Gebäude der Nachmittagsbetreuung der Markwaldschule wird als besonders gelungen eingestuft „170 Grundschüler können hier ihre Nachmittage verbringen“

Dennis Nikolaisen (links) erklärt das architektonische Konzept für das Gebäude der Nachmittagsbetreuung im Markwald. Foto: man

Mühlheim (man) – Es ist kein Problem, wenn im Radio eine Musik läuft, die einem missfällt. Man dreht einfach aus. Jede Ausstellung lässt sich ganz schnell auch wieder verlassen. Was hingegen Architekten auf die Pläne zeichnen, das bleibt Jahrzehnte stehen. Zum „Tag der Architektur“ mit der Überschrift „Räume prägen“ hatte die Stadtplanerkammer Hessen das Gebäude für die Nachmittagsbetreuung der Markwaldschule als besonders gelungen eingestuft, als einer von drei Bauten im Kreis Offenbach. Der Architekt Dennis Nikolaisen stellte das im April eröffnete Haus interessierten Bürgen vor. Der 36-Jährige gehört zum Frankfurter Büro „Raum-Z Architekten“, das nach einem Wettbewerb von der Stadt den Zuschlag bekommen hatte. Vielen Bauten für Kinder lässt sich ansehen, ansprechend muss hier nichts wirken. Das trifft fast immer auf Schulen zu. Hauptsache, Funktion und Kosten stimmen. Sicher konnte der Architekt Nikolaisen mit den 2,2 Millionen Euro, die das Haus kostete, nicht aus den Vollen schöpfen, „Abstriche mussten wir vornehmen“. Doch schon der Zaun zur Forsthausstraße sieht anders aus als üblich. Statt Kunststoff oder Metall wählte man Latten aus Holz. Nikolaisen zeigt verschiedene Bilder des Hauses, von der Ulmenstraße aus geschossen. Eines zeigt in der Dunkelheit, die erleuchteten, offenen Räume.

„Das Haus ist das Tor zum Stadtteil“, betont Petra Bördlein, Mühlheims Sachgebietsleiterin für Hochbau und Stadtökologie. Architekt Nikolaisen erzählt, man sich Mitarbeiter des Büros vor der Konzeption die Landschaft genau angeschaut hatten, um für ihr Modell dann eine Form zu wählen, die sich unaufdringlich in die Auen einbindet. Die Mühe hätten sich die Architekten sparen können. Die Markwaldschule braucht mehr Platz. Statt acht Grundschulklassen müssen in Zukunft zwölf unterkommen. Der einst als Provisorium gedachte Pavillon reicht dann nicht mehr aus. Wäre es nach dem Willen der Stadt Mühlheim gegangen, die das Gebäude für die Nachmittagsbetreuung bauen ließ, hätte die Schule den Unterricht so lange in Container verlagert, bis das neue Gebäude in einer L-Form an der alten Stelle steht. Der Kreis Offenbach favorisiert jedoch einen zweistöckigen Bau vor dem neuen Haus für die Nachmittagsbetreuung. Mit dem Blick auf die Auen wäre also Schluss. Wer sich dann vom Osten dem Markwald nähert, sieht eine hohe Wand in Form eines langen Klotzes und spürt dann, wie Räume prägen. Günter Kaspar, der zum Ende seiner Zeit als Leiter der Waldschule in Obertshausen kommissarisch auch noch die Markwaldschule übernommen hatte, schaut sich die Nachmittagsbetreuung ebenfalls an. Er spricht sich für den Plan des Kreises aus. Aus der Sicht eines Pädagogen halte er mehrjährigen Unterricht in Containern nicht für zumutbar.

Der Architekt Dennis Nikolaisen blickt aus einen anderen Winkel auf das Problem. Er spricht von den Gebäuden, die seit dem Richtfest ästhetisch für Trübsinn sorgen, aber ewig stehen. Bei einer architektonischen Lösung, die sich in die Umgebung einbettet, spreche hingegen nach kurzer Zeit niemand mehr davon, ob die einen Euro mehr kostete oder sich durch irgendein auslaufendes Förderprogramm einst nicht finanzieren ließ.

Holz findet sich auch innen wieder, etwa durch Türen und Fensterrahmen. Architekt Nikolaisen spricht in den Räumen mit den hohen Decken von der „haptischen Qualität“. Die spiegelt sich in einem besonders wichtigen Detail für Kinder wieder: Selbst der Tischkicker war einmal ein Baum.

Bürgermeister Daniel Tybussek betont, bei der Nachmittagsbetreuung handele es sich um eine freiwillige Leistung der Kommune, „für die Mühlheim im Kreis das meiste Geld ausgibt“. Im Moment gehen 56 Kinder nach dem Unterricht in der Markwaldschule die paar Meter weiter ins neue Gebäude. Am Ende sollen hier 170 Grundschüler die Nachmittage verbringen.