125 Jahre Konzertchor Langen SSG feiert ein besonderes Jubiläum

Welch eine Stimmgewalt: Carmenio Ferrulli dirigierte alle SSG-Chöre. Foto: Postl

Langen (lfp) – Wenn frühe ein Verein sein 100-jähriges Bestehen hätte feiern können, dann hätte es sicher einen großen Festumzug in der Stadt gegeben – und die Menschen hätten am Straßenrand gestanden und gejubelt. Dagegen war die Feierstunde „125 Jahre Chorgesang der SSG Langen“ in der Stadthalle fast eine Veranstaltung im stillen Kämmerlein.

Wie sehr sich die Zeiten geändert haben und dass es wenig Sinn macht, diesen hinterherzutrauern, machte Festredner Malte Jörg Uffeln vom Bundesvorstand des Hessischen Sängerbundes deutlich: „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit“, lautete sein Rat. Aber gerade in dieser Hinsicht ist die Sport- und Sängergemeinschaft gut aufgestellt. „Wer bei uns dem klassischen Gesang frönen will, kann dies in unseren Männer- und Frauenchören tun, wer sich zum modernen Liedgut hingezogen fühlt, für den gibt es die Ebbelvoices – oder die verschiedenen Chorprojekte“, verwies SSG-Vorsitzender Manfred Krüger auf bereits erfolgte Umstellungen.

Konzertchor und Ebbelvoices begeistern

Er versicherte, man wolle sich noch mehr der Jugend öffnen und ihnen Angebote zu unterbreiten, die auf ihrer Wellelänge sind. Der Konzertchor und die Ebbelvoices belegten dann auch gleich mit ihren Chorvortrag der Jubiläumshymne nach Beethoven das bestens funktionierende musikalische Zusammenspiel. Malte Jörg Uffeln hatte mit seiner Festrede sicherlich so manche ältere Sängerin und auch so manchen älteren Sänger irritiert. Doch seine Einschätzung entspricht für immer mehr Vereine der Realität. „Deutschland ist immer noch das Land der Vereine und sie sind ein wichtige Sozialinstanz – leider werden es aber immer weniger“, sagte Uffeln. Er bat die Gäste, die Augen zu schließen und sich vorzustellen, wie der Veranstaltungskalender von Langen ohne die Angebote der Vereine aussähe. Es gab verwunderte Gesichter.

SSG Langen bietet Gesang, Turnen und Capoeira

„Die digitale Revolution folgt den Gesetzesmäßigkeiten der Industrierevolution, die Leute gehen dorthin, wo sie entsprechende Arbeit finden. Sie gehen diesmal aber nicht vom Land in die Industriezentren, sondern in die USA, nach Shanghai oder in den Oman“, sagte der Festredner. „Heute gesellen sich Menschen aber immer noch zueinander, weniger um einem Verein beizutreten, sondern um Sport zu treiben, an einem Gesangsprojekt mitzuwirken oder sich sozial zu engagieren“, sagte Uffeln. Wichtig sei ein Ziel. „Um recht kurzfristig ein Ziel zu realisieren sind Projekte sehr wichtig, hier hat der Konzertchor der SSG Langen schon neue Wege beschritten“, sagte Uffeln. Seine Botschaft: „Machen sie weiter so, dann werden sie sicherlich noch weitere Jubiläen feiern können.“ Dafür gab es viel Beifall von den Gästen. Moderator Thomas Räuber verwies darauf, dass die klassische SSG-Karriere mit der Anmeldung als Mitglied bei der Geburt beginne, dann über das Turnen und Kicken – oder auch Capoeira – weitergeführt werde. „Und wenn das alles nicht mehr geht, dann wird man halt Sänger“, scherzte Räumer.

Kulturgut über viele Generationen hinweg

Landrat Oliver Quilling gratulierte gleich mehrfach, weil bei der SSG Langen der Sport und der Gesang gleichermaßen erfolgreich seien. „Sie hatten besondere Führungskräfte die den Verein über zwei Weltkriege hinweg am Leben hielten und dann wieder aufgebaut haben. Und heute bin ich ebenso überzeugt, dass es wieder solch engagierte Mitglieder an der Spitze gibt, die die vielfältigen Gruppierungen in eine sichere Zukunft führen“, sagte Quilling. Auch Langens Bürgermeister Frieder Gebhardt hatte allen Grund, stolz zu sein. „Sie haben über viele Generationen hinweg das Kulturgut, an dem wir uns heute noch erfreuen, gepflegt und bewahrt“, betonte Gebhardt.

SSG-Chor einer der größten Gesangvereine

Der SSG-Chor sei einer der größten Gesangsvereine in der Region und habe sich als bester musikalischer Botschafter weltweit erwiesen, zielte das Langener Stadtoberhaupt auf viel umjubelte Konzerte auch in Übersee ab. „Bereits zum 100-jährigen Bestehen haben sie die Zelter-Plakette erhalten, das war der Ritterschlag, zudem waren sie dreimal Kulturpreisträger unserer Stadt“, umriss Frieder Gebhardt das Wirken des SSG-Konzertchores. Lob für die Pflege von Gesang und Kulturgut gab es auch vom SSG-Vorsitzenden Jochen Uhl und Walter Metzger, der im Namen aller Langener Vereine gratulierte. Der Vorsitzende des Sängerkreises Offenbach, Siegfried Roet, setzte mit seiner Erkenntnis: „Wer Sport treibt und dazu noch singt, der wird 100 Jahre alt – hier bei der SSG Langen kann man dies in idealer Weise tun“ den Schlusspunkt.