Projekt „Vom Tellerrand zum Ackerland“ Die Arbeit trägt Früchte

Mittlerweile steht das Hochbeet nicht mehr auf dem Wagen. Zur Ouvertüre erschienen (von links) Bernd Schwerzel, Matthias Reipert, Volker Schäfer (dritter von links), Frank Sobanski und Mitarbeiter vom Zugpferd. Foto: man

Mühlheim (man) – Zugpferd, das ist der Verein mit Sitz im Lämmerspieler Wald, der im Auftrag des „MainArbeit Jobcenter Offenbach“ und der „ProArbeit AöR Dietzenbach“ 30 Jugendliche, deren Schul- und Ausbildungsweg bisher wenig geschmeidig verlief, in den Bereichen Forstwirtschaft, Umwelt-und Naturschutz, sowie Garten-und Landschaftsbau an mit dem Ziel zu schulen, eventuell eine Ausbildung als Gärtner oder Forstarbeiter anzuschließen. „Vom Tellerrand zum Ackerland“ lautet das Projekt des Vereins Zugpferd, das sich die Tage von der Idee zur Wirklichkeit wandelt. Am 7. Februar bauten Mitarbeiter am Insektenhotel gegenüber dem Lämmerspieler Friedhof für den Obst- und Gartenbauverein Lämmerspiel (OGV) das erste von insgesamt 17 Hochbeeten auf. Zum Verein gehört neben dem Geschäftsführer Frank Sobanski auch Wallach Moritz und der Ziegenbock an, den alle „Tante Jürgen“ rufen. Wenn Moritz Stämme aus dem Wald zieht, begleitet Tante Jürgen ihn. So wie im letzten August nach dem Sturm. „Wir hatten bei Daniel Tybussek angefragt, ob wir uns Bruchholz nehmen können“, erzählt Sobanski. Der Bürgermeister hatte nichts dagegen. Die Hochbeete des Projekts „Vom Tellerrand zum Ackerland“ stammen von den niedergestreckten Fichten. Der Zweck der Aktion liegt vor allem darin, den Sinn für lokale Versorgung und Ernährung zu schärfen. Niemand kann plausibel erklären, warum das Glück des Menschen davon abhängt, das Fleisch von Rindern zu essen, die nicht auf der Weide in Dietesheim, sondern auf der argentinischen Pampa grasten. Weißwein von Trauben zu trinken, die in Australien auf der anderen Seite der Welt an den Reben hingen und nicht an der Bergstraße, wirkt ebenfalls unverständlich. Eigentlich hatte Zugpferd 20 Beete im Angebot, finanziert etwa vom Bundesumweltministerium, dem Land Hessen oder dem Forschungszentrum Jülich. Es meldeten sich 17 Interessenten, die sich wünschen können, was die Mitarbeiter von Zugpferd ab März Essbares säen und pflanzen werden. Vom OGV-Lämmerpiel schauen zur Ouvertüre die Vorstandsmitglieder Bernd Schwerzel, Volker Schäfer und Matthias Reipert zu, wie die Zugpferd-Männer alles vorbereiten. Denn einfach nur das Hochbeet zu bringen und abzuladen, das reicht nicht. Es darf nicht direkt auf der Wiese stehen, sondern auf vier Steinplatten mit Luft zum Boden. Ein engmaschiges Gitter hält die Mäuse ab. Darüber liegen Schichten aus groben Ästen, Häckselgut, abgestochenen Grasboden, Grün- und Laufabfälle sowie Roh- und Feinkompost samt Muttererde. Der OGV-Lämmerspiel wünscht sich Kräuter wie Petersilie und Rosmarin. Das Areal zeugt ohnehin von der emsigen Arbeit des OGV, wie sich nicht nur am Insektenhotel sehen lässt. Zu dem gehört die Wildblumenwiese. „Ein Hotel braucht schließlich auch ein Frühstück“, erklärt Volker Schäfer, warum sich anderswo manche wundern, dass niemand einzieht. Die Wildblumen wachsen auch nicht, in dem einfach jemand mit Samen wirft, „das Gras muss erst weg“. Schäfer erzählt auch von dem Erlebnis für die Grundschüler, aus einem Kilometer Entfernung einen sieben Meter langen Baumstamm für die Totholzhecke herzuschleppen, „das fühlt sich anders an, als vor dem Computer zu hocken“. Bis Ende Februar wird die Zugpferd-Mannschaft auch vor dem Mühlheimer Buch- und dem Unverpacktladen auf der Bahnhofstraße je ein Hochbeet aufstellen, ebenso im Waldkindergarten Wilde Rehkids oder im Friedrich-Ebert-Gymnasium. Frank Sobanski hatte ursprünglich damit gerechnet, der eine oder andere Verein werde Interesse bekunden, „es meldete sich aber keiner“. Letztlich muss das nicht wundern. Es lässt sich ohnehin schwer vorstellen, dass verschwitzte Kicker aus Lämmerspiel oder Dietesheim nach dem Training mit dem Kännchen zum Beet laufen, um Radieschen und Schnittlauch zu gießen.