Ausstellung zur Gleichstellung von Frauen und Männern im Pfarrdienst Wiedersehen mit einer Pionierin

Präsentieren den Bildband zur Wanderausstellung: Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf (rechts) wird die Predigt zur Ausstellungseröffnung in Langen halten. Pfarrerin Anita Gimbel-Blänkle, Referentin für Chancengleichheit bei der EKHN, ist als Expertin bei einem Themenabend mit dabei. Foto: Rebecca Keller/Privat

Langen – Heute ist eine Frau auf der Kanzel keine Besonderheit mehr, doch erst seit etwa 50 Jahren ist es evangelischen Frauen möglich, unter den gleichen Bedingungen wie Männer den Pfarrberuf zu ergreifen. Die Ausstellung „Mutige Schritte“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zeichnet diesen Weg nach. Die Eröffnungspredigt am Sonntag, 6. Februar, in der Langener Martin-Luther-Kirche hält die stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf. Den Gottesdienst um 10.30 Uhr gestalten Pfarrerin Susanne Alberti und Dekan Steffen Held.

Dass Frauen im Talar auf der Kanzel stehen und predigen oder sich als Seelsorgerinnen um ihre Gemeindemitglieder kümmern – vor 100 Jahren erschien das kaum vorstellbar. Die Gültigkeit des Grundgesetzartikels 3, „Männer und Frauen sind gleich“, musste in der Gesellschaft, aber auch in der Kirche in allen Bereichen erst durchgesetzt werden. Am 7. Dezember 1970 verabschiedete die Synode der EKHN ein gemeinsames Dienstrecht für Frauen und Männer. Sie schrieb damit Rechtsgeschichte. Erstmals wurden in der Bundesrepublik beamtenrechtlich Frauen und Männer gleich behandelt – nicht nur in der Kirche.

Die Regelung galt für Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Kirchenbeamtinnen und -beamte. Seither können sich beispielsweise Frauen wie Männer bei familiären Verpflichtungen beurlauben lassen oder eine Stelle in Teilzeit übernehmen.

Die hessen-nassauische Kirche würdigt diese Entwicklung nun mit der Wanderausstellung „Mutige Schritte“, die bis Anfang März in der Martin-Luther-Kirche, Berliner Allee 31, gezeigt wird.
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In 14 Stationen zeichnet sie den Weg nach von der Zulassung von Frauen zum Theologiestudium Anfang des 20. Jahrhunderts über die Verabschiedung des gleichen Dienstrechts durch die EKHN-Synode 1970 bis hin zu den Auswirkungen auf die Rolle von Frauen in der evangelischen Landeskirche, wie wir sie heute kennen.

Facettenreiche Einzelporträts machen dabei die Geschichte besonders greifbar. Die Besucher werden beim Rundgang auch einer bekannten Persönlichkeit aus der Region wiederbegegnen: Die ehemalige Pröpstin und frühere Langener Pfarrerin Helga Trösken war eine Pionierin dieser Zeit. Die Ausstellung nimmt Bezug auf ihren beruflichen Werdegang und ihr entschiedenes Eintreten für die Gleichbehandlung von Frauen und Männern in der evangelischen Kirche.

„Frauen haben die Kirche verändert“, sagt Susanne Alberti. „Ich bin sehr froh, dass ich Pfarrerin sein darf – als Frau, aber auch als Ehefrau und Mutter“, sagt die Seelsorgerin. „Es ist ein toller Beruf, und ich bin den Frauen unendlich dankbar, die das für uns erkämpft haben.“

Nach dem Auftakt wird es in der Martin-Luther-Kirche auch an den drei folgenden Sonntagen um das Thema gehen: Am 13., 20. und 27. Februar halten Pfarrerin Alberti sowie ihre Kolleginnen Stefanie Keller und Christiane Musch Gottesdienste rund um Geschlechtergerechtigkeit. Am Dienstag, 22. Februar, ist Pfarrerin Anita Gimbel-Blänkle, Referentin für Chancengleichheit bei der EKHN, ab 19.30 Uhr zu Gast bei einem allgemeinen Abend zur Ausstellung.    stk

Weitere Infos

Ergänzend zur Wanderausstellung gibt es einen 100-seitigen Bildband (ISBN 978-3-87390-450-7) sowie einen neunminütigen Videoclip (einfach auf youtube.de nach den Stichworten „Mutige Schritte“ suchen). Alle Materialien sind auf ekhn.de/gleichstellung zu finden.