Dressurreitturnier des RFV Maintal auf dem Gelände an der Spessartstraße 333 Reiter mit 254 Pferden legen Prüfungen ab

Über ihren ersten Sieg bei einer Dressurreiterprüfung darf sich Magdalena Dankic aus Egelsbach freuen. Foto: man

Mühlheim (man) – Kaiser Wilhelm II. hielt das Automobil für eine Mode, die sich nicht gegen das Pferd durchsetzen werde. Der Monarch irrte. Schon lange spielt das Pferd als Verkehrsmittel und Arbeitstier keine Rolle mehr. Im Sport behielt es aber seinen festen Platz. Der RFV Maintal veranstaltete am Wochenende auf seiner Anlage an der Spessartstraße sein jährliches Dressurturnier. Für die beiden Tagen hatten sich 333 Reiter mit 254 Pferden angemeldet.

Irene van Heemstra, die stellvertretende Vereinsvorsitzende, reagierte am Samstagmorgen überrascht auf die telefonische Nachfrage: „Deshalb fällt das Turnier doch nicht aus.“ Denn beim Blick aus dem Fenster drängte sich das Sprichwort vom Hund auf, der bei bestimmten Wetter nicht vor die Türe muss. Die meisten Reiter hielt der Regen jedoch nicht davon ab, schon um acht Uhr zur ersten Prüfung anzutreten.

Am frühen Nachmittag erzählt Gita Zühlsdorf, niemand habe sich mit Regenjacke präsentiert, alle in der typischen Reiterjacke. „So lässt sich für die Punktrichter die Sitzhaltung am besten beurteilen“, erklärt die Frau, die vor 33 Jahren den Vorsitz des „Reit- und Fahrverein Maintal“ übernahm.

Zühlsdorf erklärt, wie es bei der Gründung 1955 zu dem Namen kam, der für einen Club aus Mühlheim ungewöhnlich klingt. Damals habe der RFV noch die Reiter der ganzen Region vertreten, lange bevor sich die Gemeinden auf der nördlichen Seite der Flusses zur Stadt Maintal formierten. Zühlsdorf trat 1964 als Zehnjährige dem Verein bei, zu einer Zeit, als überwiegend Männer den Reitsport dominierten. Heute schaut das anders aus. An der „Dressurreiterprüfung Kl. L“ nehmen nur Frauen teil. Normalzustand statt Ausnahme.

Ein wenig erinnert das Geschehen im Dressurviereck an Klavierspieler, die eine Sonate interpretieren. Die meisten agieren auswendig. Eine Reiterin läuft aber quasi nach Noten, was für den Laien das Verständnis erleichtert. Aus dem Lautsprecher kommen die Anweisungen, der „Arbeitstrab im Arbeitstempo“, der „Mitteltrab durch die ganze Bahn“, „die Volte nach links“, die einen Kreis beschreibt, und das Abwenden auf die Mittellinie.

Das Geschehen bewerten zwei Richterinnen, deren Punkte am Ende nicht simpel addiert und durch zwei geteilt werden. „Sie müssen sich auf ein Ergebnis einigen“, erklärt Irene van Heemstra. Die Protokollantin des Wettbewerbs konstatiert harmonische Entscheide, „das ist nicht immer so“. Gita Zühlsdorf erklärt, vor allem werde der Reiter bewertet. Das fachkundige Auge sieht, inwieweit das Pferd, dessen Hilfen annimmt. Ein gut ausgebildetes Pferd könne einen Reiter leichter gut aussehen lassen, „das gilt auch umgekehrt“.

Dressurreiten stand auch schon im Fokus medialer Kritik. Es ging um die sogenannte „Rollkur“. Der Reiter zieht die Zügel so fest, dass der Kopf des Pferdes fast auf dessen Brust aufliegt. Gesund schaut das im Fernsehen nicht aus. Auf dem Gelände an der Spessartstraße ist diese Variante überhaupt nicht zu sehen. Ziel der Ausbildung sei es, „das Pferd gut zu gymnastizieren, die Muskeln schonend aufzubauen“. Leiden solle das Tier auf keinen Fall.

Gita Zühlsdorf betont, da Pferde in der Land- und Forstwirtschaft keine Rolle mehr spielten, wären sie ohne den Sport längst nur noch im Zoo zu bestaunen. Die Vereinsvorsitzende selbst vergleicht ihre Passion für die eleganten Huftiere mit „einem unheilbaren Virus, der auch mich schon als Kind befiel“.

Am Ende der „Dressurreiterprüfung Kl. L“, eine von sieben Wertungen des Tages, gratuliert Bürgermeister Daniel Tybussek als Schirmherr Magdalena Dankic. Die 16-jährige aus Egelsbach reitet auf dem 17-jährigen Wallach Lordens. Nach Auskunft von Mutter Mery Dankic gewann die Tochter gerade ihr erstes Turnier.