Frauenhände packen nun beim Heimwerken mit an Volkshochschule Langen vermittelt Umgang mit Werkzeug

Kursleiterin Annegret Biermann (Zweite von rechts) vermittelt den Frauen ein Gefühl für die Stichsäge, mit der beispielsweise Regalbretter geschnitten werden können. Foto: Greschner

Langen (gre) – Wie wechselt man Steckdosenleisten aus? Wie schließt man Lampen an? Und wie schneidet man Regalbretter mit einer Stichsäge zu? Mit all diesen Fragen beschäftigten sich die zehn Teilnehmerinnen des Langener Volkshochschulkurses „Einführung ins Heimwerken“.

Im zweitägigen Kurs unter der Leitung von Annegret Biermann, lernen die Frauen sowohl zu messen, zu konstruieren, zu dübeln, zu schrauben und Wände auszubessern, als auch Elektroarbeiten wie das Anbringen von Steckern und das Auswechseln von Lampenschaltern selbstständig durchzuführen.

Ziel des Kurses ist es anfallende, handwerkliche Alltagsprobleme lösen zu können. Annegret Biermann, die selbst in einer Handwerkerfamilie aufgewachsen ist, bietet den Kurs seit 1989 jeden Frühling und Herbst an. Der rote Faden, der sich durch den Kurs ziehen soll, ist Annegret Biermann von Beginn an besonders wichtig: „Die Teilnehmerinnen sollen sich über die Ausgangslage im Klaren sein, ihr Ziel kennen und wissen, wie man dieses erreicht.“ Dies soll in theoretischen und praktischen Teilen umgesetzt werden. Währenddessen legt Annegret Biermann stets einen hohen Wert auf Kommunikation. So hat selbst die Theorie etwas Interaktives: „Viele der Teilnehmerinnen haben Fragen aus ihrem Alltag, die hier nebenbei besprochen werden können“, sagt Biermann. Auch die Frauen haben ganz klare Vorstellungen davon, was sie am Ende des Kurses gelernt haben wollen.

Selbst anpacken

„Ich will wissen, was im eigenen Heim gemacht werden kann, was gemacht werden muss und was ich davon selbst anpacken kann, ohne direkt den Handwerker holen zu müssen“, sagt eine Teilnehmerin. „Gerade als Frau ist es ohne den nötigen Hintergrund schwierig zu wissen, wie der Handwerker bei seiner Arbeit vorgeht.“ Auch das bessere Zurechtkommen im Baumarkt ist einigen Frauen wichtig.

Biermann hat zwar auch schon einige Kurse mit Männern und Frauen gemeinsam angeboten, dabei ist ihr jedoch stets aufgefallen, dass die Atmosphäre eine ganz andere ist. „Männer stürmen vor, wenn es etwas auszuprobieren gibt und verdrücken sich, wenn es ums Aufräumen geht. Frauen sind dann oft zur Stelle und wollen den Dreck beseitigen“, sagt Biermann. Ihr ist es jedoch wichtig, dass gerade Frauen durch das Erlernte neues Selbstvertrauen gewinnen. „Die Teilnehmerinnen befinden sich hier in einem geschützten Raum, in dem sie ungehemmt und unbeobachtet Fragen stellen und Mut aufbringen können, Dinge auszuprobieren“, erklärt Biermann.

Alltagstauglich und praxisnah

Dieses Konzept überzeugt. Die Teilnehmerinnen sind begeistert: „Der Kurs ist absolut alltagstauglich, lebens- und praxisnah.“ Es kommen sogar Ideen für weitere Kurse auf: Gemeinsam Möbel-Aufbauanleitungen lesen, verstehen und umsetzen. Annegret Biermann freut sich über die positiven Rückmeldungen und lobt die Atmosphäre: „Eines ist in allen meinen Kursen gleich: Es herrscht immer eine herrliche Stimmung. Die Leute sind offen, es wird viel gelacht aber trotzdem viel gelernt.“

Trotz alledem darf nicht vergessen werden, dass es beim Handwerk vor allem Übung und Geduld bedarf. Annegret Biermann vergleicht es mit dem Einfädeln eines Fadens ins Nadelöhr. „Wie oft mussten Sie es anfangs versuchen, bis es geklappt hat“, fragt sie in die Runde. Den Teilnehmerinnen ist klar, dass sie in zwei Tagen keine Top-Handwerkerinnen werden, sind sich aber sicher: „Frauen sind lernfähig und stark multitaskingfähig. Sie haben den besseren Überblick und handeln deshalb oft überlegter und besser als Männer.“