Hospizgemeinschaft begeht 25-jähriges Bestehen Begleitung auf letztem Weg

Der Tod gehört zum Leben: Seit einem Vierteljahrhundert begleitet die Hospizgemeinschaft Mühlheim Sterbende und Trauernde.

Mühlheim – Seit 25 Jahren kümmert sich die Hospizgemeinschaft Mühlheim um Sterbende und Trauernde. Nun feierte der Verein mit einem ökumenischen Gottesdienst in der St.-Markus-Kirche sein silbernes Jubiläum.

Manche, die sich bewusst sind, dass ihr Leben gerade um die letzte Kurve biegt, bereuen bestimmte Dinge, die sie getan haben. Andere wiederum grämen sich, manche Dinge unterlassen zu haben.

Das Selbstverständnis der Hospizgemeinschaft liegt darin, Menschen zuzuhören und nicht deren Biografie zu bilanzieren. Pfarrer Johannes Schmitt-Helfferich spricht von dem Vierteljahrhundert Geschichte der Gemeinschaft, „eine lange Zeit für einen Menschen, dennoch sind 25 Jahre nicht viel“. Der Geistliche erzählt von „denen, die hinübergegangen sind in die Nähe Gottes, der da ist“.

Renate Schnell berichtet von der Historie der Hospizbewegung in Deutschland, vom Haus Hörn in Aachen, das sich 1986 als erstes seiner Art in Deutschland gründete. Anfangs sei dessen Ruf ziemlich miserabel gewesen, „woran die Initiatoren nicht die geringste Schuld trugen, aber die Leute verwechselten Sterbebegleitung mit Sterbehilfe“.

Lange Zeit habe die Gesellschaft den Tod nur noch wie einen Betriebsunfall behandelt. In Krankenhäusern habe man sterbende Patienten zuweilen ins Bad geschoben, um niemandem den Anblick zuzumuten.

Christen glauben an ein Leben nach dem Tod. Annika Theophil, Pfarrerin der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde, zitiert aus der Offenbarung des Johannes, „und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz“. Was die Spekulation über eine Existenz nach dem Ende des irdischen Seins betrifft, nutzt die Geistliche die Parabel von der Raupe, die in ihrem aktuellen Zustand noch nichts davon wisse, schließlich zum Schmetterling zu mutieren.

Zwischendurch singt der „Neue Chor“, dirigiert und am Keyboard begleitet von Marcella Bomba.

Bürgermeister Daniel Tybussek skizziert einen Widerspruch. Im Kino und Fernsehen sei das Sterben ständig präsent. Es ließe sich jedoch simpel ausschalten, „erst wenn der Tod in unsere Nähe kommt, dann wachen wir auf“. Tybussek bittet die Mitarbeiter der Hospizgemeinschaft aufzustehen, worauf die Anwesenden applaudieren.

Manche sehen in der Beerdigung eines Menschen dessen Lebensbilanz. In Arthur Millers Theaterstück „Tod eines Handlungsreisenden“ fantasiert Willy Loman vor seinem durch einen fingierten Verkehrsunfall begangenen Suizid, wer bald an seinem Grab stünde. Der Beweis für seine Familie, wie beliebt er gewesen sei. Tatsächlich erscheinen nur die Gattin und die beiden Söhne.

Frank Wempe, der Vorsitzende der Hospizgemeinschaft, erzählt von dem Film „Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“ des Regisseurs Uberto Pasolini. Mr. May, ein Angestellter bei der Stadt London, kümmert sich um die Beerdigungen jener, zu denen meist gar niemand kommt. Dennoch schreibt er immer eine Trauerrede, die der Priester hält. Zu seiner eigenen Beisetzung nach einem Busunfall erscheint erst niemand, bis die Geister all jener an sein Grab treten, um deren Beerdigung er sich im Laufe der Jahre gekümmert hatte.

Wie von Pfarrer Schmitt-Helfferich angekündigt, zündet Marlis Hanebutt, die Vize-Vorsitzende der Hospizgemeinschaft, eine Kerze für all die begleiteten Sterbenden und Trauernden der vergangenen 25 Jahre an. Informationen im Internet gibt es unter hgm-ev.de

Von Stefan Mangold