UKRAINE Zenja organisiert Hilfstransporte / Finissage für den guten Zweck Unterstützung, die ankommt

Treibende Kräfte der Spendensammlungen im Mütterzentrum sind auch Ukrainerinnen (von links): Sarah Schöche (Zenja), Viktoria Masterovenko, Alla Hrechana, Lisa Neumann (ZenJA) und Natalja Schwert. Bild: Strohfeldt

Langen – Üppige Blumen, bunte Häuser oder ein Hahn: Die Bilder, die im Zentrum für Jung und Alt (Zenja) hängen, sind farbenfroh und schön anzusehen – und stehen doch für so viel mehr. Etwa 28 Werke in der traditionellen ukrainischen Petrykiwka-Malerei hängen seit dem Toloka-Weihnachtsdorf im Dezember als Ausstellung in den Räumen des Mütterzentrums, doch nun wird bald noch mal das ein oder andere Werk umgehängt, das Sofa verrückt und die Beleuchtung angepasst. Denn die Finissage steht an. Durch den Verkauf der Bilder will das Zenja Geld sammeln, um ein Mütterzentrum in der Ukraine zu unterstützen.

Die Spende wird sich in eine Reihe von Sach- und Geldhilfen einreihen, die das Zenja seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine getätigt hat. Federführend engagiert haben sich dabei auch Ukrainerinnen, die ihre Fähigkeiten und ihre Kontakte eingebracht haben.

Alla Hrechana ist selbst vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet. Sie wohnt seit März des vergangenen Jahres in Langen. Viktoria Masterovenko, die aus der Ukraine stammt, schon seit vielen Jahren in Langen lebt, im Ausländerbeirat engagiert ist und die Petrykiwka-Malgruppe im Zenja leitet, wurde von ihr an einer Veranstaltung im Petrus-Gemeindehaus angesprochen. „Ich will helfen, gib mir eine Aufgabe!“, habe Hrechana sie gebeten. So hat sie dann ab dem Sommer in der Kinderbetreuung bei den Deutschkursen ausgeholfen, später selbst dort Deutsch gelernt.

Während all der Zeit hat sie Kontakt zu ihrem ehemaligen Arbeitskollegen, der seit den ersten Tagen des Krieges als Freiwilliger an der Front dient – zuletzt am umkämpften Atomkraftwerk Saporischschja. „Alla hat dann von ihrem eigenen Gehalt Drohnen gekauft, da haben wir gesagt, das musst du nicht von deinem Geld bezahlen, wir sammeln Spenden“, sagt Sarah Schöche vom Mütterzentrum.
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1.700 Euro kamen für das Hilfsprojekt zusammen, davon schaffte das Team des Mütterzentrums Stromgeneratoren, Powerbanks, Taschenlampen, Konserven und warme Kleidung an. Den Transport ins Kriegsgebiet zu organisieren sei manchmal knifflig, sagen die Frauen, aber irgendwie geht es immer. Die Soldaten haben ein Foto zurückgeschickt mit den erhaltenen Waren aus Langen, das das Zenja auch auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat. „So merken auch die Leute, die uns spenden, dass die Hilfsgüter wirklich ankommen“, sagt Schöche.

Bei einem weiteren Hilfsprojekt hat das Zenja Geld an ein Militärkrankenhaus gespendet. Es liegt in der Heimatstadt von Viktoria Masterovenko und ihrer Familie, Tschernihiw. Einen Militärarzt kennt sie auch persönlich. „Mit dem Geld konnten sie vor Ort medizinisches Material kaufen, das sie brauchen. Was das ist, wissen sie selbst am besten“, sagt sie.

Auch Natalja Schwert, ursprünglich aus Kasachstan, engagiert sich seit gut einem Jahr im Zenja. Sie dolmetscht nicht nur, sondern hilft Geflüchteten auch bei Alltagsdingen. „Ich organisiere mal eine neue Matratze, übersetze bei Arztbesuchen oder Behördengängen“, sagt sie. Das war besonders am Anfang wichtig: Im März 2022 war das Zenja Anlaufstelle für zahlreiche Geflüchtete aus der Ukraine. „Wir haben bei vielen organisatorischen Fragen geholfen, Kleidung organisiert oder erklärt, wie die Bibliothek funktioniert“, erzählt Masterovenko. Dennoch fehlte den Menschen – überwiegend Frauen und Kinder – Beschäftigung, vor allem sonntags. „Vielen war langweilig, bei uns in der Ukraine haben die Geschäfte auch sonntags geöffnet“, erzählt sie. Also kommt die Künstlerin auf die Idee, eine Malgruppe zu gründen. Am Anfang kommen bis zu 40 Teilnehmerinnen. Während die Frauen drinnen malen, spielen die Kinder draußen, „Es geht aber um mehr als Malen, es ist Ablenkung und Kontaktmöglichkeit“, erzählt Masterovenko. Teilweise bemerken die Teilnehmerinnen, dass sie aus denselben Städten in der Ukraine stammen.

Heute umfasst die Malgruppe etwa ein Dutzend Frauen zwischen 14 und 75 Jahren. Die sonntäglichen Treffen sind fest im Terminplan verankert und dauern mehrere Stunden – es wird gemalt, gesprochen, auch geweint. Natürlich geht es um die Situation in den Heimatstädten, darunter Mariupol oder Butscha. Aber die Malgruppe sei eine kleine Auszeit, ohne den ständigen Blick aufs Handy, auf Nachrichten. „Ich merke, dass es allen guttut. Jeder findet eine Form, sich auszudrücken – und das Malen ist auch ein wenig therapeutisch“, sagt Masterovenko.

Die Frauen malen weiter – aber erst mal hoffen sie, möglichst viele Bilder zu verkaufen, um das Mütterzentrum Czernowitz zu unterstützen, einer Stadt, in der viele Binnenflüchtlinge ankommen.

Die Finissage der Petrykiwka-Ausstellung im Zenja, Zimmerstraße 3, findet am Freitag, 24. März, 19 Uhr, statt. Neben der Ausstellung sind Live-Malerei und ein ukrainisches Rahmenprogramm geplant. Im Zentrum stehen Verkauf und Versteigerung der Werke, die die Malgruppe unter Leitung von Viktoria Masterovenko erstellt hat – für den guten Zweck. Spendenziel sind 5.000 Euro zur Unterstützung des Mütterzentrums „City of Goodness“ in Czernowitz, das Kinder und Familien unterstützt, darunter auch Kinder aus drei evakuierten Waisenhäusern in der Ukraine. Um Anmeldung wird gebeten: muetterzentrum@ zenja-langen.de, z 06103 53344. Auch wer kein Bild erstehen möchte, kann spenden. Mehr Infos zum Projekt unter misto-dobra.com.ua/english  jrd