Beatles-Abend im vollbesetzten Kulturzentrum 55 Jahre Beatlemania

Volker Rebell (v.l.), Hans Günter Kreutzkamp und Achim Dürr spielen die Lieder einer LP, die Musikgeschichte schrieb. Im Hintergrund Paul McCartney mit Jane Asher. Foto: man

Mühlheim (man) – Zurecht gelten die Beatles nach wie vor etlichen Kritikern als die musikalisch beste Band der Pop-Geschichte. Am letzten Samstag im April sprach der frühere HR-Rundfunkmoderator, Musiker, Buchautor und Diplom-Ingenieur im vollbesetzten Kulturzentrum Schanz über „55 Jahre Beatlemania“, die Entstehung des Albums „A Hard Day’s Night’“. Mit Mitgliedern der „Lonely Hearts Club Band“ sang Rebell außerdem die Titel.

Zehn der 13 Lieder der 1964 erschienenen LP, zu der die Beatles ihren ersten Film drehten, stammen aus der Feder von John Lennon. Volker Rebell spricht vom wohl kreativsten Jahr des damals 23-jährigen.

Den ersten Takt des Songs „A Hard Day’s Night’“ hat ziemlich jeder im Ohr. Den spielte „Georg Harrison auf seiner zwölfseitigen Rickenbacker Gitarre“ ein, zusammen mit Lennon und Paul McCartney am Bass, gemeinsam mit dem Produzenten George Martin am Klavier. Rebell benennt den Mehrklang „als den wohl bekanntesten Akkord der Popmusik“. Die auf F- und G-Dur-basierenden Terzen schreien nicht nach Auflösung, sondern bleiben schwebend im Raum stehen.

Mit Blick auf die Unterhaltungsmusik der Gegenwart lässt sich das Phänomen nicht nachvollziehen, warum die einfallsreichste Band die meisten Platten verkaufte. Rebell erwähnt den April 1964, als die Beatles die ersten fünf Plätze der US-Hitparade besetzten. Sechzig Prozent aller damals in den USA verkauften Singles stammten aus dem Tonstudio der Liverpooler. „Das hängt wohl mit der Aufbruchsstimmung in den 60er- Jahren zusammen“, vermutet der 72-jährige in einem Gespräch während der Pause, „die Sehnsucht nach dem Neuen war groß“. Selbst hatte Rebell die Beatles 1966 in der Essener Grugahalle weder so richtig gesehen noch gehört, „mit den billigsten Karten war der Abstand zur Bühne riesig“. Die Lieder seien kaum zu verstehen gewesen, „weil die Mädchen pausenlos krischen“. Am Schlagzeug sitzt heute Achim Dürr, der vor allem als Sänger in den Falsettlagen brilliert. Virtuos spielt Hans Günter Kreutzkamp die Gitarre. Krankheitsbedingt musste Axel Weimann am Bass passen. Rebell nimmt mit „And I Love Her“ auch einen der drei Songs von Paul McCartney auf der Platte ins Visier. Der Text könnte sich mit Versatzstücken wie „A love like ours could never die“ in jedem nulligen Schlager finden. Mit dem Postulat der unsterblichen Liebe sang McCartney die britische Schauspielerin Jane Asher an, seine damalige Lebensabschnittsgefährtin. Mit McCartneys Melodie verhält es sich anders. Deren genialisch schlichte Einfachheit vergleicht Rebell mit einem Kunstlied wie Robert Schumanns „Im wunderschönen Mai“. John Lennon sprach später über den Song als „Pauls erstes ‘Yesterday’“.

Das Trio auf der Bühne stimmt außerdem einen Song an, der durch seinen schnellen Rock ’n’ Roll-Stil als rhythmisch untypisch für die Beatles gilt. Der Text spiegelt jedoch Momente des Alltags von Superstars wieder, für die es zwar kein Problem ist, Diamantringe zu kaufen, um für gute Laune zu sorgen. Am Ende gilt dennoch: „Can’t buy me love“.

Auch von den Beatles stammt ein Lied mit dem Titel „Tell Me Why“. Rebell nimmt das als Zeichen, dass hinter dem mit Witz und Ironie stets auf Angriff gebürsteten Lennon ein Charakter steckte, der sich seiner selbst nicht immer sicher ist. Der berühmte Mann, der weit mehr Avancen von Frauen ablehnen musste, als er annehmen konnte, schlägt sich wie die meisten in Beziehungen mit dem Thema herum, was sich auf ein „Was hast Du denn?“ zusammenfassen lässt. Bei Lennon heißt das „Tell me why you cried, and why you lied to me“ heißt. Warum die Freundin schreit und schwindelt will er wissen.