Der Herr der Vogelnistkästen Wer tritt in die Fußstapfen von Naturschützer Klaus Reißig?

Klaus Reißig kümmerst sich seit mehr als 20 Jahren um Nistkästen in Langen und Umgebung. Foto: Stadt Langen/p

Langen (red) – Für den Vogelschutz leistet er Großartiges: Klaus Reißig kümmert sich seit mehr als 20 Jahren um Nistkästen in Langen und Umgebung. Mittlerweile stehen rund 450 Stück auf seiner Liste. Erster Stadtrat Stefan Löbig spricht von einem bewundernswerten Engagement. Doch Reißig ist jetzt 82 und möchte daher kürzertreten.

Die Ortsgruppe Langen-Egelsbach des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) und die städtische Umweltberatung suchen nun Nachfolger. Löbig betont, dass die Stadt mit Reißig immer sehr gut zusammengearbeitet habe. Es sei bewundernswert, mit welcher Tatkraft sich der Langener als aktives Nabu-Mitglied für den Vogelschutz einsetze. Geweckt wurde diese Leidenschaft bei dem früheren Bankkaufmann, als es auch seinerzeit um die Nachfolge für die Nistkastenpflege ging. „Im Laufe der Jahre kamen immer mehr hinzu“, erinnert er sich. Sie hängen im Wald zwischen der Koberstadt und Mörfelden-Walldorf, geben Vögeln auf dem Gelände von Schloss Wolfsgarten ein sicheres Zuhause und genauso auf dem Friedhof.

„Mit dem Anbringen eines Nistkastens alleine ist es aber nicht getan“, berichtet der Experte. „Sie müssen nach dem Auszug der Vogelfamilien vollständig gereinigt werden. Das alte Nistmaterial muss raus, sonst entwickeln sich Schädlinge wie Milben, Insekten, Schnecken und es entstehen Feuchtigkeit und Schimmel.“ Tätig wird Reißig im Spätherbst und Winter, damit den Vögeln im zeitigen Frühjahr wieder ein sauberes und artgerechtes Domizil zur Aufzucht des Nachwuchses zu Verfügung steht.

Abhängen, reinigen und wieder aufhängen

Die Nistkästen befinden sich entweder auf Augenhöhe oder – zum Schutz vor Beschädigung und Diebstahl – etwa zwei bis drei Meter hoch an Bäumen. Mit einer Gabelstange wird ihnen Reißig habhaft, reinigt sie und hängt sie wieder auf.

„Der rüstige Rentner hat mit seinem Einsatz für den Naturschutz wirklich eine Herkulesaufgabe bewältigt“, betont Löbig. Er kann sich deshalb gut vorstellen, dass die Arbeit künftig auf mehrere Schultern verteilt wird, zum Beispiel auf Familien, Schulklassen, Konfirmandengruppen und natürlich auch einzelne Bürger, die jeweils fünf oder zehn Nistkästen betreuen.

Wissenswertes zum Gefieder

„Anstatt eines winterlichen Fernsehnachmittags steht dann ein Ausflug im Wald auf dem Programm“, weiß Reißig aus seiner Erfahrung. Und er hat in detektivischer Arbeit einiges über seine „Mieter“ herausgefunden. Obwohl überwiegend Meisen, Spatzen, Gartenrotschwänze oder Kleiber in den Vogelkästen brüten, nisten sich mitunter auch unerwartete Gäste ein, etwa Hornissen, Wespen, Hummeln, Mäuse oder gar der Siebenschläfer. Reißig erkennt die Bewohner nach deren Auszug an ihren Hinterlassenschaften wie Moos, Äste, Grashalme, Laub, Tierhaare, Federn oder bunte Fäden.

Grundsätzlich finden Vögel in der freien Natur ihren Unterschlupf. Durch die zunehmende Bebauung und das Verschwinden von Scheunen, Hütten und alten Bäumen mit Höhlen gestaltet sich die Wohnungssuche jedoch immer schwieriger. Gepflegte Nistkästen sind deshalb ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz.

Wer in die Fußstapfen von Klaus Reißig treten möchte, kann ihn unter Telefon 06103 25630 erreichen oder sich bei der Umweltberatung unter Telefon 06103 203391 oder dem Nabu Langen-Egelsbach unter Telefon 06103 42880 melden.