Bevor sich die ersten Besucher durch den Nebeltunnel tasten, der sie ins Jahr 1838 versetzt, weist Ulrich Noll Mitstreiter noch einmal an: „Einige von euch werde ich erstechen.“ Im Wald an den Steinbrüchen erdolcht Noll dann tatsächlich, als sich ihm und seiner Gruppe furchterregende Figuren in den Weg stellen. Denen schadet die Verletzung aber nicht final. Zombies müssen schließlich zwanghaft immer auferstehen. Ruhe finden sie nie. Das gilt auch für die die Besucher der „Finsternacht“. Mancher entwickelt eine dezente Paranoia. Eine Frau fürchtet, als arglos jemand von hinten kommt: „Das ist doch einer von denen!“ Die Erwachsenen finden die gruselige Angst der Kindheit wieder, als die Eltern einem hinterherliefen und „Warte nur, ich kriege Dich“ riefen.,
Auch jetzt schießt Adrenalin durch die Adern. Hinter jedem Baum und Busch lauert Gefahr. Aufregend, auch wenn alle ahnen, letztlich geht es gut aus, aber man weiß nie, wann ein Werwolf oder Schlächter den Weg kreuzt. Diese Ungeheuervariante kann verwunden und infizieren. Wenn das passiert, heißt es im Schutz der ganzen Korona ab ins Laborzelt, um sich medizinisch wieder auf Vordermann bringen zu lassen. Für Schlächter im Wald gilt ähnliches wie für Hooligans auf der Straße: „Aus dem Weg gehen, nicht konfrontieren.“
Eingespielte Gemeinschaft
Die Gesamtorganisation der „Finsternacht“ liegt in den Händen der Katholischen Jugend, in deren Händen auch das traditionelle zweiwöchige Zeltlager liegt. Julian Fleckenstein, einer der Leiter, erzählt von der Idee, die eingespielte Gemeinschaft für ein weiteres Projekt wirken zu lassen, „wir wollen etwas schaffen, das allen in Erinnerung bleibt“. Der Familienmittag wird sich bei den Kindern ganz sicher im Gedächtnis festsetzen, ein Nachmittag fernab von Kinderschminken und Hüpfburgen.
Auch von den Erwachsenen dürfte kaum jemand sein Kommen bereuen. Die Nacht bietet weit mehr als die Flucht vor den Geistern. Fleckenstein erzählt, wie er sich vor ein paar Jahren das Treiben zu Halloween auf der Burg Frankenstein angesehen habe. Die Zuschauer seien nur inaktiv umhergelaufen. Für die „Finsternacht“ habe man mit den Profis von „Nexus- Exit“ ein ganz anderes Konzept entwickelt, „unsere Besucher haben Einfluss auf den Ablauf“.
Alle 300 Karten im Vorverkauf weg
Die Gruppen von zwölf Leuten müssen gemeinsam Rätsel lösen und eine Strategie entwickeln, um sich so schadlos wie möglich durchs Dickicht der Geschehnisse zu balancieren. Es braucht eine bestimmte Essenz, um Werwölfe zur Raison zu bringen. Das Rezept steht jedoch nicht simpel im Kochbuch, sondern in Rätseln verpackt. Alle 300 Karten für die Finsternacht und die Nachmittagsveranstaltung waren bereits im Vorverkauf an den Mann oder die Frau gebracht worden.