Baumpflanzaktion der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ 4.000 Bäume wurden in 41 Jahren gepflanzt

Bürgermeister Daniel Tybussek, Rainer Kraft, Anneliese Kraft und Edwin Meides (von links) gedenken der im vergangenen Jahr verstorbenen Heinz Bruch und Walter Freyeisen. Foto: man

Mühlheim (man) – Wie seit 1977 stand auch jetzt am ersten Samstag im November die Baumpflanzaktion auf dem Gailenberg im Kalender der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“. Diesmal schwang eine traurige Note mit, denn die Vereinsmatadoren Heinz Bruch und Walter Freyeisen fehlten. Beide verstarben im vergangenen Jahr. Jemand fragt Anneliese Bruch, wie es für sie sei, das erste Mal ohne ihren Mann Heinz hier zu stehen: „Ziemlich schwer.“ In 2017 feierte die Mühlheimer Sektion der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ (SDW) noch den 40. Geburtstag der Baumpflanzaktion auf dem Gailenberg. Zur Feier des Tages hatten Anneliese Bruch mit Gisela Scheffel noch so viel Schnittchen geschmiert, dass niemand wieder hungrig nach Hause gehen musste. Damals ließ sich nicht vermuten, dass der 69-jährige Bruch, der Gründer der Schutzgemeinschaft und der Erfinder der Baumpflanzaktion, ein viertel Jahr später sterben wird. „Das erste Mal stehe ich ohne ihn hier“, sagt Rainer Kraft, der Vorsitzende der SDW, der eine Schweigeminute für Heinz Bruch und den im Juni verstorbenen Aktivisten Walter Freyeisen ansetzt. Wie in jedem Jahr konnten sich angemeldete Grundstückseigentümer der Streuobstwiesen auf dem Gailenberg auch am Samstagmorgen kostenlos bei der SDW Bäume abholen, wie immer von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Offenbach gestiftet. Wilfried Haus und Sohn Stefan holen einen der insgesamt sechs gelieferten Bäume, an denen einmal Äpfel der Sorte „Roter Boskoop“ hängen werden. Zum einen Teil sollen die gegessen, zum anderen zu Apfelwein verarbeitet werden. Der 77-jährige Wilfried Haus erzählt, schon seinem Urgroßvater habe die Parzelle gehört, auf der heute 28 Bäume stehen. „Platz für neue gibt es keinen mehr“, sagt Stefan Haus, „wir ersetzen lediglich die eingegangenen“. Der 46-jährige spricht über den letzten Sommer, als es Monate nicht regnete, „alle zwei bis drei Wochen fuhren wir mit 700 Litern Wasser an“. Erkennbar interessieren sich nicht alle Eigentümer für ihre Bäume. Viele hängen noch voller Äpfel, die ob des heißen Sommers zwar kleiner als sonst sind, dafür aber um einiges süßer schmecken. Etliche Zentner dürften es bereits sein, die angefault im Areal auf der Erde liegen.

In diesem Jahr gibt Rainer Kraft zusammen mit Edwin Meides 47 Bäume an 18 Parteien aus. In 2017 waren es noch 70 Bäume. Der Rückgang dürfte zwei Gründe haben, schätzt Kraft. Zum einen wollten manche erst mal beobachten, ob der nächste Sommer genauso heiß wird wie der letzte. Zum anderen beobachtet der Diplom-Biologe, der früher auf der Bahnhofstraße ein Zoogeschäft hatte, eine gewisse Sättigung, „schließlich haben wir in den 41 Jahren über 4000 Bäume ausgegeben“. Darunter befinden sich auch heute Sorten mit illustren Namen. Hinter „Goldrenette von Blenheim“ vermutet der ahnungslose Laie genauso wenig einen Apfel wie hinter einer „Champagnerrenette“. Die gehen mit Apfelbäumen wieder weg, aber es gibt auch Leute, die Birnenquitten, Zwetschgen oder Flaschenbirnen bevorzugen.

Vorbei kommt auch Dr. Jürgen Ries, der seiner Schwester Annette Stein und deren Mann Matthias hilft. Das Trio pflanzt im Anschluss einen sogenannten Gewürzluiken-Apfelbaum ein.

Wenn sich das Klima einigermaßen normal benimmt, lassen sich dessen Früchte bis Ende Oktober pflücken, bei entsprechender Lagerung bis in den März verspeisen. Ries erklärt, ohne einen Zaun um den Stamm wären die frisch gesetzten Bäume ziemlich schnell hinüber, „in ein paar Tagen hätten die Karnickel die Rinde abgefressen“. Die Abholer sind darauf allesamt vorbereitet. Daniel Tybussek freut sich über den blauen Himmel und erinnert daran, dass die Macher von der SDW hier schon bei Wind und Schneeregen Bäume ausgaben. Der Bürgermeister vermutet, einige Mühlheimer hätten keinen Schimmer davon, „wie schön es hier ist“. Niemand müsse ins Auto steigen und ewig fahren, um den Sonntag in einem beschaulichen Naherholungsgebiet zu verbringen. Das Gute liegt gleich um die Ecke.