„Route der Industriekultur“ mit Bruno Schmück Woher die Basaltköpp wirklich kommen

Dunkle Steine bedeuten hochwertigen Basalt. An der früheren Spiralfederfabrik erklärt Bruno Schmück die Bauweise. Foto: man

Mühlheim (man) – In der Historie des Universums sind 17 Millionen Jahre gerade mal ein Wimpernschlag. So lange ist es ungefähr her, dass in Dietesheim ein Gestein entstand, der dem Ort bis heute ein Stück Identität gibt. Wobei sicher auch der eine oder andere vergaß, dass der Abbau die Anwohner auch viele Nerven kostete. Bruno Schmück, Vorstandsmitglied im Geschichtsverein, erzählte am 3. August auf der „Route der Industriekultur“ von der Rolle des besonders zur Kerb und Fastnacht genannten genannten Steins im Ort. Der Titel: „Dietesheimer Basalt - ein vielfältiger Baustoff.“

Auch wenn ein vom Menschen verursachter Klimawandel in einem Fiasko enden sollte, handelte sich gegen das, was einst im heutigen Rhein-Main-Gebiet passierte, lediglich um eine Petitesse der Erdgeschichte.

Bruno Schmück spricht von der Lava, die vom Vogelsberg aus 80 Kilometer weit floss. Im heutigen Dietesheim bildete sich durch die Eruptionen im größten zusammenhängenden Vulkangebiet Europas eine Gesteinsschicht von zwanzig Metern. Das passierte vor der Kontinentalplattenverschiebung, als Dietesheim noch 300 Kilometer südlicher lag, auf dem Breitengrad, wo sich heute Basel auf der Karte findet.

Aus drei bis vier Schichten besteht der Basalt. Besonders hohe Qualität zeichnen die dunklen Steine aus, auch „blauer Basalt“ oder „Andesit“ genannt, der in der Form von Säulen auftritt. Schmück bemerkt, in den Anden erreichten die Säulen einen Durchmesser von einem halben Meter, in Dietesheim stünden sie dreimal so dick in der Landschaft. Der blaue Basalt wird durch seine hohe Dichte wertvoll. Er hält einem Druck von zwei Tonnen auf einen Quadratzentimeter stand.

Von 1850 bis in die 1980er Jahre bauten verschiedene Firmen das Gestein auf Dietesheimer Gemarkung ab. Schmück zeigt ein Bild des Areals gegen Ende der Epoche. Ein Trostloser Anblick. Es bedurfte damals ein gerüttelt Maß an Phantasie, sich vorzustellen, wie es hier aussieht, wenn die grauen Löcher unter Oberwaldsee oder Vogelsberger See firmieren, bewachsen mit Bäumen und Sträuchern. Der Grüne See bildete sich jedoch schon nach dem ersten Weltkrieg und entwickelte sich schnell zum Freibad mit Gartenlokal, „es gab sogar einen Sprungturm“.

Nach dem Ende des Abbaus standen auch die Anlagen still, die das Grundwasser abpumpten, das in den Main floss. Es dauerte nicht lange, bis der Pegel neun Meter hoch stieg. Jetzt, beim Treffpunkt am Sportgelände der Spvgg Dietesheim, käme niemand auf die Idee, dass sich vor 40 Jahren die LKW hier stauten, was die Dietesheimer ebenso nervte, wie die regelmäßigen Dynamitdetonationen in den Steinbrüchen. Vom Basaltabbau zeugen noch einige Immobilien. Die Sockel bestehen aus Basaltblöcken, drüber geht es mit Klinkersteinen weiter, hergestellt in Mühlheim. An der Hanauer Straße stoppt Schmück vor der Spiralfederfabrik, in der noch bis Ende des letzten Jahres die Kundschaft Spiralfedern nach Maß bestellte. Die ersten gut zwei Meter über dem Bürgersteig besteht das Gebäude aus Basaltblöcken, zwischen den Fugen mit kleinen Steinen gespickt, um nicht zu viel Zement benutzten zu müssen. An den Ecken sind die dunklen Steine abgeschliffen.

Nebenan steht ein Haus, das der einstige Eigentümer Martin Krebs ab 1883 komplett mit den grob geschlagenen Basaltsteinen bauen ließ. Krebs gehörte ein Steinbruch. Die Pferdeställe sind noch zu erahnen. Um Reitport ging es damals nicht. Die Tiere mussten die Blöcke zum Hafen transportieren.

Schmück erzählt, wie sich später ein Stall zur Garage wandelte. Sohn Georg Krebs hatte sich 1924 ein Gefährt der Marke Dixi angeschafft, das erste Auto, das durch die Straßen von Dietesheim rollte.

Der Hof des Hauses wirkt idyllisch. Dahinter liegt noch ein großer Garten, samt einer Bank aus Basalt.

Die dunklen Steine stecken auch die Beete ab.