Klaus Cichutek und Nataliia Werner werden gedaaft Stöffche ohne Langzeitfolgen

Ebbler Marsch: Professor Klaus Cichutek und Dr. Nataliia Werner sind in diesem Jahr die beiden Gedaaften. 3

Langen – Brunnenwirt Heinz-Georg Sehring umschreibt es nett und nennt den neuen Ebbelwoikönig kurzerhand „Lothar Stumpf von Bayerseich.“ Mit einem knappen Punkt Vorsprung, mit 23 Stimmen, schnappt sich der Egelsbacher die Langener Ebbelwoikönig-Krone. Möglich ist das, weil der engagierte Kelterer Teil der Langener Stöffchemacher ist und die Gruppe vor zehn Jahren sogar mitbegründet hat. Für Stumpf ist die Krönung zum König Premiere, erst im vergangenen Jahr war er erstmals Ebbelwoi-Prinz: „Ich bin sehr stolz auf diesen begehrten Titel“, sagt er.

Der Vierröhrenbrunnen ist am frühen Samstagabend der Treffpunkt für die Langener. Auch wenn der Andrang nicht so groß ist wie in vergangenen Jahren, wollen doch viele die Daaf und die Krönung sehen. Der Brunnenwirt freut sich über einen neuen Rekord: „Es wurden 38 Ebbelwoiproben abgegeben – so viele wie nie zuvor.“ Acht davon waren von Frauen und 36 Ebbelwoiritter haben den gelbgoldenen Wein getestet und ihre Meinung dazu abgegeben. Die Stöffchemacher haben offensichtlich den Dreh raus, wie das hessische Nationalgetränk besonders gut gelingt, denn sie stellen neben dem König mit Matthias Breidenbach und Volker Trippel, die je 22 Stimmen bekamen, auch noch zwei Ebbelwoi-Prinzen. Der dritte Prinz ist Werner Ott.

Lothar Stumpf plaudert aus dem Nähkästchen, warum der Ebbelwoi der Stöffchemacher besonders gut ist: „Wir nutzen eine gute Mischung alter Apfelsorten. Meist kleine Äpfel, ein paar süße, ein paar saure – die Kombination macht es“, verrät der neue König. Wichtig sei auch, das Gebräu in Ruhe im Keller reifen zu lassen. Nach der Apfelernte und dem gemeinsamen Pressen füllen die Stöffchemacher ihren Saft in 250 Liter Kanister. „Bis Weihnachten passiert erst mal gar nichts, dann wird entfernt, was sich unten abgesetzt hat. Wichtig ist für den guten Geschmack vielleicht, dass ich den Ebbelwoi nicht schwefele – er ist Natur pur“, betont der Langener Ebbelwoikönig 2022.

Der zweite Höhepunkt am Samstag ist die Daaf. Es ist ein großes Geheimnis, wer die Ehre bekommt, als „Eigeplackter en eschde Langener“ zu werden. Nach zwei Jahren Corona-Pause gibt es nur zwei Täuflinge: „Vielleicht ist das genau das Richtige in diesen Zeiten. Wir wollen nicht, dass dieser Titel inflationär ist, die Daaf soll etwas sehr Besonderes bleiben“, sagt Brunnenwirt Sehring. Neu aufgenommen in den Kreis der Ebbelwoiritter werden Professor Klaus Cichutek, Biochemiker und Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), und Dr. Nataliia Werner, Maschinenbau-Ingenieurin und Ehefrau von Bürgermeister Jan Werner. Beide Täuflinge sind etwas zurückhaltend, als es darum geht, mit großen Schlucken aus dem Bembel den Ebbelwoi zu trinken. Umso mehr vom guten Stöffche schüttet der Brunnenwirt dann über die Köpfe – ganz ohne Rücksicht auf die Frisuren, weißen Hemden oder Kleider. Cichutek und Werner nehmen es mit Humor.

Der PEI-Präsident kommt aus Recklinghausen und lebt seit 1998 in Langen. „Ich fühle mich hier zu Hause, meine drei inzwischen erwachsenen Kinder sind hier aufgewachsen“, erzählt er vor seiner Taufe. Den Ebbelwoi bezeichnet der Biochemiker – der es schließlich wissen muss – als ein „toxisches“ Getränk, das in Maßen genossen aber durchaus gesund ist. Nataliia Werner bekommt zur Daaf Applaus von Mann und Kindern, die sie im Publikum feiern. Sie ist im 2.700 Kilometer entfernten Lugansk in der Ukraine aufgewachsen. In den vergangenen Wochen hat sie sich für ukrainische Geflüchtete, die in Langen angekommen sind, eingesetzt, und bei Übersetzungen geholfen. Ebbelwoi mag sie sehr: „Ich trinke ihn gern süß- und sauergespritzt.“  njo

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