Sommerfest des Kleingärtnervereins in den Mellseewiesen Beim Klassiker zieht es halb Mühlheim zu den Kleingärtnern

Siggi Bochow (links), Horst Pieroth (mitte) und Fritz Ihl an der Zapfanlage für das beliebte Schwarzbier aus dem Odenwald. Foto: man

Mühlheim (man) – Weit weg vom Schuss, ganz hinten am Lämmmerspieler Weg, liegt der Kleingartenverein „In den Mellseewiesen“. Bestimmt sagen sich hier Fuchs und Hase zumindest hin und wieder gute Nacht. Wer dort das erste Mal zum Sommerfest erscheint, der wundert sich vielleicht: Halb Mühlheim scheint Präsenz zu zeigen.

„Alle vierzig Garnituren von Tischen und Bänken sind an beiden Tagen besetzt“, betont der Vereinsvorsitzende Fritz Ihl. Am Sonntagmittag tippt er, dass an den beiden Tagen etwa 900 Besucher erschienen. Dazu braucht der Club nicht groß die Werbetrommel zu rühren. Die Leute wissen Bescheid. Der Vizevorsitzende Horst Pieroth saß vor Kurzem mit anderen Dietesheimer Vereinsvertretern zusammen, als jemand mit Blick auf das Fest der Mellseewiesen-Gärtner sagte, „das ist doch ein Klassiker“.

Das dürfte an mehreren Faktoren liegen. Ihl berichtet, wer sich gerade nicht im Urlaub befinde oder aus anderen Gründen verhindert sei, der helfe mit. So mancher Kleingartenverein wäre froh, wenn es im eigenen Club auch nur annähernd so engagiert zuginge. Anderswo beobachten altgediente Vorstandsmitglieder, wie sich junge Familien zwar über eine Parzelle freuen, sich dann aber einigeln, möglichst mit hohen Hecken.

Ihl legt Wert darauf, dass die Preise für die meisten kein Problem darstellen dürften. Das Steak kostet vier Euro und das Bier ist schon für anderthalb Euro zu bekommen. Das Schwarzbier aus einer Odenwälder Brauerei ist auch in diesem Jahr der Renner. Hinzu kommt der Service. Niemand muss etwa ewig in der Schlange warten, nur um erst mal Bons zu kaufen. Eine wie Linda Pieroth, die Kassenwartin im Vorstand, rechnet das Wechselgeld schneller aus als jede Registrierkasse. Außerdem gibt es nicht nur Steaks und Würstchen satt, sondern auch noch eine gekühlte Salatbar. Ein Höhepunkt ist der selbst gebackene Kuchen an den Sonntagen. Ihl weiß, dass dann sogar manche kommen, „nur um sich für den heimischen Kaffeetisch mit Kuchen einzudecken“.

Der vor 26 Jahren gegründete Verein besteht inoffiziell schon seit 1932. In den 90er Jahren sah es jedoch für kurze Zeit so aus, als müssten die Kleingärtner weichen. Um als juristische Person die eigenen Interessen vertreten zu können, gründete man einen Verein. Im nächsten Jahr wird sich im Club auf jeden Fall etwas ändern. Der Vorsitzende Fritz Ihl, sein Vize Horst Pieroth und dessen Frau Linda Pieroth werden sich dann wie wohl auch die anderen Mitglieder im Vorstand nicht mehr zur Wahl aufstellen. „Die jüngeren sollen übernehmen, die bringen frischen Wind rein“, erklärt Horst Pieroth, warum er nach etlichen Jahren im Vorstand nicht mehr antreten wird, „wir werden jedoch nicht abtauchen“. Was für den Mann heißt, potenzielle Nachfolger müssen keine Angst haben, ohne vernünftige Übergabe im Regen stehen gelassen zu werden. Der Verein braucht natürlich Nachfolger, „sonst übernimmt das Gericht die entsprechenden Funktionen, was viel kostet“. Bleibt das so, löst sich ein Club automatisch auf.

„In den Mellseewiesen“ gibt es 70 Gärten. Die Leute kennen einander. Horst Pieroth legt Wert darauf, nicht zu den Kleingartenvereinen zu gehören, die mit dem Lineal kontrollieren, ob jeder Halm auch mit der Satzung übereinstimmt.

Wie am Schnürchen läuft am Ende der beiden Tage stets das kollektive klar Schiff machen. Wenn gegen 19 Uhr Schluss ist, „sieht es zwei Stunden später so aus, als hätte es nie ein Fest gegeben“. 1