meist gehen soziale Projekte in den Ländern mit den Verträgen einher, dass Kleinbauern ihre Kinder in die Schule schicken können und es in den Dörfern unterstützt wird, Bildungsangebote und Infrastruktur auszubauen.

„Der Weltladen steht ja nicht nur für den Verkauf fairer Produkte. Das ist nur ein Standbein, die anderen beiden sind die politische Arbeit und unser Bildungsangebot“, erläutert Margarete Rölz. Alle etwa 30 Ehrenamtlichen, die gemeinsam in vielen Schichten den Laden bewirtschaften, Waren bestellen, Rechnungen schreiben und Öffentlichkeitsarbeit betreiben, geht es um die strukturelle Ungerechtigkeit, die auf der Welt herrscht. „Und das können wir nicht damit beheben, in dem wir sagen, ich bin reich, ich gebe den Armen jetzt Geld. Wir müssen die südlichen Länder und ihre Entwicklungspotenziale ernst nehmen. Nachhaltige Entwicklungsziele müssen für mehr Gerechtigkeit sorgen. Wir, die Aktiven in unserer Gruppe, wollen etwas gegen die Missstände tun und aus diesem Grund engagieren wir uns“, sagt Margarete Rölz. Um diese Intension auch bei den Jüngsten schon fest zu verankern, gibt es eine regelmäßige Zusammenarbeit mit den Kindergärten und Schulen in der Stadt, die den Weltladen besuchen, die Waren probieren und in der Bahnstraße auch einiges über Gerechtigkeit lernen. In den vergangenen Jahren habe sich sehr viel getan. Das Bewusstsein für fairen Handel in Deutschland sei gestiegen. „In vielen Supermärkten werden heute Gepa-Produkte angeboten. Das ist ein positives Zeichen, so konnte der Umsatz von 100 Millionen Euro auf 1,3 Milliarden im Jahr anwachsen“, sieht die Weltladen-Vorsitzende den Supermarkt-Handel auch nicht als Konkurrenz. Der Weltladen könne sich ohnehin breiter aufstellen und mit persönlicher Beratung zu den Produkten und den Vermarktungswegen punkten. Daher hofft sie, dass sie noch mehr Helfer für den Laden an der Bahnstraße gewinnen kann. Denn schließlich müssen die Öffnungszeiten montags bis freitags von 9.30 bis 13 Uhr und 14.30 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 9.30 bis 13 Uhr immer abgedeckt sein.

Vielleicht weckt der Verein ja auf dem großen Fest am Samstag anlässlich des 15. Geburtstags das Interesse einiger Engagierter. Am 15. September wird am Umbach-Brunnen neben der Albertus-Magnus-Kirche gefeiert. Ab elf Uhr kann man Kaffee, Tee, Säfte, Süßes und Würziges aus dem Weltladen verkosten. Das offizielle Festprogramm beginnt um zwölf Uhr mit einem Abriss der Geschichte des Weltladens und Grußworte von Vertretern des Weltladen-Dachverbands, der Stadt, der Politik sowie der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde. Gerhard Puster, Mitglied des Ladenteams, wird das Publikum musikalisch unterhalten.